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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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die Sachen auf dem Nachttisch beiseite und stellte eine Schale ab, aus der ein verführerischer Duft aufstieg. Charlotte merkte, dass sie hungrig war– ein gutes Zeichen.
    » Viel essen«, bemerkte Hamuna zufrieden, während Charlotte die Suppe löffelte. » Ich bringe noch Maiskuchen und Mus von Bananen. Und Knollen aus uleia, die bwana Roden hat im Garten gepflanzt. Sind gut, aber Kochbananen besser für Hamuna…«
    » Bwana Roden hat Kartoffeln aus Europa gepflanzt?«
    » Kartoffel.« Sie nickte. » Grünes Kraut mit giftige Beere– nur essen Knolle. Schmeckt gut…«
    Charlotte leerte die Schale, dann ließ sie sich wieder aufs Kopfkissen sinken und schloss die Augen. Es war schön, in diesem hübschen Zimmer liegen zu dürfen und umsorgt zu werden, den Dingen ihren Lauf zu lassen, sich um nichts kümmern zu müssen. Wie lange war ihr so etwas nicht mehr widerfahren? Seit dem Tag, an dem Christians Geschäft in Konkurs ging, hatte sie immer stark sein müssen, hatte die Entscheidungen gefällt und für Christian und Klara Verantwortung übernommen, den Laden aufgebaut, das Geld verdient… Klara– ihre zärtliche, kleine Klara. Plötzlich überkam sie ein großes Heimweh nach ihrer jüngeren Cousine, und sie spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen strömten. Es mussten die Nerven sein. Klara ging es sicher gut, sie führte den Laden mit Kamal Singhs Hilfe, und dann hatte sie ja auch noch die Unterstützung der Mission, vor allem die von Pfarrer Peter Siegel…
    Jemand war an der Tür, wahrscheinlich Hamuna, die ihr die Maisküchlein brachte. Charlotte wischte sich rasch die Tränen ab; ihre freundliche Pflegerin sollte nicht sehen, dass sie geweint hatte. Doch es war nicht Hamuna, die ins Zimmer trat, sondern Max von Roden.
    Er erschien ihr ungewöhnlich zögerlich, fast beklommen, und wieder fragte sie sich, ob der so übermäßig gut gelaunte Arzt ihr vielleicht etwas verschwiegen hatte. War diese Besserung nur kurzfristig? Hatte sie sich eine unheilbare Krankheit zugezogen? Als von Roden ihren Blick spürte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er lächelte ihr aufmunternd zu, was ihren Verdacht nur noch bestätigte.
    » Ausgeschlafen?«, fragte er in scherzhaftem Ton und zog sich einen Stuhl heran. » Der Doktor sagt, Sie kämen bald wieder ganz in Ordnung. Das ist weiß Gott eine gute Nachricht. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht…«
    Wenn er sie tatsächlich belog, dann machte er es hervorragend. Eigentlich hatte sie ihm ein solches Talent nicht zugetraut, war er ihr doch immer als ein Mensch erschienen, der aussprach, was er dachte.
    » Unkraut vergeht nicht– wie man bei uns in Leer sagt. Ich bin Ihnen unendlich dankbar…«
    » Dafür gibt es keine Ursache, Frau Ohlsen. Das alles ist nur durch meinen Leichtsinn passiert. Ich hätte mit Ihnen reiten sollen.«
    » Wie können Sie so etwas auch nur denken! Woher sollten Sie wissen, dass die Dschagga uns überfallen? Es war einfach Pech– Schicksal, wenn Sie wollen.«
    Er atmete tief ein und aus, als müsse er sich von einem schlimmen Gedanken befreien, dann grinste er schwach.
    » Ja, das konnte freilich niemand vorhersehen. Und dazu haben die Burschen auch noch die beiden Maultiere einbehalten, genau wie Ihre Kleider. Die Frauen des Häuptlings wollten sie nicht mehr hergeben, sie waren ganz vernarrt in die Sachen, nur durch hartes Verhandeln konnte ich wenigstens den restlichen Inhalt Ihres Koffers retten…«
    Sie errötete, als sie daran dachte, in welchem Zustand er sie in der Hütte gesehen hatte.
    » Nun«, sagte sie mit verlegenem Lächeln, » ich hoffe, Sie mussten nicht allzu viel für mich bezahlen?«
    Seine Augen glitten hinüber zum Fenster, wo jetzt ein Windhauch den Vorhang auseinanderblies. Ein kleines Chamäleon hockte unbeweglich auf dem Fensterbrett, mit angewinkelten Beinen und erhobenem Kopf wie ein winziger Drache. Es musste Nachmittag sein, denn die Sonne war kraftvoll und in der Ferne hörte man die Gesänge der Schwarzen.
    » Nun«, sagte auch er und räusperte sich. » Der Preis war zwar nicht gerade niedrig, aber ich hätte für Sie noch weit mehr gezahlt.«
    » Ich werde es Ihnen natürlich ersetzen.«
    » Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, wehrte er ab. » Ersetzen müssen Sie mir gar nichts. Das wäre ja noch schöner.«
    » Aber ich bestehe darauf!«
    » Nichts zu machen«, wehrt er ab. » Das habe ich mir selber eingebrockt, und ich werde es auch auslöffeln. Die Hauptsache ist, Sie werden

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