Himmel ueber Falludscha
Bautrupp.
Victor sah auf den Absender. Es kam aus Wyoming. »Ich habe über Ebay einen Spielzeugaffen aus Wyoming gekauft«, sagte er. »Aber das war nur ein ganz kleines Ding.«
»Einen Affen?« Jonesy legte den Kopf zurück und blinzelte. »Du meinst so einen Quietscheaffen?«
»Als ich noch klein war, hat mir meine Abuela, also meine Großmutter, einen Affen geschenkt, den ich um den Hals tragen konnte«, erklärte Victor. »Er war nur zwei Zentimeter groß und aus Elfenbein geschnitzt. Sie sagte, er würde mirGlück bringen. Als Kind bin ich nie angeschossen worden, also habe ich mitgeboten, als ich ihn bei Ebay gesehen habe.«
»Mach auf«, verlangte Jonesy.
Victor mochte keine Aufmerksamkeit und war verlegen, als er das Päckchen auspackte. Ja, es war ein Affe. Ein Riesenteil, über einen Meter groß. Es war ein echter Affe, aber tot und ausgestopft.
Harris bekam einen heftigen Lachkrampf und ein paar Jungs vom Bautrupp riefen über Funk die anderen, damit sie sich Victors Affen ansahen. Victor fühlte sich dabei nicht wohl und war kurz vor dem Punkt, an dem bloßes Unwohlsein in pure Raserei übergehen würde.
»So was ess ich nicht«, erklärte Barbara und ging.
Captain Miller hatte gehört, dass irgendetwas los war, und kam herüber, um nachzusehen. Sie untersuchte den Affen und erklärte, es sei eine afrikanische Meerkatze. Victor schüttelte den Kopf. Schließlich fand er den Begleitbrief, las ihn und warf ihn dann auf den Boden. Ein Soldat vom Bautrupp, ein großer Mann mit rundem Gesicht, der aussah wie zwölf, hob ihn auf und las ihn vor.
»›Ich bin so stolz auf euch Jungs und darauf, was ihr für unser Land tut, dass ich Ihnen diesen Affen anstelle des kleineren, für den Sie bei der Ebay-Auktion geboten haben, schicke. Viel Spaß!‹, steht hier.«
»Manche Leute sind doch einfach zu blöd!« Victor war jetzt richtig sauer.
»Mit welchem Affen fährt er denn?«, fragte Marla.
»Halt doch einfach die Klappe, ja?«
»Nein, im Ernst, mit wem soll er fahren?«, fragte Marla erneut. »Die erste Gruppe nimmt ihn mit!«
Victor sah Marla an, um zu sehen, ob sie ihn auf den Arm nahm. Auch ich sah sie an. Aber sie meinte es ernst. Sie bückte sich, um sich den Affen genauer anzusehen.
»Du kannst ihn haben«, sagte Victor.
Okay. Ich fand den Affen gruselig. Ich mag nichts Totes und dieser Affe war tot. Aber wie er da so auf einem Ständer stand, mit einer Stütze im Rücken, sah er fast … na ja, er sah schon tot aus, weil man ja wusste, dass er tot war, aber diese offenen Augen … Er war graubraun und hatte ein schwarzes Gesicht. Aber Marla schien ihn richtig interessant zu finden, und nachdem sie Victor gefragt hatte, ob sie ihn wirklich haben dürfte, nahm sie ihn mitsamt der Verpackung mit.
Im Fernsehen lief ein Baseballspiel, eine Wiederholung des sechsten Spiels der Mets gegen Boston von 1986, das wir uns ansahen. Doch ich musste die ganze Zeit an Victor mit einem Affen als Glücksbringer um den Hals denken.
Der Rest des Tages verlief glatt, und als wir zum Essenfassen gingen, fragte ich Marla, ob sie wirklich wollte, dass der Affe mit uns fuhr.
»Wer? Sergeant Yossarian?«
»Sergeant wer?«
»Yossarian«, erwiderte Marla. »So haben wir ihn getauft.«
»Sieht nicht aus wie ein arabischer Affe«, fand ich.
»Das ist kein arabischer Name«, erklärte Marla. »Das ist aus dem Buch Catch 22 über den Zweiten Weltkrieg. Yossarian war die Hauptfigur.«
»Na ja, Oprah Winfrey hat ihren Namen aus der Bibel«, meinte Jonesy. »Da können wir wohl ruhig auch einen Affen mit einem Namen aus einem Roman haben.«
Das klang genauso einleuchtend wie bei Jonesy sonst auch immer.
Nach dem Essenfassen waren die Netze für unsere Zelteingänge gekommen. Wir hatten darum gebeten, damit wir die Klappen offen lassen und vielleicht etwas frische Luft bekamen. Es gab zwar eine Klimaanlage, die wir an den Generator anschließen konnten, aber dieser machte furchtbaren Krach und stank außerdem so, dass wir ihn nicht benutzten. Niemand wollte nachts die Klappen einfach so offen stehen lassen, daher entschieden wir, mit dem Aufhängen der Netze bis zum Morgen zu warten.
Ich erzählte Victor, dass die Frauen den Affen Sergeant Yossarian genannt hatten und dass der Name aus dem Buch Catch 22 stammte. Victor meinte, es sei albern, einem Affen einen Namen zu geben. Vermutlich wollte er nur zu viel Aufmerksamkeit vermeiden.
»Hey, so was machen Frauen nun mal«, sagte ich.
* * *
»Warum müssen wir das
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