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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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konzentrieren und das, was um mich herum vorging. Ich drehte mich um, um zu sehen, ob etwas hinter uns herkam. Das MG hielt ich auf die Hausreihe gerichtet. In einem niedrigen Gebäude mit Tischen und Stühlen, an dem wir vorbeikamen, saßen Männer und aßen und tranken. Sie zeigten auf uns, als wir vorbeifuhren. Als ich das Gewehr auf sie richtete, riss einer von ihnen sein Hemd auf, als wolle er mich auffordern, auf ihn zu schießen.
    Ich erinnerte mich an unsere Mission im Irak. Ich verteidigte Amerika gegen seine Feinde, nahm den Irakern die Massenvernichtungswaffen weg und errichtete eine Demokratie. Wenn die Tee trinkenden Spinner das nicht verstanden, war es mir egal.
    Wir fuhren so schnell wie möglich. Ich bereute es, Marla freiwillig am MG abgelöst zu haben, denn es war so unbequem wie nur irgendwas. Während wir am Euphrat entlang nach Norden fuhren, taten mir die Beine weh. Die Dritte hatte entlang des Weges Straßensperren errichtet, über die ich richtig froh war. An ein paar Stellen hatten sie auch Militärpolizei postiert. Es war beruhigend, zu wissen, dass wir zumindest in die richtige Richtung fuhren.
    Gelegentlich trafen wir andere Fahrzeuge, meistens Versorgungs-Lkws, die beladen in unserer Richtung oder leer nach Süden fuhren, um weiteren Nachschub zu holen. Der Verkehr machte mir Sorgen, weil ich nicht von unserem Konvoi getrennt werden wollte.
    Ich erwartete, dass wir nach Nadschaf hineinfahren würden, um etwas zu essen und den Rest der Nacht in irgendeiner Unterkunft zu verbringen, die man eingerichtet hatte. Aber als wir die Stadt erreichten, wusste ich sofort, es würde anders kommen.
    Der Kampflärm war unglaublich. Wenn man richtig hinhörte, konnte man erkennen, was da abgefeuert wurde: Kalaschnikows, M-16-Sturmgewehre, Granatwerfer, Panzer, Handgranaten. Allerhand Möglichkeiten, möglichst schnell zu sterben.
    »Wir halten hier an!«, schrie Coles ins Funkgerät.
    Wir fuhren mit dem Humvee von der Straße ab. Die Stadt war weniger als einen Kilometer entfernt. Schwarzer Qualm stieg über den Häusern auf, flachte dann ab und wurde scharf nach Osten verweht. Immer wieder waren Feuerstöße aus automatischen Waffen zu hören, als ob sie einen unverständlichen Dialog miteinander führen würden. In der Ausbildung hatte ich die Nachtübungen gemocht. Statt der normalen Munition verwendeten wir Leuchtspurmunition, die man in der Dunkelheit auf ihr Ziel zurasen sehen konnte. Aber hier, so viele Kilometer von zu Hause fort, in der zunehmenden Dunkelheit, waren die Explosionen schrecklich. Wo ich saß, konnte ich gelegentlich den Einschlag einer Granate und die Druckwelle einer Explosion spüren, die sich durch die stille Nachtluft übertrugen. Ich hielt den Atem an.
    Unter mir im Humvee knackte das Funkgerät. Wir empfingen die Übermittlungen vom Schlachtfeld. Männer sprachen mit ruhiger Dringlichkeit. Leuchtspurgeschosse zuckten über die Stadt. Grelle Lichtblitze erhellten für mehrere Sekunden die Gebäude, bevor sie erstarben. Ich roch eine Mischung aus brennendem Öl und einem üblen süßen Geruch, den ich nicht identifizieren konnte.
    »Birdy!« Marla zog an meinem Hosenbein.
    »Was ist?«
    »Wenn du in die Stadt gehst, bring mir eine Salamipizza und zwei Cola light mit«, bat sie.
    »Ich glaube, so schnell gehe ich nicht«, meinte ich. »Glaubst du, dass sie sich ergeben werden?«
    Coles bestätigte es. Er befahl uns, in Deckung zu gehen und wachsam zu bleiben. »Und lassen Sie Ihre Schutzkleidung an!«
    Wir blieben die ganze Nacht so stehen, schliefen abwechselnd oder versuchten es zumindest. Jonesy schaffte es zuerst. Marla wollte ihre Marschverpflegung im Dunkeln essen. Sie behauptete, sie könne die ganze Mahlzeit, obwohl sie trocken und kalt war, durch die Packung riechen.
    »Marla, das geht nicht«, sagte ich. »Was ist es denn?«
    »Ich kann dir sogar sagen, was für Kekse sie zum Nachtisch eingepackt haben.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    Sie zuckte nur mit den Schultern und mahnte mich, wachsam zu bleiben. Ich fragte sie, wer sie zur Mutter der Kompanie ernannt hätte, und sie lachte. Es war ein nettes Lachen.
    Um vier Uhr morgens rief Captain Coles an, um uns mitzuteilen, wir würden losfahren. Marla war draußen vor dem Humvee gewesen, um ihre Beine auszustrecken, und musste wieder reinklettern.
    »Ich geh ans MG«, sagte sie.
    Als wir auf die Stadt zurollten, konnten wir immer noch sporadisches Gewehrfeuer hören. Viele von unseren Jungs waren unterwegs und weiter

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