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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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sich ihr Magen tatsächlich beruhigt hatte?
    Draußen wurde lebhaft verhandelt, und es war kein schönes Gefühl zu wissen, dass sie die Ware war, um die gefeilscht wurde.
    » Das kommt gar nicht in Frage!«, hörte sie von Roden wütend ausrufen.
    » Der Häuptling will weiße bibi nicht hergeben, wenn du dich weigerst, bwana …«
    O Gott! Was verlangten sie bloß von ihm? Geld? Geschenke? Waffen? Ja, gewiss. Sie würden Gewehre und Patronen haben wollen, die waren besser als ihre Speere. Sie würde von Roden den Schaden ersetzen müssen, wenn sie das überhaupt konnte. Aber das war alles gleich– wenn sie nur bald aus dieser verdammten, stinkenden Hütte herauskam…
    Die beiden Frauen hatten bereits einen Teil ihres Haares geflochten, als man sich draußen endlich einig wurde. Der Blättervorhang wurde zurückgeschoben, und sie erblickte einen geschmückten Krieger, nicht allzu groß gewachsen, doch mit ansehnlichen Muskelsträngen an Armen und Beinen. War er der Häuptling? Er musterte sie und schien nicht ganz zufrieden mit ihrem Aussehen zu sein. Eine der Frauen musste ein besticktes Band opfern, das sie um ihren Kopf gebunden hatte, die andere legte Charlotte eine lange Kette um den Hals. Ganz sicher ein wertvoller Schmuck, denn der Kupferdraht war äußerst kunstvoll zu winzigen, ineinandergreifenden Gliedern geschlungen. Als die beiden Frauen sie jetzt aus der Hütte führten, beschlich sie das aberwitzige Gefühl, geschmückt wie eine Braut zu sein, und sie fragte sich, ob sie das alles womöglich doch nur phantasierte.
    Von Roden erwartete sie mit unbeweglicher Miene, allein seine Mundwinkel zuckten leicht, als er einen kurzen Blick auf sie warf. Die beiden Frauen ließen Charlotte los, die augenblicklich zusammensackte. Rasch sprang von Roden herbei, um sie zu stützen.
    » Sie können mich doch nicht den ganzen Weg über tragen…«
    » Nur bis zu der Stelle, wo der Pfad breiter wird, dann werden wir reiten.«
    Ihr Abgang wurde von triumphierenden Rufen und Jubellauten begleitet, so dass Charlotte sich beklommen fragte, was von Roden wohl für sie bezahlt haben mochte. Sie hatte die Arme um seinen Hals gelegt, um ihm die Last zu erleichtern, während er schnell den Pfad hinabeilte und ihr leise versicherte, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, er werde sie schon nicht fallen lassen.
    Sobald die Wegverhältnisse es zuließen, hob er sie vor sich auf sein Maultier und flüsterte ihr während des unbequemen Ritts immer wieder zu, dass sie schon bald auf der Plantage seien. Sie reagierte kaum; das Fieber war wieder angestiegen, und sein Arm, mit dem er sie fest um die Mitte hielt, schmerzte sie höllisch. Der Weg zurück zur Plantage erschien ihr wie eine Ewigkeit.

» Warten Sie! Sagen Sie es ihr nicht. Sie ist noch zu schwach.«
    » Wie Sie wollen.«
    Charlotte schlug die Augen auf und erblickte einen bunt gemusterten Vorhang, hinter dem sich gleißend die rechteckige Form des Fensters abzeichnete. Sie hatte keine Ahnung, wie sie in dieses Zimmer gekommen war, wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte– aber es war Johannas Zimmer, der Raum, den von Roden für seine Braut eingerichtet hatte.
    Die Tür wurde mit einem Ruck geöffnet, und ein weiß gekleideter Mann trat ein. Er trug eine Uniformjacke mit blanken Knöpfen und hielt eine Tasche in der Hand; sein rundes Gesicht wurde von einem üppigen Schnurrbart geziert, während sein dunkelblondes Haupthaar schon ziemlich gelichtet war.
    » Sie sind ja wach! Und ich hatte schon Angst, Sie aus dem Schlaf reißen zu müssen…«
    Unbekümmert zog er einen der Stühle zu ihrem Lager, setzte sich und griff nach ihrem Handgelenk, um den Puls zu fühlen. Er sei Dr. Brooker, zurzeit in Moshi stationiert. Der Herr von Roden habe ihn holen lassen, weil er sich Sorgen um sie mache. Allerdings habe er den Eindruck, dass sie auf dem Wege der Besserung sei. Ihr Puls gehe ein wenig schnell, ob sie Schmerzen habe, Übelkeit verspüre, Durchfall…
    » Im Augenblick nicht…«
    Er redete ohne Unterbrechung auf sie ein, während er ihr Augenlid herabzog, ihre Zunge besah und dann auf ihrem Bauch herumdrückte, allerdings ohne das Hemd zu heben, mit dem sie bekleidet war und das sie vorher noch nie gesehen hatte. Schließlich klappte er seine Tasche auf und suchte zwischen allerlei braunen Fläschchen, Klistier, Schröpfköpfen, Messer und Zangen ein Fieberthermometer heraus, das er ihr in den Mund steckte.
    » Meine Güte– nach den Schilderungen hatte ich schon

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