Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
Vom Netzwerk:
machen?« Captain Miller war genervt, wie üblich.
    »Ich glaube, die Hochdekorierten reichen uns herum, weil sie einigen von den alten Kämpfern die Idee der Civil Affairs verkaufen wollen«, erklärte Captain Coles. »Jeder hat von uns gehört, aber den Kommandeuren mancher Einheiten ist es immer noch schwer zu vermitteln. Sie halten uns schlicht für Propagandamaterial für die Presse.«
    »Wir haben unsere Armee auf das Konzept gegründet, dass wir größere Machos sind als jeder andere auf der ganzenbeschissenen Welt«, sagte Captain Miller, »und wenn wir eine Operation vergeigt haben, schickt man die Frauen hin, damit sie Schönwetter machen.«
    »Wir haben keine Ahnung, ob sie was vergeigt haben.« Jonesy legte seine kugelsichere Weste an und überprüfte seine Munition. »Wir wissen nur, dass sie ein Ziel bombardiert haben und dass Zivilisten getötet wurden. Aber so, wie sich die Leute anziehen, die uns bekämpfen, könnten es auch Soldaten gewesen sein.«
    »Wenn sie uns hinschicken«, erklärte Marla, »dann haben sie etwas vergeigt.«
    »Eines unserer Flugzeuge hat möglicherweise ein Fahrzeug des Roten Halbmondes getroffen«, sagte Captain Coles. »Das wird wahrscheinlich die nächsten sechs Monate über Al-Dschasira laufen.«
    Ich erinnerte mich daran, wie wir aus einem Krankenwagen heraus angegriffen worden waren. Sie saßen in einem Krankenwagen, trugen Zivilkleidung und hatten dennoch auf uns gefeuert. Ich musste an die Marines denken, die auf dem Weg zurück zur Blase getötet worden waren – und hatte plötzlich den Wunsch, das Zelt nicht zu verlassen.
    Es fuhren die erste und die zweite Gruppe sowie die Frauen von der Sanitätseinheit mit einer laut schimpfenden Captain Miller. Wahrscheinlich war das ihre Art, mit der Sache fertig zu werden.
    Wir beluden drei Humvees: Einer zog einen Wasserbüffel , einen 1.500-Liter-Wassertank, der auf einen Lkw geladen werden konnte. Coles fuhr den Humvee mit dem Wassertank und mit ihm fuhren die beiden Sanitäter. Ahmed kamals Dolmetscher mit. Neben mir in einer kugelsicheren Weste mit Sergeantstreifen saß Yossarian.
    Jonesy saß am Steuer. Wir brauchten eineinhalb Stunden bis zu dem Dorf, das kurz vor Al-Uhaimir lag. Ich wusste nicht, wie jemand in einer so trostlosen Gegend wohnen konnte. Überall fanden sich Spuren des Krieges: ausgebrannte Fahrzeuge, Granathülsen und von Bomben getroffene Bäume, die sich aus den Wunden der Erde zu winden schienen. Am beeindruckendsten war ein großer terrassierter Hügel, der aussah wie aus einer anderen Welt. Wir hielten an, um ihn genauer zu betrachten. Ahmed erklärte, das sei ein Zikkurat. Der Hügel aus rotem Backstein schien in der hellen Sonne fast zu glühen.
    »Die alten Mesopotamier haben darauf Altäre errichtet«, erklärte Ahmed. »Das habe ich im Führer gelesen.«
    »Das finde ich so gruselig an diesem Land«, stellte Marla fest. »Die Hälfte aller Sachen hier scheint in den letzten zwei oder drei Jahren gebaut worden zu sein und die andere Hälfte steht schon seit fünftausend Jahren hier rum.«
    Als wir das Gebiet erreichten, das wir suchten, war es ein Uhr. Ein paar Militärfahrzeuge und auch ein paar Wasserbüffel standen herum, sowie etwa dreißig oder vierzig Soldaten. Coles sprach mit ihnen und erfuhr, dass die Dorfbewohner mit uns nichts zu tun haben wollten.
    »Sie sind sich nicht sicher, ob sie Angst haben oder einfach nur wütend sind«, meinte Coles.
    »Welche Einheit ist das?«, fragte Marla.
    »Das 422. Civil Affairs Battalion«, antwortete Coles. »Sie bringen die Schäden an den Wasserleitungen des Dorfes in Ordnung.«
    Die 422. war die zentrale Civil-Affairs-Unterstützungseinheit, die der 3. Infanteriedivision zugeordnet war. Sie hatten regelmäßige Einsätze und ihren eigenen Einsatzplan, während wir nur eine »fliegende Einsatztruppe« waren. Unsere erste Gruppe hatte schon darüber nachgedacht, die Einheit zu wechseln, sobald sich die Lage etwas beruhigt hatte.
    »Hat schon jemand mit dem einheimischen Scheich gesprochen?«, erkundigte sich Miller.
    Captain Coles zuckte mit den Schultern.
    Miller sah ein paar irakische Frauen und ging auf sie zu. Ahmed ging mit ihr, Jonesy und ich folgten ein paar Schritte dahinter. Marla, die ausgestiegen war, ging zum Humvee zurück.
    »Hey, Birdy, sieh mal zu Miller«, sagte Jonesy.
    Captain Miller hatte ihren Helm abgenommen und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, während sie mit den Frauen sprach. Sie hatte zwar gesagt, dass sie sich

Weitere Kostenlose Bücher