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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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unser Feind war. Und weil unsere Soldaten so schnell von Ort zu Ort zogen, wurde es auch immer schwieriger zu erkennen, wer unser Freund war.
    Wir nahmen einen neuen Nachrichtenoffizier auf, Captain Nelson, sowie zwei weitere Männer vom Nachrichtendienst. Wir sollten vom Gefechtsstand, der nur aus ein paar Zelten im Sand bestand, zu einem Bergbaugebiet fahren, etwa fünfundzwanzig Kilometer entfernt.
    »Ist das Gebiet heiß?« Captain Coles stand dicht bei Nelson, während sie sprachen.
    »Das werden wir ja sehen«, gab Captain Nelson zurück. Er war klein, mit einem kugelrunden Kopf und großen blauen Augen, die ihn aussehen ließen wie ein Baby in Uniform. »Der Ort ist schon hundertmal von den Vereinten Nationen inspiziert worden, aber ich hoffe, dass wir ein paar Zivilisten finden können, die uns sagen können, wie man hier in der Gegend denkt; ob sie froh sind, wenn wir Saddam verjagen.«
    »Sind irgendwelche Verbündeten in der Nähe?«, erkundigte sich Coles.
    »Eine Einheit der Marines«, sagte Nelson. »Sie sagen, es ist sicher für uns.«
    »Sie suchen nach Zivilisten, Nelson. Sprechen Sie Irakisch?«
    »Ich spreche Arabisch, wie die Iraker auch«, erwiderte Nelson. Er war so hellhäutig, wie man nur sein konnte.
    Die Leute vom Nachrichtendienst wussten angeblich, wo es hinging, und übernahmen mit der zweiten Gruppe die Spitze. Captain Coles fuhr mit uns. Im Humvee brummte der Captain vor sich hin.
    »Gibt es etwas, das wir wissen sollten?«, erkundigte sich Jonesy.
    »Unsere Truppendichte wird schwach«, erklärte Coles. »Wenn man den Funkverkehr verfolgt, hört man viele fragen, wo ihre Einheiten sind.«
    »Ich dachte, wir schlagen schnell und hart zu?«, warf Marla ein.
    »Wenn man im Kampf steht und gewinnt, ist das schön und gut«, erklärte Captain Coles. »Aber wenn es irgendwo klemmt und man schnell Unterstützung braucht, sollte man besser wissen, wo die Kavallerie steht.«
    »Wie ich das hier so sehe, weiß man nie, wann man ganz schnell Unterstützung braucht«, bemerkte ich.
    »Das erinnert mich daran, wie wir mal in meiner Heimatstadt in einer Bar die Happy Hour eingeführt haben«, erzählte Jonesy. »Es war eine von Schwarzen besuchte Bar, und sie hatten noch nie was von einer Happy Hour gehört. Manche Leute dachten, sie kriegen die Drinks umsonst.Als sie feststellten, dass sie einen Drink kaufen mussten, um einen zweiten umsonst zu kriegen, haben sie angefangen, herumzuprügeln und den Laden auseinanderzunehmen. Genau das passiert hier auch. Die Leute wissen nicht, ob sie froh sein oder uns auseinandernehmen sollen.«
    Marla saß am MG; ich klopfte ihr aufs Knie, um ihre Aufmerksamkeit zu erringen, als Jonesy den Humvee auf die Straße lenkte. Ich dachte, dass sie vielleicht müde wäre. Sie trat mit dem Absatz nach mir.
    »Hey, Marla, ich bin ein Freund!«, rief ich ihr zu.
    »Grabsch mir noch mal ans Bein und ich schieß dir ein Loch in den Kopf!«, drohte Marla.
    »Hoppla! Jonesy, hat Marla einen an der Waffel oder was?«, fragte ich.
    »Hey, Mann, das haben wir doch alle«, erwiderte Jonesy. »Oder findest du es normal, im Namen der Demokratie aus fahrenden Autos zu schießen?«
    Wir fuhren wieder nach Süden, um uns mit einer Kompanie der Dritten zu treffen. Captain Coles hatte das GPS an und verglich die Koordinaten auf dem Bildschirm mit unserer Landkarte. Ich fühlte mich gleich etwas besser, denn es gab keine besonderen Orte, die ich hätte erkennen können. Es waren einige amerikanische Armeelaster unterwegs, meistens vom Nachschub, sowie ein paar britische Einheiten. Es gab auch irakische Fahrzeuge, ältere Lkws und gelegentlich einen überfüllten Bus. Captain Coles begann zu erzählen, was wahrscheinlich gerade in seiner Heimatstadt los war. Wir rechneten aus, dass der Zeitunterschied acht Stunden betrug.
    »Hier ist es drei Uhr nachmittags und zu Hause stehen sie wohl gerade auf«, vermutete er.
    »Kontakt voraus! Sie gehen zur Seite!« Marlas Stimme erklang klar und hart.
    Ich spürte, wie ich mich anspannte. Für einen Moment schloss ich die Augen, bis ich merkte, was ich da tat, und öffnete sie wieder. Meine Hand war feucht vor Schweiß und ich wischte sie an der Hose ab.
    Lieber Gott, lass mich nichts Dummes tun.
    »Und, was meinen Sie?«, fragte Captain Coles.
    Die ersten beiden Humvees waren bereits an einem alten Karren vorbeigefahren, dessen rechte Ladebordwand heruntergebrochen war und der sich bedenklich zur Seite neigte. Einer der Iraker machte die Mulis los,

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