Himmel ueber Falludscha
gewohnt hatten, die einigermaßen Geld besaßen. Die ganz Reichen wohnten in den Außenbezirken in von Mauern umgebenen Häusern mit Wachen.
Jonesy summte oder sang irgendetwas und ich fragte ihn, was es war, weil es nicht sehr nach Blues klang.
»Survivor!«, erklärte er. Er schaukelte immer beim Fahren und beugte sich über das Lenkrad. »Als du beim Pinkeln warst, hat Marla gesagt, das ist Sergeant Yossarians Lieblingslied, von Destiny’s Child .«
Das Gesicht des Affen konnte ich kaum erkennen, weil ihm jemand einen Helm aufgesetzt hatte. Ich konnte nur hoffen, dass Gott es nicht lustig finden würde, mich neben einem Affen sterben zu lassen.
Der Fahrer des ersten Humvee kannte den Weg ziemlich gut, sodass wir die Altstadt schnell erreichten. Wir hielten an, stellten die Motoren ab und bekamen den Befehl, auszusteigen und unsere Nachtsichtgeräte aufzusetzen. Mist. Im Irak ist es nachts verdammt dunkel. Wenn man mit dem Nachtsichtgerät irgendetwas zu sehen kriegt, dann will es dich wahrscheinlich töten. Die Nebenstraßen, vor denen wir angehalten hatten, waren eng. Ein Humvee kam vielleicht durch, aber wir wollten auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Wenn jemand mit einer Panzerfaust in so einer schmalen Gasse auftauchte, saß man in der Falle.
Die Häuser hatten meist einen Innenhof hinter einer Mauer. Der Eingang war entweder mit einem Riegel oder einem Querbalken über die ganze Türbreite verschlossen. Wenn man da durchwollte, weckte man die ganze Nachbarschaft auf. Sofern man nicht über die Mauer klettern konnte, musste man durch die Tür. Und die würde nicht einfach zu knacken sein.
»Die tun ja so, als ob sie in New York City leben würden!«, stellte Jonesy fest.
Darauf wusste ich keine Antwort.
Der Offizier von der Dritten postierte seine Leute an den Ecken des Hauses. Als ich beobachtete, wie sie leise ihre Stellungen einnahmen, bekam ich das Gefühl, schon wieder pinkeln zu müssen. Zwei Männer gingen zur äußeren Mauer. In Sekundenschnelle half einer dem anderen hinüber. Eine lange Sekunde lang hielt ich den Atem an, dann sah ich, wie sich das Tor öffnete. So weit, so gut.
Die Humvees befanden sich ein wenig abseits. Wenn etwas schieflief, sollten wir uns zu den Fahrzeugen zurückziehen. Ich dachte an Marla im Geschützturm. Sie hielt das MG bereit und im Anschlag.
»Passt auf eure Zeigefinger auf! Passt auf eure Zeigefinger auf!« Die Stimme des Offiziers der Dritten war kaum mehr als ein lautes Flüstern.
Ich sah auf meinen Finger und nahm ihn vom Abzug. Ich wollte niemanden töten, der es nicht verdient hatte.
Jonesy und ich gingen mit zwei Infanteristen zur linken Seite des Hauses. Einer von ihnen trug einen Rammsporn. Harris und Victor machten sich rechter Hand auf die Suche nach Nebeneingängen. Wir fanden eine Tür; die Infanteristen gingen hin und stießen sachte dagegen. Dann gaben sie über ihre Funkgeräte ein Signal, ließen sich auf ein Knie nieder und warteten.
Auch ich kniete mich hin und Jonesy hockte sich daneben. Ich hörte eine Stimme aus dem Funkgerät, woraufhin der eine Infanterist aufstand, eine Sekunde wartete und dann mit dem Rammsporn gegen die Tür donnerte.
BAMM! Nichts.
BAMM! Die Tür begann zu splittern. Ich stellte mir vor,dass die dadrinnen jetzt nach ihrer Kalaschnikow griffen. BAMM! Die Tür brach auf, und die zwei Infanteristen schlüpften schnell hinein, jeder zu einer Seite des Raumes. Ich hatte eine Scheißangst, als ich durch die Tür nach links ging. Der Raum wurde hell, als das Nachtlicht ihn erleuchtete. Durch meine Brille sah er gespenstisch grün aus. Ich schob das Nachtsichtgerät auf den Helm hoch.
Die Zimmer waren im Kreis um die Eingangshalle angeordnet. Dort gab es eine Treppe, kaum mehr als eine Leiter, zum oberen Stockwerk.
Der Infanterist schrie etwas. Vielleicht war es Arabisch, vielleicht habe ich ihn einfach nicht verstanden. Er feuerte in die Wand und das Nächste, was er sagte, verstand ich.
»Amerikaner!« Blitzschnell war er die Treppe hinauf und sein Kamerad folgte ihm wie ein Schatten.
Sie schrien, so laut sie konnten. Dadurch versuchten sie klarzumachen, dass sie hier oben den Ton angaben. Als die beiden im ersten Stock angekommen waren, standen schon drei weitere Infanteristen im Haus. Einer ging die Leiter hoch, während die anderen die Zimmer im Erdgeschoss überprüften.
»Die Jungs machen mir Angst und dabei sind sie auf meiner Seite«, stellte Jonesy fest.
Oben wurde noch mehr geschrien und dann rief
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