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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Nächten hielt er sie umschlungen, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, und oft ließ er sacht die Hand über ihren Bauch gleiten, in dem das neue Leben heranwuchs. Ihr gemeinsames Kind, der Sohn, auf den er so sehr hoffte.
    » Und wenn es ein Mädchen wird?«
    » Das nehmen wir auch. Dann wird es eben beim nächsten Mal ein Junge.«
    » Aber eine Frau könnte die Plantage doch auch führen.«
    » Das glaubst du nur, mein Schatz. Eine Plantage braucht einen Mann. Vor einer Frau haben die Arbeiter keinen Respekt.«
    Er goss sich ein Glas Limonade ein und warf einen neugierigen Blick auf das zugeklappte Buch in Charlottes Schoß. Als er den Titel entziffert hatte, grinste er leicht spöttisch– er hatte ihr gleich gesagt, dass sie nicht viel Freude daran haben würde. Max schätzte Klara sehr, doch er hatte oft bemängelt, dass sie unter dem Einfluss ihres Ehemannes mit jedem Brief frommer würde. Wobei das Wort » fromm« in seinem Sprachgebrauch kein Lob war. Er selbst hatte einige Reiseberichte und Romane für Charlotte in Berlin bestellt, darunter auch das heiß umstrittene Buch der Bertha von Suttner Die Waffen nieder, das Charlotte tief erschüttert und zu Tränen gerührt hatte. Was Max auch wieder nicht recht gewesen war, denn er fürchtete ernsthaft, diese Aufregung könne dem Kind schaden, also hatte er Mozarts Klavierkonzerte für seine Frau geordert und die Monatshefte von Velhaagen & Klasing abonniert.
    » Seid ihr mit der Arbeit vorangekommen?«, erkundigte sich Charlotte nun. » Ausgezeichnet! Bald werden wir ganz groß in das Geschäft mit dem Sisal einsteigen. Der Boden bei den ehemaligen Kokospflanzungen ist genau richtig, wir müssen nur noch ein paar Bäume roden, dann können wir pflanzen…«
    Sie wusste, dass er die augenblicklichen Probleme schönredete, um sie nicht zu beunruhigen, doch sie war nicht ärgerlich darüber. Die Schwangerschaft machte sie ohnehin gelassener, spann sie in einen Kokon ein, der drängende Sorgen von ihr abhielt und ihr die Zuversicht gab, alles würde sich schon zum Guten wenden. Die erste Sisalernte war ein Fehlschlag gewesen, die Pflanzen waren noch zu jung, die Fasern zu weich und leicht zerreißbar. Auch die Kaffee-Ernte war geringer ausgefallen als erwartet, schon deshalb, weil Max die alten Kaffeebäume gerodet hatte, um Sisal zu pflanzen. Leider hatten seine eher halbherzigen Verhandlungen um den Kaffeepreis nichts eingebracht, im Gegenteil, sie hatten Einbußen hinnehmen müssen. Max hatte sich damals sein Erbe auszahlen lassen und bis auf eine kleine Notreserve alles in die Plantage investiert, es konnte also knapp werden in den kommenden Jahren.
    » Da schau!«, rief er und deutete mit dem Glas in der Hand nach Westen. » Seine Majestät zeigt sich, um uns eine gute Nacht zu wünschen.«
    Der Kilimandscharo war seit Tagen nicht zu sehen gewesen, jetzt plötzlich tauchte sein dunkler Kegel vor dem Abendhimmel auf, schwamm dort in zartem, orangefarbigem Dunst wie eine Erscheinung, die ein Geisterbeschwörer herbeigezaubert hatte. Weißer Nebel stieg aus den Regenwäldern empor, lagerte sich hier und da an den Berghängen ab und schimmerte fast ebenso hell wie der Schnee auf seinem Gipfel.
    » Ein gutes Zeichen«, bemerkte Max. » Du wirst sehen, die Agaven wachsen gut an, und in ein paar Jahren sind wir so reich, dass wir anbauen können. Einen Saal mit einem Konzertflügel für dich, mein Liebling…«
    Er brachte sie zum Lachen. Als sie spürte, wie sich das Kind dabei bewegte, nahm sie seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Staunen und Entzücken malten sich in seinem Gesicht; in diesem Augenblick konnte er kaum fassen, dass er es war, der dieses zappelnde Leben in sie gepflanzt hatte.
    » Wenn das ein Junge ist, dann wird er einmal ein…«
    Ein lauter Ruf vom Hauseingang her unterbrach ihn. Es war Sadalla, der eben gerade die Schüsseln mit Reis, Hühnerfleisch und roten Bohnen aus der Küche zum gedeckten Tisch im Wohnzimmer trug.
    » Bwana Roden! Bibi Roden! Gäste kommen.«
    Schon wieder, dachte Charlotte resigniert. Eigentlich war sie recht froh, dass die lästige Jagdgesellschaft aus Frankreich, die sich über zwei Wochen bei ihnen einquartiert hatte, vor einigen Tagen weitergezogen war.
    » Ganz so schlimm wird es nicht«, beruhigte sie Max schmunzelnd, der ihre Gedanken erraten hatte und zur Akazienallee hinüberblickte. » Ich glaube, es ist nur ein einziger Gast, er führt zwei bepackte Maultiere mit sich.«
    Die Sonne war schon gesunken, der

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