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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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das Geräusch der Bomben vor der Stadt grauenvoll, wie ein übles Gewitter in der Ferne. Wenn es am Himmel blitzt, dann jubeln einige unserer Jungs, aber mir macht es entsetzliche Angst. Das Dröhnen ist weit weg, aber es ist auch in mir. Es ist nicht so sehr der Lärm, es ist mehr ein Beben in meiner Brust. Der Präsident sagt, dass unsere Mission vollendet ist. Aber es werden immer noch Kameraden getötet. Captain Miller sagt, sie zählen nur die, die sofort tot sind.
    »Viele von ihnen werden nach Deutschland oder in die Staaten zurückgebracht, die es vielleicht nicht schaffen werden«, sagte sie. »Und über die Wunden redet hier auch niemand. Die Wunden, die Sprengsätze reißen, sind schrecklich.«
    »Sie verschleiern etwas?«, fragte Marla.
    »Nein, ich glaube nicht.« Miller zuckte mit den Schultern.
    »Sie achten nur darauf, dass über das gute Wetter berichtet wird«, meinte Jonesy.
    »Jonesy, du redest nur etwa die Hälfte der Zeit vernünftiges Zeug«, behauptete Marla. »Alles andere übersteigt mein Verständnis.«
    Jonesy grinste.
    Aber vielleicht hatten er und Miller recht. Vielleicht starben tatsächlich mehr Menschen, als in den Nachrichten berichtet wurde, aber davon wollte ich gar nichts hören.
    Wenn wir im Norden von Bagdad auf Patrouille gingen, sahen wir viele tote Iraker. Eines Morgens fanden wir zwei Zivilfahrzeuge, beide von Kugeln durchsiebt, in denen noch die Leichen lagen. Eine kleine Gruppe von Männern stand darum herum. Manche weinten, manche unterhielten sich leise und sie warteten darauf, dass ein Krankenwagen die Leichen abholte. Ich schaue von den Leichen weg, ich will sie nicht sehen. Und wenn ich hinsehe, stelle ich fest, dass sie keine menschlichen Wesen mehr sind. Sie sind nicht schön aufgebahrt, sondern sie liegen obszön verdreht am Straßenrand. Manchmal gibt es Trauernde. Sie sitzen neben den Leichen, klagen und zerren an ihrer Kleidung. Sie heben die Hände zum Himmel, als ob sie fragen wollen: Warum liegt dieser Mensch hier?
    Nein, so etwas sollte Menschen niemals angetan werden. Manchmal liegen nur Körperteile am Straßenrand. Anfangs habe ich mich ein wenig geschämt, weil mir die Leichen so viel Angst einjagten, aber ich habe gemerkt, dass in der ersten Gruppe alle verstummen, wenn wir uns so einer Szene nähern. Der Krieg hat eine öffentliche, aber auch eine sehr private Seite.
    Wir hören den Krieg in Stereo. Jonesy hat die ganze Zeit die Nachrichten in seinem Radio laufen. Und über unser Funkgerät hören wir den Jungs von der Dritten zu. Sie klingen recht eifrig und gelegentlich kommentiert jemand, wieirgendetwas in die Luft geflogen ist. Sie haben so viel Feuerkraft, dass es sie selbst beeindruckt.
    Wir haben übrigens erfahren, dass die Kameraden von der 507. gerettet wurden.
    »Es heißt, dass Lynch vielleicht vergewaltigt wurde«, sagte Coles.
    »Sie kann von Glück sagen, dass sie noch lebt.« Das kam von Jonesy.
    »Halt die Klappe!« Das kam von Marla.
    Ich sah sie an, um zu sehen, ob sie scherzte, aber dem war nicht so.
    Eine Woche lang hingen wir nur in der Grünen Zone herum. Die Fernsehleute in der Gegend interviewten Soldaten und einige Iraker, die bereit waren, darüber zu sprechen, wie gut die Amerikaner ihre Sache gemacht hatten. Jonesy lief in unserem Zelt herum und tat so, als ob er Leute interviewen würde, indem er ihnen eine Taschenlampe vor die Nase hielt.
    »Ich möchte, äh, nur sagen, dass wir das alles nur wegen Mums Mikrowellen-Apfelkuchen machen!«, sagte Jean Darcy.
    »Hi, Mum!«, kam es von Victor.
    »Ich möchte allen Heinzelmännchen danken, die diesen Krieg erst ermöglicht haben«, sagte Evans. »Ohne euch wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin.«
    »Ich spreche gerade mit Corporal Danforth«, erklärte Jonesy. »Woher kommen Sie, mein Sohn?«
    »Richmond, Virginia!«
    »Ist das Ihr erster Aufenthalt in einer Kampfzone?«
    »Nein, ich habe als Wachmann im Einkaufszentrum gegenüber vom Marriott gearbeitet«, erklärte Danforth.
    »Was war schlimmer?«, wollte Jonesy wissen. »Das Einkaufszentrum oder Bagdad?«
    »Hätte ich die Schutzkleidung gehabt, wäre das Kaufhaus ein Kinderspiel gewesen.«
    Lustig. Pendleton war verlegen, als Jonesy mit ihm sprach.
    »Ich kann nicht gut reden«, behauptete er.
    »Wen würden Sie gerne grüßen?«, fragte Jonesy.
    »Meine schöne Frau und meine beiden Töchter, Kayla und Karen.«
    »Frag bloß Birdy nichts«, meinte Marla. »Davon kriegt er nur Kopfschmerzen.«
    Jonesy beendete den

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