Himmel ueber Falludscha
auszulösen, zündete der Anruf die Bombe. Gegenmaßnahmen blockierten die Anrufsignale, aber sie beeinträchtigten auch unsere eigene Funkkommunikation. Als die Operation Freiheit für Irak begonnen hatte, war alles an Hightech auf unserer Seite. Aber mittlerweile benutzten die Aufständischen, wie sie genannt wurden, jede Menge Lowtech, womit sie genauso gut jeden Tag jemanden töten oder verletzen konnten.
Als der Gottestrupp vorbeikam, erzählten uns Kaplan Nichols und sein Leibwächter, wie stolz die Leute in der Heimat auf uns wären. Captain Coles fragte Nichols ganz direkt, was die Leute zu Hause seiner Meinung nach überhaupt wussten.
»Sie wissen, dass dieselbe amerikanische Armee, die sich für die Demokratie in Gefahr begeben hat, jetzt Trinkwasserbrunnen gräbt und die Kinder im Irak medizinisch versorgt«, erklärte der Kaplan. »Sie wissen, dass die Männer und Frauen hier den Irakern trotz der Verwundeten und Toten helfen wollen, ihre Freiheit aufzubauen. Stimmt das etwa nicht?«
»Ich habe mich nur gefragt, ob sie wissen, wie viele Leute hier verwundet werden«, meinte Coles. »Denn davon sehe ich abends nichts in den Nachrichten.«
»Das liegt daran, dass wir uns immer noch in einer Kriegszone befinden«, erklärte der Kaplan. »Müssen wir wirklich alles senden, was wir wissen?«
Das stimmte alles. Vom CENTCOM war eine Anweisung gekommen, die uns vorschrieb, was wir in unseren E-Mails schreiben durften.
Das konnte ich einsehen. Je mehr Informationen unsere Jungs online stellten, desto mehr erfuhren auch die Schurken und konnten es gegen uns verwenden. Andererseits, je mehr schlechte Nachrichten sie verschwiegen, desto mehr Gerüchte gingen um. Alle waren nervös und niemand wollte die Grüne Zone verlassen, bevor sie die Enge nicht mehr ertragen konnten. Aber selbst in der Zone konnten wir nicht vergessen, wie willkürlich hier alles passierte.
»Genau so, wie wir hier Poker spielen und abwarten, was wir für ein Blatt kriegen – genau so wird dieser Krieg hier geführt«, bekundete Sergeant Harris mit einem Blick auf seine Karten.
»Ich hab zwei Paare, Buben und Achten, für mich läuft es also ziemlich gut«, meinte Marla und warf zwei Dollar in den Topf.
»Ja, aber im nächsten Blatt hast du vielleicht nichts«, erwiderte Harris. »Das meine ich. Du weißt nie, was als Nächstes kommt.«
Alle passten, Marla strich das Geld ein und legte ihre Karten auf den Tisch.
»He, du hast gar keine Buben und Achten«, stellte Harris fest.
»Nee, aber ihr habt gekniffen, also ist es mein Geld«, erklärte Marla.
»Die Sache ist so undurchsichtig, weil wir auf drei Ebenen kämpfen.« Lieutenant Colonel Petridus war vom PSYOP. Er war groß, spielte Poker mit einem Cowboyhut und kaute auf einer dünnen Zigarre, die auf und ab wippte, wenn er sprach. »Im Hintergrund sind die großen Fische mit dem Geld und ihren Plänen für dieses Land. Das sind diejenigen, die wir eigentlich töten müssten. Aber die kriegen wir nie zu sehen, weil sie sich zu tief im Untergrund verstecken oder vielleicht nicht mal hier im Land sind. Dann gibt es die Leute, die alles Amerikanische, alles Westliche hassen und eine religiöse Welt wiederhaben wollen, die eigentlich nie existiert hat. Und die dritte Ebene, das sind die Leute, die keinen Job haben und Bomben legen oder das Risiko auf sich nehmen, auf uns zu schießen, weil sie das Geld brauchen. Und da die großen Bosse, die Spieler im Hintergrund, einfach nur das Chaos aufrechterhalten wollen, bis sie ihre Chance zum Eingreifen gekommen sehen, ist es ihnen egal, wen sie umbringen. Völlig egal. Sie würden sich gegenseitig genauso bereitwillig umbringen wie uns. Wer gibt?«
»Ich«, sagte ich und nahm den Kartenstapel.
»Ja, Sir, hört sich an wie im Irrenhaus«, fand Jonesy. »Nicht dass ich viel über Irrenhäuser wüsste.«
»Ungefähr so ist es«, gab der PSYOP-Mann zurück.
»Glauben Sie, unsere Leute in Washington haben das alles durchschaut?«, fragte ich. »Wenn nicht, dann sollten wir ihnen vielleicht ein Telegramm schicken.«
»Ich hab mal in White Sulphur Springs in West Virginia Poker gespielt«, erzählte Lieutenant Colonel Petridus. »Ich hatte eine richtige Glückssträhne, und das Mädchen, dasich heiraten wollte – ich bin immer noch mit ihr verheiratet –, saß da und bewunderte mich die ganze Zeit. Aber der Kerl, der das Spiel managte, nahm aus jedem Topf fünf Prozent. Am Ende des Abends war ich der große Gewinner und ging doch völlig
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