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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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zu postieren. Als wir hinausgingen, kamen weitere Infanteristen ins Haus.
    Ich konnte es kaum erwarten, Marla zu sagen, was passiert war.
    »Du meinst, sie haben das ganze Haus durchsucht und ich war die Einzige, die das Zeug gefunden hat?«
    »Die Einzige!«, bestätigte ich.
    Die Jungs von der Dritten brachten die beiden Männer gefesselt mit verbundenen Augen heraus. Als sie die Gefangenenin ihre Fahrzeuge setzten, konnte ich in der Ferne einen Lichtschimmer am Horizont sehen. Der neue Tag war fast angebrochen. Über den Dächern schwebte geisterhaft der Ruf des Muezzins, der die gläubigen Muslime zum Morgengebet rief.
    »Hey, Marla, das war doch bloß Glück, oder?«, fragte ich, als wir den Humvee wendeten, um zum Lager zurückzufahren.
    »Nein, ich koche gerne«, erwiderte Marla. »In dem Jugendheim, in dem ich war, habe ich meistens gekocht. Es hat mir nichts ausgemacht. Aber niemand streicht Mehl in einem Behälter so glatt. Das hat sie verraten, Mann.«
    Ich werde diesen Krieg nicht überleben. Die Leute um mich herum, Marla, Jonesy, Victor, Pendleton, ja sogar Harris, sind alle bessere Soldaten als ich. Mir wäre das Mehl niemals aufgefallen, nicht in tausend Jahren.
    Aber als ich mich auszog und aufs Bett fiel, fühlte ich mich gut. Man hatte nicht auf mich geschossen, und die erste Gruppe hatte die Zünder gefunden. Vielleicht hatten wir sogar ein paar Leben gerettet. Aber dann musste ich an die Frauen der Iraker denken, die weinende und die mit dem Baby. Mir fiel wieder ein, dass ich erst Mitleid mit ihnen gehabt hatte – um dann herauszufinden, dass sie zu einer Familie gehörten, die mich wahrscheinlich umgebracht hätte, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen hätte.
    Dann dachte ich an Marla im Jugendheim. Wie war das wohl? Manchmal war sie so aufgeschlossen, aber sie gewährte einem immer nur kurze Einblicke in ihr Leben.

Es wurde gemunkelt, dass einer der Versorgungsoffiziere
zum Lieutenant Colonel ernannt werden sollte. Major Sessions, die gedacht hatte, dass sie befördert werden sollte, wurde übergangen. Mir war das egal, aber ich vermutete, Marla würde sich darüber aufregen, weil sie viel von Frauen in der Armee hielt.
    Aber Marla sagte: »Sie verkriecht sich hinter ihrem Schreibtisch. Ich habe noch nicht gesehen, dass sie den Kopf hinhält oder bei Räuber und Gendarm mitspielt.«
    »Die ganze Beförderungssache ist politisch«, erklärte Coles. »Wenn man erst mal Captain ist, muss man schon in ein paar Ärsche kriechen, falls man weiterkommen will. Entweder geht es so oder du bist bei einer ganz heißen Truppe, in der es alle über dir erwischt.«
    »Mama Sessions müssen sie einen Sprengsatz mit der Post schicken, wenn sie sie erwischen wollen«, meinte Marla.
    Wir bekamen den Befehl, uns zu versammeln. Major Sessions marschierte in unsere Einsatzbesprechung wie frisch aus einem Modemagazin und erzählte uns, was für gute Arbeit wir geleistet haben.
    »Wir sind gebeten worden, einer Frau zu helfen, ihren Sohn zu finden«, erklärte sie.
    Sie erzählte, dass es in »Konfliktzonen«, wie sie es nannte, leicht dazu kommen kann, dass Menschen sich aus den Augen verlieren. Wir könnten unsere Menschlichkeit belegen, indem wir der Irakerin bei der Suche nach ihrem Sohn helfen.
    Sie nannte uns ein paar Details. Der Junge war vierzehn und gehörte zu einem Stamm, den wir zu beeinflussen versuchten. Selbst wenn wir auch nur die Bestätigung dafür bekommen konnten, dass er tot war, wäre das in Ordnung, denn dann könnten sie eine ordentliche islamische Beerdigung abhalten. Ich versuchte die ganze Zeit über, mir Major Sessions ohne Hosen vorzustellen, mit der Pistole am Oberschenkel. Sie kündigte an, dass sie mit uns kommen würde.
    »Aber ich halte ihr nicht die Plane«, verkündete Marla, als Major Sessions gegangen war.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte ich.
    »Darcy hat mir erzählt, dass sie mal mit einem weiblichen Captain zum Kasino gegangen ist, und als die Dame pinkeln wollte, musste Darcy am Straßenrand eine Plane hochhalten«, erklärte Marla. »Also, wenn Major Sessions pinkeln muss, musst du die Plane halten, Birdy.«
    »Mach ich«, freute ich mich. »Ich will sowieso wissen, was sie unter der Uniform trägt.«
    »Hast du zu Hause ein Mädchen?« Marla saß auf einer leeren Feldverpflegungskiste und packte Munitionsschachteln für das MG des Humvees zusammen.
    »Sozusagen.«
    »Sozusagen?« Marla wandte sich mit breitem Grinsen zu mir um. »Was soll das denn heißen,

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