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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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bekam, hielt er an und ging zwei Schritte rückwärts.
    »Mann, ihr stinkt ja grauenvoll!«
    »Halten Sie die Klappe, Sergeant!«, verwies ihn Captain Coles. Er versuchte, seine Hose mit den Händen zu säubern.
    Harris ging zu den anderen zurück, die bald alle um uns herumstanden und uns gute Ratschläge zur Körperpflege anboten. Jean Darcy fragte uns, ob wir eine Art Geheimwaffe hätten.
    »Wir sind schließlich in derselben Einheit, also solltet ihr so etwas mit uns teilen«, meinte sie. »Ich glaube, mit dem Gestank wollt ihr dem Feind die Sinne verwirren oder so.«
    Marla gab Jonesy die Schuld an der ganzen Sache.
    »Ich kann nicht gleichzeitig die Knarre bedienen, den Weg finden und auch noch fahren«, behauptete sie.
    »Wenn ihr euch in die Hosen gemacht habt, könntet ihr sie ja wenigstens wechseln«, fand Jean.
    Captain Coles versuchte zu schmunzeln, aber es gelang ihm nicht.
    Etwa eine Stunde blieben wir in Shuyukh, während die Nachrichtenleute mit ein paar Einheimischen sprachen.Ich hatte herausgefunden, dass sie nach Massenvernichtungswaffen suchten, von denen einige hier vermutet wurden. Massenvernichtungswaffen fanden sie zwar keine, dafür aber eine Kiste mit amerikanischen Zigaretten.
    Auf dem Rückweg zum Lager wurde der Gestank noch schlimmer. Captain Coles empfahl uns eine gründliche Wäsche. »Vielleicht sollten Sie sogar Antibiotika nehmen«, meinte er. »Wer weiß, durch was wir da gewatet sind.«
    Als wir die Jungs von der Dritten wiederfanden, stellten wir fest, dass es die Fernmeldeeinheit war. Sie hatten ganze Lkws voller Kommunikationsanlagen und Dutzende mobile Stromgeneratoren. Wir konnten uns aussuchen, was wir tun wollten: noch in der Nacht zurück ins Lager, das der Stab der Dritten vor Nasiriya aufgebaut hatte, oder ganz früh am nächsten Morgen.
    Da keiner von uns den Gestank noch länger ertragen konnte, entschieden wir uns, über Nacht zu bleiben.
    Im Feld sind die Duschen meist kalt, doch hier war das Wasser angenehm von der Sonne erwärmt worden. Als ich mich wusch, überlegte ich, was meine Mutter wohl gesagt hätte, wenn sie gesehen hätte, wie man uns aus dem Sumpf zog. Sie hätte bestimmt gelacht.
    »Hey, Birdy, du kennst diesen Teil der Welt doch aus der Bibel, oder?«, fragte Jonesy.
    »Wenn du meinst.« Ich lag auf dem Boden, meine Ausrüstung unter dem Kopf.
    »Gehst du zu Hause zur Kirche?«, fragte er.
    »Manchmal. Und du?«
    »Mein Vater ist Pfarrer«, antwortete er. »Aber ich gehe nicht hin.«
    Jonesy hatte ein Radio; er machte es an und stellte es auf seine Brust. Bald darauf schlief er ein und es fiel herunter. Als er sich beim Umdrehen drauflegte, erwartete ich, dass er aufwachen würde, aber er schlief weiter. Es war ein harter Tag gewesen.

4. April 2003

    Lieber Dad, liebe Mum!
    Hier läuft alles gut. Wir treffen auf wenig Widerstand. Die Jungs der Infanterie und der Marines kriegen etwas ab, aber meine Einheit ist noch intakt. Ich glaube, wir helfen den Irakern, aber was noch wichtiger ist: Wir zeigen ihnen, dass Amerikaner gute Menschen sind und dass wir ihnen nichts Schlechtes tun wollen.
    Der Irak ist schräg – eine merkwürdige Mischung aus Alt und Neu. Manche Städte sehen aus, als seien sie vor ein paar Monaten aus dem Boden gestampft worden, während andere direkt aus dem Alten Testament zu stammen scheinen. Das hört sich bestimmt verrückt an, weil ich nicht weiß, wie die Welt zur Zeit des Alten Testaments ausgesehen hat, aber so stelle ich mir das jedenfalls vor.
    Ein paarmal hat man auf uns geschossen, aber in unserer Einheit wurde niemand verletzt. Wenn die Iraker auf Amerikaner schießen, müssen sie einen hohen Preis dafür zahlen – denn das, womit wir zurückschießen, ist überwältigend. Das Problem ist nur: Man weiß nicht, wer die Bösen sind oder ob es überhaupt richtig üble Burschen gibt. Ich weiß nicht, wie das später noch werden soll. Wenn sie uns respektieren und die Demokratie akzeptieren, dann wird alles gut werden. Ich habe gehört, wie einer der Jungs von der Infanterie gesagt hat, das sei ein Kamel-Panzer-Krieg: Sie haben die Kamele und wir die Panzer. Die ganze Sache sollte bald vorbei sein. Das wäre auch gut so.
    Ich versuche, euch ein paar Bilder zu schicken. Hier sind überall Reporter. Sie dürfen bei den Einsätzen dabei sein undsogar in den Kampfzonen filmen. Sie lassen auch die arabischen Nachrichtenleute mitkommen. Man kann das, was hier vorgeht, sicher auf viele Arten betrachten.
    Liebe Mum, lieber Dad, ich

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