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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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und voller Flecke, der Tropenhelm fehlte. Erschrocken stiegen sie ab, um ihm zu helfen; es war nur allzu deutlich, dass er sich unter Aufbietung seiner letzten Kräfte vorangeschleppt hatte. Als von Roden und Juma ihn unter den Armen fassten, sackten ihm die Beine weg. Vorsichtig ließen sie ihn zu Boden gleiten. » Von Roden«, stammelte Christian, als müsse er nachdenken, wen er vor sich hatte. » Sie ist… sie haben sie… ich konnte sie nicht daran hindern…«
    » Woran konnten Sie wen nicht hindern? Nun reden Sie schon!« , rief Max von Roden und fasste ihn stützend bei den Schultern.
    Christian sprach hastig und gepresst und musste zwischendrin immer wieder nach Luft ringen.
    » Die Eingeborenen. Sie haben sie mitgenommen. Ihr Maultier ist durchgegangen und hat sie abgeworfen. Ich habe sie stöhnen hören und wollte zu ihr, aber sie war von diesen Kerlen umringt. Als ich das Gewehr anlegte, fielen sie in Scharen über mich her… Die verdammte Flinte ist nicht losgegangen…«
    » Seien Sie froh, Mann«, knurrte von Roden. » Hätten Sie einen von ihnen erschossen, wäre das Ihr Todesurteil gewesen.«
    Die Dschagga hatten Charlotte mitgenommen! Das sollte begreifen, wer wollte, aber es war auf jeden Fall eine böse Nachricht. Großer Gott– was würden sie mit ihr tun? Er wehrte sich gegen die scheußlichen Bilder, die in seinem Hirn auftauchten– solche Dinge passierten immer wieder. Aber doch nicht ausgerechnet Charlotte…
    » Wohin sind sie gegangen? Den Pfad hinunter?«
    Christian Ohlsen war ihm keine große Hilfe. Er war zu Boden geworfen worden und hatte für eine Weile das Bewusstsein verloren. Als er wieder zu sich kam, waren die Dschagga verschwunden, ebenso Charlotte und auch die Maultiere.
    » Reiten dorthin und finden ihre Spuren«, sagte Kapande. » Niemand geht ohne Spur, nur Geist.«
    Juma überließ Christian sein Maultier und lief freiwillig zu Fuß; er war voller Reue, trotzdem aber heilfroh, rechtzeitig entkommen zu sein. Christian Ohlsen brauchte drei Ansätze, um in den Sattel zu gelangen, schließlich half ihm von Roden hinauf, während Juma das unruhige Maultier am Halfter hielt.
    » Sie haben Fieber, Mann. Das habe ich schon gestern bemerkt. Haben Sie Chinin genommen?«
    Christian wischte sich mit dem Ärmel das Blut von der Stirn und gab keine Antwort. Immerhin stellte von Roden mit scharfem Blick fest, dass die Stirnwunde nicht erheblich war– eine aufgeplatzte Prellung, die von einem Schlag herrührte. Wahrscheinlich war er deshalb noch benommen.
    Sie hatten nicht lange zu reiten. An der Stelle, wo der Überfall stattgefunden hatte, wurde der Pfad von einem schmalen Gebirgsbach überquert, der zurzeit nicht allzu viel Wasser führte. Die Dschagga waren das Bachbett heruntergelaufen und hier auf den Pfad gestoßen.
    » Da, bwana!«
    Juma hatte ein ockergelbes Tuch entdeckt, das sich im Gebüsch verfangen hatte.
    » Das gehört ihr. Sie hat es verloren, als das Maultier durchging!«
    Christian nahm das Tuch an sich, hielt es in den Händen und besah es mit so verzweifeltem Blick, dass von Roden Mitleid bekam. Er mochte diesen Mann nicht besonders, aber er konnte seine Sorge um Charlotte nur allzu gut verstehen.
    » Dschagga haben Zweige und Äste geschnitten«, vermeldete Kapande.
    Von Roden hatte die frischen Bruchstellen als Folge des Kampfes gedeutet, jetzt aber erkannte er, dass Buschmesser benutzt worden waren.
    » Sie haben Trage gebaut, bwana. Und dann sie sind bergab gegangen. Vielleicht nach Moshi…«
    » Moshi?«, wiederholte Christian Ohlsen. » Wieso Moshi? Kann man das an den Spuren erkennen?«
    Von Roden wurde klar, dass Ohlsen offensichtlich kaum Suaheli verstand, und er beschloss, die Sache mit der Trage besser zu verschweigen. Es konnte nur bedeuten, dass Charlotte ernsthaft verletzt war und weder reiten noch gehen konnte. Himmel– sie würde doch nicht sterben?
    » Ja, hinunter nach Moshi. Es ist möglich, dass die Dschagga zur Karawane unterwegs sind, um ihr Elfenbein anzubieten«, sagte er bedächtig. » Vielleicht haben sie Ihre Frau dorthin mitgenommen …«
    Es war eine recht vage Vermutung, an die er selbst nicht so richtig glauben konnte, aber sie war keineswegs vollkommen abwegig. Es konnte ja sein, dass die Dschagga mit der Dankbarkeit der weißen Schutztruppe rechneten, die sich ganz sicher in Geschenken ausdrücken würde.
    » Dann reiten wir hinunter…«
    Christian schien wieder aufzuleben. Er trieb sein Maultier an, doch er hing so weit

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