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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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gesehen, aber sie musste lachen, weil der Bursche so ernsthaft dreinschaute, als warte er auf etwas.
    » In meiner Heimat sagt man, dass der Storch die Kinder bringt«, erklärte sie Hamuna.
    » In Afrika bringt kongoti nicht kitoto«, meinte die Dienerin und schielte misstrauisch zu dem schwarz-weißen Besucher hinüber. » Vielleicht ist er gekommen extra für bibi Roden. Aber besser ist, er fliegt wieder fort.«
    Als Max gegen Mittag zurückkehrte, hatte der Storch Gesellschaft bekommen. Wohl dreißig bis fünfzig seiner Artgenossen hatten sich die Plantage als Ruheplatz ausgewählt. Sie hockten wie weiße Flecken in den Eukalyptusbäumen, einige waren neben dem großen Teich gelandet und stelzten auf der Wiese herum, andere saßen auf dem Dach des Wohnhauses, auf dem Stall, sogar auf den Akazien der Allee. Nur auf den Wohnhütten der schwarzen Angestellten wagte kein einziger Platz zu nehmen, denn dort jagte man sie davon.
    » Was für eine seltene Invasion«, bemerkte Max grinsend. » Ganz sicher hat das etwas zu bedeuten, Charlotte. Ich glaube, ich sollte Juma und Mtangi nach Moshi schicken und Dr. Brooker bitten, zu uns hinaufzukommen.«
    Er redete seit mindestens drei Wochen davon, doch Charlotte hatte bisher immer behauptet, es sei noch jede Menge Zeit und man könne dem Doktor nicht zumuten, für nichts und wieder nichts den Weg zur Plantage zu machen.
    » Wegen der Störche?«, kicherte Charlotte. » Aber Max, das ist doch albern.«
    Er lud sich einen Berg Salat auf den Teller, um den Ertrag ihrer » Damenplantage« zu würdigen, wenngleich sie wusste, dass er der gebratenen Ziege mit weitaus größerer Begeisterung zusprach.
    » Nicht wegen der Störche, mein Schatz. Weil es jetzt jeden Augenblick so weit sein kann. Du musst das doch spüren, oder nicht?«
    Sie spürte gar nichts und wusste auch nicht, was sie da spüren sollte. Schließlich war es ihre erste Geburt, und weder die Großmutter noch Tante Fanny hatten sich über solche Details ausgelassen. Nur dass es sehr wehtat, war ihr bekannt. Es musste auf jeden Fall weitaus schlimmer sein als damals die Fehlgeburt, dafür würde sie aber auch ein Kind auf die Welt bringen. Und so Gott wollte, war es ein gesunder Junge.
    » Also, ich schicke die beiden noch heute los– dann kann der Doktor schon morgen Mittag hier sein«, entschied Max eigenmächtig.
    » Wenn sie ihn unten in der Station entbehren können…«
    » Verflixt noch mal, das müssen sie. Schließlich geht es hier um Le…« Er stockte erschrocken und fuhr dann fort: » …um Mutter und Kind. Um dich und unseren Sohn.«
    » Oder unsere Tochter.«
    » Meinetwegen auch eine Tochter«, brummte er belustigt. » Wenn sie dir ähnlich wird, dann können wir sie behalten.«
    Sie lachte und lehnte sich im Stuhl zurück. Ihr war ein wenig übel. Wahrscheinlich hatte sie zu viel gegessen.
    » Ich reite noch mal raus, bin aber bald wieder da!«, verkündete er und trank im Aufstehen sein Glas leer. » Lauf nicht so viel herum, es ist sicher besser, wenn du dich ein wenig aufs Ohr legst.«
    Sie gab keine Antwort; seine ständigen Vorschriften gingen ihr auf die Nerven. Gewiss, er sorgte sich um sie, aber weshalb meinte er eigentlich, alles besser zu wissen? Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie die Schwangerschaft im Bett oder im Lehnstuhl verbracht.
    Als er fort war und Sadalla das Geschirr hinaustrug, bereute sie ihren Ärger schon wieder. Er war eben ein Mann, seine Tatkraft, die sie so sehr bewunderte, seine Durchsetzungsfähigkeit– all das half ihm wenig angesichts dieses weiblichen Mysteriums, das ihm fremd war und ihn hilflos machte. Es war an ihr, ihn immer wieder zu ermutigen und ihm zu zeigen, dass sie sich der Sache gewachsen fühlte. Einfach war das nicht, denn außer Hamuna gab es kein weibliches Wesen, mit dem sie sich hätte austauschen können. Auch wenn sie eine Weile böse auf Klara gewesen war– jetzt hätte sie die Cousine gern in ihrer Nähe gehabt. Es wäre so schön gewesen, mit Klara über allerlei Dinge zu reden, die nur unter Frauen besprochen werden konnten. Über Haus und Garten, über Gefühle und Sehnsüchte, über die Liebe und das Leben als Ehefrau, über die Schwangerschaft…
    Klara hatte nichts davon geschrieben, dass sie vielleicht auch ein Kind erwartete. Auch kein Wort darüber, ob sie glücklich mit Peter Siegel war, allerdings lobte sie den missionarischen Eifer ihres Ehemannes in jedem Brief über den grünen Klee. Ach, wenn sie doch nur ein einziges

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