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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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den Rücken zu. Sie hatte die langen Bananenblätter, die vor dem Ausgang hingen, ein wenig zur Seite geschoben, um nach draußen zu spähen.
    » Häuptling sagt, er ist mit seinen bibi zufrieden. Will weiße bibi dennoch behalten. Wenn dein Freund seine bibi zurückhaben will, er muss Preis bezahlen.«
    » Aha!«, sagte von Roden auf Deutsch. » Daher weht der Wind!«
    Charlotte unternahm einen zweiten Versuch, sich aufzusetzen, dieses Mal langsam und vorsichtig. Einen Augenblick lang drehte sich alles um sie, dann wurde es besser. Sie stützte sich mit den Händen ab und stellte fest, dass ihre Arme vor Schwäche zitterten. Nie zuvor hatte sie sich so hilflos gefühlt, sie konnte nicht einmal sitzen– wie sollte sie überhaupt von hier fortgelangen?
    » Es ist nicht klug, solche Forderungen zu stellen«, hörte sie von Roden auf Suaheli mahnen. » Die deutschen Soldaten unten in Moshi werden kommen, um die weiße bibi zu befreien. Dann wird der Häuptling vielleicht all sein Land und viele Krieger verlieren…«
    » Wir sind im Dschagga-Dorf, bwana. Viele Speere auf uns gerichtet!«
    » Nun mach schon, Kapande!«
    Das Palaver dehnte sich aus, und Charlotte ließ sich wieder zurücksinken, da ihre Arme ihr den Dienst versagten. Keuchend lag sie auf dem harten Boden und spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Im gleichen Moment wurde ihr bewusst, dass ihre Kleider verschwunden waren. Man hatte sie ausgezogen, ihr nicht einmal ein Hemd gelassen, nur ein staubiger, roter Stofffetzen bedeckte ihren Körper.
    » Der Häuptling will mit dir Preis verhandeln.«
    » Ich zahle keinen Preis, verflucht! Ich fordere die weiße bibi zurück, die er entführt hat. Wo ist sie?«
    Wieder hörte sie fremde Laute, dieses Mal kam die Antwort rascher. Vermutlich spielte der Übersetzer sein eigenes Spiel.
    » Er sagt, sie viel Mühe mit ihr gehabt. Medizinmann war bei ihr. Bibi ist krank.«
    » Ich will sie sehen!«
    Unsinnigerweise erschrak sie über von Rodens energische Forderung– er durfte sie auf keinen Fall so sehen, vollkommen verdreckt, mit wirrem Haar und dazu nackt, nur mit einem knappen Tuch bedeckt…
    Die langen Bananenblätter vor dem Hüttenausgang raschelten, und die Frau wich eilig zurück, als eine Hand den Blättervorhang beiseiteschob. Licht fiel in das Innere der Hütte und blendete Charlottes Augen, doch sie erkannte Max von Roden, der jetzt in gebückter Haltung eintrat.
    Er schien ihre Blöße gar nicht wahrzunehmen, kniete neben ihr nieder und lächelte sie ermutigend an.
    » Keine Angst, Frau Ohlsen. Ich hole Sie hier heraus.«
    Sie versuchte, sein Lächeln zu erwidern, auch wenn es recht kläglich ausfiel.
    » Haben Sie sich etwas gebrochen?«, fragte er und ließ nun doch den Blick über ihren Körper wandern.
    » Ich glaube nicht… Es ist wohl eher ein Fieber …Wo ist mein Mann? Ist er etwa auch hier gefangen?«
    » Zum Glück nicht. Er ist hinunter nach Moshi geritten, um nach Ihnen zu suchen.«
    » Es tut mir schrecklich leid, dass ich Ihnen solche Mühe bereite…«
    Er schüttelte den Kopf und legte ihr beruhigend die Hand auf die nackte Schulter. » Reden Sie keinen Unsinn. Es ist alles meine Schuld, ich hätte Sie begleiten müssen. Aber verlassen Sie sich darauf: In wenigen Stunden liegen Sie in einem gemütlichen Bett und erholen sich von dem Schrecken.«
    » Ich kann doch gar nicht laufen…«
    » Das soll unsere geringste Sorge sein«, entgegnete er aufmunternd, erhob sich und ging wieder hinaus.
    Gleich darauf krochen zwei junge Frauen in die Hütte, brachten eine Kalebasse und einen ziemlich schmutzigen, ehemals roten Stoff und machten sich an ihr zu schaffen. Sie schwatzten auf sie ein, gaben ihr zu trinken und halfen ihr, sich aufzurichten. Charlotte war zu schwach, um sich zu wehren, sie ließ geschehen, dass man sie mit den Tüchern umwickelte und sie dann wieder auf den Boden setzte. Immer noch war ihr mulmig zumute, alles drehte sich, und das hohle Gefühl, der Vorbote des Fiebers, kündigte sich erneut an. Was trieben diese Frauen mit ihr? Sie trugen das Haar kurz geschoren, weshalb ihnen Charlottes lange Lockenpracht offenbar sehr merkwürdig erschien. Sie fassten mit den Händen hinein und lachten, dann lief eine davon, brachte einen Topf mit einer hellbraunen Pampe, und sie begannen, Charlottes Haar damit einzuschmieren und in Zöpfchen zu flechten. Charlotte wehrte sich nicht. Durstig trank sie das klare Bergwasser. Was für ein Teufelszeug mochten sie ihr eingeflößt haben, dass

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