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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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rasch gesund.«
    Er hatte wieder dieses selbstbewusste, aufmunternde Lächeln auf den Lippen, das ihr eine Spur aufgesetzt vorkam. Versuchte er tatsächlich, sie zu täuschen? Sie beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. » Es gefällt mir nicht, Sie so auszunutzen«, sagte sie daher betreten. » Zumal ich gleich morgen schon wieder Ihre Hilfe in Anspruch nehmen muss. Ich möchte hinunter nach Moshi reiten. Es geht mir gut, und ich will auf keinen Fall die Abreise der Karawane verpassen. Wie mein Mann schon sagte: Es steckt ja auch mein Geld in diesem Handel.«
    Er runzelte die Stirn und machte eine abwehrende Bewegung.
    » Schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Frau Ohlsen. Die Karawane ist längst davon. Der Doktor hat Ihren Koffer mitgebracht und auch einige persönliche Dinge, die Sie in den nächsten Tagen benötigen werden. Ich lasse Ihnen die Sachen gleich bringen…«
    » Das war sehr freundlich von Dr. Brooker. Aber ich werde Ihnen auf keinen Fall tagelang zur Last fallen. Zumal mein Mann unten in Moshi auf mich wartet und sich gewiss Sorgen um mich machen wird.«
    Er sprang so hastig auf, dass der Stuhl umgefallen wäre, hätte er ihn nicht geistesgegenwärtig an der Lehne gepackt.
    » Ich hole jetzt Ihre Sachen, und Hamuna wird Ihnen helfen, sich ein wenig zurechtzumachen«, sagte er mit gezwungener Ruhe. » Alles andere wird sich schon ergeben. Glauben Sie mir, Sie brauchen noch einige Tage Pflege und viel Ruhe, auf keinen Fall sollten Sie schon morgen auf ein Maultier steigen.«
    Jetzt war sie sich sicher: Da war ein Schatten. Düster und bedrohlich breitete er sich im Raum aus, verdunkelte das gleißende Sonnenrechteck hinter dem Vorhang, verschluckte die Gesänge der Schwarzen auf den Feldern.
    » Warten Sie!«
    Er hatte die Türklinke schon in der Hand, doch auf ihren Ruf hin verharrte er reglos wie ein ertappter Dieb.
    » Ich bin kein Kind, Herr von Roden. Sagen Sie mir die Wahrheit, ich spüre doch, dass Sie etwas vor mir verbergen.«
    Unendlich langsam drehte er sich zu ihr um, die Türklinke haltsuchend umklammert. In seinem Blick lag tiefstes Mitgefühl.
    » Ihr Mann kam mit knapper Not bis Moshi«, erklärte er heiser. » Meine Leute brachten ihn sofort in die Militärstation, doch man konnte ihm nicht mehr helfen.«
    Sie begriff nichts. Wollte nichts begreifen. Von wem sprach er überhaupt? Christian war in Moshi. Dort gab es Ärzte, die ihn behandeln konnten, dort war er in sicheren Händen…
    » Er starb noch in der gleichen Nacht«, hörte sie Max von Rodens dumpfe Stimme. » Dr. Brooker hat mir erklärt, dass es das Schwarzwasserfieber war– die Malaria hat seine Nieren ruiniert. Es musste schon eine ganze Weile in ihm gesteckt haben, ein Wunder, dass er in diesem Zustand die Strapazen der Karawane auf sich genommen hat…«
    Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Christian war doch noch vor Kurzem neben ihr geritten, sie hatten gemeinsam zu dem weißen Gipfel hinaufgesehen, und er hatte gesagt, dass er… was hatte er doch gesagt? Dass er jetzt wieder einen Traum habe. Eine Plantage. Er hatte sich so sehr gewünscht, eine Plantage zu besitzen…
    » Ich will zu ihm! Ich will ihn sehen«, brach es aus ihr heraus. » Ich glaube das nicht, bevor ich ihn nicht gesehen habe…«
    Plötzlich kniete von Roden neben ihrem Lager und schlang beide Arme um sie, hielt sie fest an seine Brust gepresst, als müsse er sie daran hindern, etwas ganz und gar Unsinniges zu tun.
    » Ich wollte es dir noch nicht sagen«, murmelte er. » Nicht bevor du wieder ganz gesund bist. Mein Gott, ich weiß, wie schwer dich diese Nachricht trifft, aber ich bin ein schlechter Lügner, und nun ist es heraus. Wir werden gemeinsam hinunterreiten, wenn es dir wieder besser geht.«
    Sie war wie versteinert und spürte nicht einmal, dass er sie sanft hin- und herwiegte, ihr das verklebte Haar streichelte.
    » Ich reite noch heute. Niemand hält mich auf… Ich muss… ihn wenigstens… noch einmal sehen.«
    » Natürlich«, sagte er leise und drückte ihren Kopf an seine Schulter. » Das verstehe ich. Sehr gut verstehe ich das. Es ist nur… Sie haben ihn heute früh zu Grabe getragen. Es ist zu heiß, um allzu lange damit zu warten.«
    Wie betäubt verharrte Charlotte an seiner Brust.
    Christian war tot und schon in afrikanischer Erde begraben. Sie würde nicht einmal mehr Abschied von ihm nehmen können. In ihrem Herzen verspürte sie einen tiefen, dunklen Schmerz, der sich langsam in ihrem Körper ausbreitete.
    »

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