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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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ins türkise Meer hinausragenden Landzunge, fast verborgen zwischen üppig wuchernden Tropenpflanzen, musste der Hafen von Tanga liegen. Sie hatten die Küste der Deutschen Kolonie erreicht– deshalb brachte man dort oben ein Hoch auf Kaiser Wilhelm aus, auf die Deutsche Kolonie Ostafrika und auf Herrn Wissmann, der den Araberaufstand vor ein paar Jahren so glorreich niedergeschlagen hatte.
    » Schau doch nur!«, rief Christian, der, von der allgemeinen Begeisterung angesteckt, seinen Hut schwenkte. » Man kann das Usambara-Gebirge sehen. Dort werden wir bald eine Plantage haben, mein Schatz!«
    Sie lachte über seinen Eifer, der doch so unsinnig war, aber in ihrer glücklichen Stimmung sah sie darüber hinweg. Vielleicht würden sie ja tatsächlich irgendwann in diesen Bergen ihre Heimat finden, die man von hier aus nur als bläuliche Hügel weit im Inland sehen konnte. Vorläufig lockte sie jedoch viel mehr die Küste, das blau und grünlich schimmernde Meer, die kleinen Schiffe mit den weißen und farbigen Segeln, die sich wie große Tropfen im Wind bauschten und die man Dhau nannte. War es nicht jenes Land, von dem sie immer geträumt hatte?
    » Es ist schön«, sagte Klara neben ihr so leise, dass sie es im allgemeinen Geschrei kaum verstand.
    » Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe, Klara!«, gab Charlotte triumphierend zurück und zog die Cousine an sich. » Ein Land aus Wärme und Licht, ein reiches Land, ein unendlich schönes Land. Schau nur die vielen Vögel dort– ich glaube gar, es sind Pelikane.«
    Ein Schwarm großer, schwarzweißer Vögel hatte sich aus dem grün bewachsenen Inland erhoben. Sie erschienen ihnen sogar aus der Entfernung gewaltig– wie mussten ihre Schwingen rauschen, wie ihre Schreie klingen!
    » Das ist ein gutes Omen«, meinte Klara lächelnd und beschattete die Augen mit der Hand. » Pelikane sollen Glück bringen, das habe ich mal irgendwo gelesen!«
    » Glück und Segen!«, rief Charlotte ausgelassen. » Nie wieder graue Dächer und enge Gassen. Nie wieder trübe Nebel und missgünstige Menschen! Wir sind frei. Und wir werden glücklich sein, Klara!«
    Lachend warf sie den Kopf zurück, und in diesem Moment erfasste ihr Blick den weiß gekleideten Mann, der abseits der übrigen Passagiere auf dem Oberdeck stand. Wie die anderen hielt auch er ein Sektglas in der Hand, jetzt hob er es übermütig in die Höhe und lächelte zu ihr hinab, als wolle er ihr zutrinken. In ihrer Euphorie winkte sie ihm zu, dann jedoch senkte sie rasch den Kopf und zog das Tuch fester, das sie um ihr Haar geschlungen hatte.
    » Du hast das Richtige getan, mein Schatz«, hörte sie Christians Stimme dicht neben sich und spürte, wie er seinen Arm um ihre Taille schob. » Ich habe eine wundervolle, kluge Frau geheiratet. Du hast uns in dieses Paradies geführt, Charlotte. Wie bin ich dir dankbar dafür.«
    Er küsste sie sanft auf die Schläfe, eine Zärtlichkeit, die ganz ohne körperliches Begehren war und die sie gerade deshalb zutiefst rührte. Er war stolz auf sie, und er liebte sie. Was konnte sich eine Ehefrau mehr wünschen als die Liebe und Anerkennung ihres Mannes?
    Einen Tag später hatten sich die kleinen Wölkchen zu einem bedrohlich dunklen Gewitterhimmel zusammengezogen, und die Küste lag im Dunst herabstürzender Regenmassen. Gewaltig explodierte über ihnen der Donner, übertönte sogar das Dröhnen und Stampfen der Schiffsmaschine, und zu Charlottes großer Verzweiflung zog die geheimnisvolle, lang ersehnte Insel Sansibar als blaugrauer Schemen in weiter Ferne an ihnen vorüber. Ach, sie hatte so gehofft, diese Insel wenigstens im Vorbeifahren betrachten zu können, die Paläste des Sultans zu bestaunen, den Zauber des nach Gewürzen duftenden Orients einzuatmen. Doch alles, was sie beim Ausharren auf Deck davontrug, war ein durchweichtes Kleid und triefend nasses Haar.
    » Es ist Regenzeit, meine Liebe«, sagte Sarah William kopfschüttelnd, als Charlotte enttäuscht in den Frauenbereich des Zwischendecks zurückkehrte. » Da treibt man sich nicht draußen herum. Nur gut, dass es hier unten so warm ist, Ihre Sachen werden rasch trocknen.«
    Regenzeit– natürlich. Sie würde noch bis Ende Mai andauern, dann begann die Trockenperiode. Das hatte sie irgendwann gelesen, doch bald wieder vergessen. Es regnete– was für ein gesegnetes Land, wenn man an die glühend heiße Wüstenlandschaft Ägyptens oder gar an die Ödnis von Aden dachte.
    Als der Dampfer die Einfahrt zum

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