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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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Humvees und Panzer fuhren in den Straßen an lachenden Kindern vorbei. Ein schneller Schnitt zu einem Plakat von Saddam Hussein, dem jemand Hörner gemalt hatte.
    Die Pressekonferenz war wie üblich: allgemeines Gerede über unsere Fortschritte. An der Wand hing eine Landkarte mit Pfeilen.
    »Kann jemand Baquba auf der Karte sehen?«, fragte Owens.
    Niemand. Wir sahen nur, dass wir die Gewinner waren. Unsere Seite hatte gewonnen und die Iraker waren froh, dass wir da waren. Ich sah Ahmed an. Er betrachtete den Fernseher aufmerksam.
    »Was denkst du, Ahmed?«, fragte ich.
    »Woher soll ich das wissen, Mann?«, fragte er.
    »Ihr müsst auf den Präsidenten hören«, riet Harris. »Er hat einen Plan, den wir nur befolgen müssen.«
    »Harris, du kannst dich anschleimen, selbst wenn niemand zum Anschleimen da ist«, meinte Marla.
    »Ja, Miss Molly, du kannst von Glück sagen, dass du eine Frau bist.« Harris stand auf und pflanzte sich breitbeinig auf.
    »Wenn ich dich so ansehe, glaube ich das auch«, bestätigte Marla.
    Marla und Owens gingen. Glücklicherweise ließen sie den Fernseher da.
    Die Jungs unterhielten sich noch eine halbe Stunde und gingen dann etwas zu essen holen. Die Dritte hatte Küchen eingerichtet, in denen jeder essen konnte, daher bekamen wir warmes Essen. Nicht schlecht. Eindeutig besser als Marschverpflegungs-Päckchen.

1. Mai 2003

    Lieber Robin,
    gerade komme ich vom Dienstagabend-Gottesdienst nach Hause. Es war wundervoll und alle haben für die jungen Männer und Frauen da drüben gebetet. Ich habe heute Morgen in den Nachrichten gesehen, wie Panzer in die Stadt gefahren sind. Die Leute sehen freundlich aus und sie haben in die Kameras gelacht. Ich habe gesehen, dass die Frauen keine Schleier und so trugen. Dabei dachte ich, sie würden immer verschleiert herumlaufen.
    Hier läut alles gut. Na ja, fast alles. Ich habe Schwester Jenkins von der Kirchengemeinde erzählt, dass Du in der Armee bist. Sie wollte das gar nicht glauben und meinte, dass Du viel zu jung bist. Sie hatte den Nerv, mir das direkt ins Gesicht zu sagen. Dann hat sie Wanda (Retts Cousine) erzählt, sie hätte gehört, Du seist im Gefängnis. Man sollte glauben, eine so alte Frau wie sie wäre ein bisschen weniger bösartig. Sie beklagt sich, sie hätte Arthritis, aber ich glaube, das ist nur die Gemeinheit, die ihr in den Knochen steckt.
    Zwei kleine Läden in unserer Straße haben dichtgemacht. Manche Leute machen sich Sorgen, dass jetzt Weiße einziehen und sie übernehmen, aber das ist mir egal, weil sie dringend saniert werden müssen. Und endlich macht mal jemand was an den Gebäuden in der Lenox Avenue.
    LaKeisha, Edie Laws Älteste, überlegt, von der Schule abzugehen – worüber ich mich wohl aufregen sollte. Ich habe ihr gesagt: Hör ruhig auf mit der Schule. Es werden dringend noch Leute gebraucht, die Hamburger und Mineralwasser für Mindestlöhne servieren.
    Im Fernsehen habe ich eine Kirche in Alabama gesehen, eine weiße Baptistenkirche glaube ich, die Essen und andere Dinge sammelt, um es den Jungs in Übersee zu schicken. Brauchst Du etwas? Soll die Kirche Dir etwas schicken? Sag es mir, und ich werde alles tun, damit Du es erhältst.
    Robin, ich liebe Dich mehr als alles andere und bete jeden Abend zu Gott, dass es Dir gut geht. Bitte pass auf Dich auf. Du warst immer tapfer, aber ich will, dass Du vorsichtig bist und an die denkst, die Dich hier zu Hause lieben.
    Dein Vater achtet nicht auf seinen Bluthochdruck und ich muss ihm damit auf die Nerven gehen. Doch ich ertrage es nicht, wenn er mir vorwirft, ich würde ihn schikanieren. Weißt Du, er hält sich immer noch für neunzehn. Er lässt Dich grüßen und sagt, Du sollst auf Dich aufpassen.
    Deine Dich liebende Mutter Jackie

Ich lag in meiner Koje und fühlte mich erschöpft. So fühlte ich mich in letzter Zeit immer. Die meiste Zeit war ich viel zu aufgedreht, um wirklich entspannen zu können. Ich musste darüber nachdenken, was Mama gesagt hatte: dass ich ein Heldentyp bin.

    Nein, Mama, ich bin kein Heldentyp. Nicht hier, wo einem das Dröhnen durch und durch geht, wo die Explosionen in der Ferne deinen ganzen Körper erzittern lassen. Es ist schwer, tapfer zu sein, wenn man an jeder Ecke über eine Welt voller Schmerz stolpert; wo das Sterben so beiläufig wird, dass man es nicht einmal mehr bemerkt, wenn es direkt neben einem geschieht.

Obwohl der Krieg angeblich vorbei ist, wird in und um
Bagdad herum immer noch gekämpft. In der Nacht ist

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