Himmel ueber Falludscha
Dorfälteste«, erklärte Ahmed. »Er hat zwar gemeldet, dass es um kranke Tiere geht, aber in Wirklichkeit sind es Verwundete.«
Captain Miller hatte zwar einen höheren Rang als First Lieutenant Maire, aber dieser hatte das Kommando für den Einsatz.
»Sie können tun, was Sie wollen, Captain«, erklärte Maire. »Aber ich bringe meine Männer sofort hier weg!«
»Dann gute Reise, Lieutenant.« Captain Millers Stimme klang ruhig. Sie wandte sich an Owens und befahl: »Bringen Sie die medizinische Ausrüstung her.«
Maire wusste, dass wir möglicherweise Verwundeten halfen, die Amerikaner angegriffen hatten. Es bestand außerdem die Möglichkeit, dass die ganze Sache eine Art Falle war. Das war nichts, das Captain Miller nicht auch wusste. Sie hatte sich allerdings entschlossen, jedem zu helfen, den sie fand.
Über dem Dorf erstreckte sich ein blendend weißer Nachmittagshimmel. Dagegen war der Raum, in den wir eintraten, dunkel und muffig. Einen Moment lang machte mich der Kontrast fast blind. Nur an einer Wand leuchteten ein paar Kerzen.
Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich einige Körper auf Matten nebeneinander auf dem Boden liegen: einige Frauen, aber die meisten waren Kinder.
»Was ist passiert?«, fragte ich Ahmed.
»Die Fedajin«, erklärte Ahmed. »Sie sind gekommen und haben gesagt, alle Dorfbewohner müssten gegen die Invasoren kämpfen. Die Fedajin wussten, dass die Dörfler zum größten Teil von kleineren Stämmen abstammen. Es war ihnen egal, ob sie getötet wurden. Jeder, der sich weigerte, zu kämpfen, würde erschossen werden. Sie haben sogar den Kindern Gewehre gegeben.
Auf der Straße haben Sie eine Bombe gelegt und den Kindern gesagt, sie sollen schießen, wenn sie einen amerikanischen Konvoi vorbeikommen sehen. Die Kinder wussten eigentlich nicht, wie das geht, aber sie haben sie abgeschossen.«
»Wer hat sie schießen lassen?«, wollte Marla wissen. »Feda-was?«
»Fedajin, Guerillakämpfer«, erwiderte Ahmed. »Sie haben keine Gesetze. Keine Uniformen. Sie benutzen alle Waffen, die sie finden und töten alle, die sie für ihre Feinde halten.«
»Einschließlich Kinder?«, staunte Marla und wandte sich ab, bevor Ahmed antworten konnte.
Captain Miller begann, sich um die Kinder zu kümmern. Nachdem Jonesy eine Lampe aufgestellt hatte, erkannte ich, dass es weniger Kinder waren, als ich zuerst gedacht hatte. Ich zählte sieben. Eines davon war völlig verhüllt, daher nahm ich an, dass es tot war.
»Der Konvoi, der vorbeikam, war von den Marines«, erzählte Ahmed. »Als sie die Schüsse hörten, schossen sie zurück. Der Konvoi fuhr sehr schnell. Die Bombe ging nicht hoch, daher hielten sie nicht mal an, und niemand wurde verwundet. Die Fedajin, etwa neun Leute, hatten zwei alteArmeelaster. Als die Marines weg waren, sind sie ihnen nachgefahren. Aber zuerst haben sie ein paar Kinder verprügelt, sogar die verletzten.«
»Warum haben sie uns das nicht gleich gesagt?«, fragte ich.
»Wären wir gekommen, wenn wir gewusst hätten, dass wir hier verwundeten Irakern helfen sollen?«, fragte Ahmed zurück. »Oder dass sie auf Amerikaner geschossen haben?«
Keines der Kinder weinte. Ich ging auf die Knie und schaute zu, wie Captain Miller einen kleinen, rundgesichtigen Jungen von acht oder neun Jahren untersuchte. Neben dem Kind saß eine Frau auf dem Boden. Miller öffnete das Hemd des Kleinen, aber er versuchte, sie daran zu hindern.
»Ich weiß, dass es wehtut, Kleiner«, sagte Captain Miller. »Ich weiß, es tut weh.«
Die Frau beugte sich vor und öffnete das Hemd des Jungen.
Die Wunde lag am Schlüsselbein, sie war dunkel und geschwollen. Captain Miller nahm eine Schere und schnitt noch mehr von der Kleidung weg. Der Arm, ein Kinderarm mit runden, puppenartigen Muskeln, war dunkler als seine Brust.
Miller schloss die Kleidung des Jungen und wandte sich dem nächsten Kind zu. Die Frau griff Miller am Arm und sah ihr ins Gesicht.
»Es tut mir leid«, sagte Captain Miller und wandte sich ab.
Captain Miller und Owens behandelten die Kinder, so gut sie konnten. Ahmed sprach mit einigen der Frauen.
»Das Kind, das da eingewickelt liegt, ist heute morgen gestorben«, sagte er.
»Wo sind die Männer?«, fragte Jonesy.
»Ein paar haben die Fedajin mitgenommen«, antwortete Ahmed. »Andere wurden getötet und einige halten sich versteckt. Es ist schwer für sie alle.«
Beim Anblick der verwundeten Kinder fühlte ich mich elend. So sollte die ganze
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