Himmel ueber Falludscha
nächste Woche übernehmen sie es tatsächlich.«
»Und warum tritt die Dritte nicht in Erscheinung?«, fragte Jonesy.
Wir waren alle froh, dass die Iraker die Sicherheitsaufgaben übernahmen; auch über alles andere, das sie übernehmen wollten. Je mehr Iraker da mitmachten, desto geringer wurde die Gefahr für uns, verwundet oder getötet zu werden. Die Jungs von der Dritten bildeten die Iraker aus und meinten, die meisten von ihnen interessierten sich nicht für das, was sie taten. »Allerdings brauchen sie die Jobs.«
Für mich war das ausreichend.
Alle drei Gruppen bestiegen ihre Humvees. Es fuhren auch zwei hässliche Stryker mit, die gerade da waren, weil sie eine zusätzliche Panzerung bekommen sollten. Die Stryker sahen aus wie zu schnell gewachsene Spielzeugpanzer, allerdings mit Gummireifen anstelle von Ketten. Sie konnten eine komplette Infanterie-Gruppe ins Kampfgebiet bringen. Raus kamen die Jungs allerdings nur, wenn hinten ein Ausstieg aufgeklappt wurde. Mir würde es nicht gefallen, in so einer dunklen Büchse festzusitzen. Wenn man ans Tageslicht kommt, ist man die Zielscheibe für jeden, der einen umbringen will. Außerdem hieß es, dass man einen Stryker mit einer Panzerfaust oder einer einzigen Granatein den Radkasten lahmlegen kann. Deshalb wurden die meisten Stryker nachträglich mit je einem Stahlgitter vorn und an den Seiten ausgerüstet. Die Theorie war, ein Geschoss sollte hochgehen, bevor es die Karosserie des Fahrzeugs direkt traf. Die Iraker hatten das auch erkannt und schossen deshalb immer zwei Raketen ganz kurz nacheinander ab. Die erste zerstörte das Stahlgitter und die zweite grillte die Jungs im Inneren des Strykers.
Wir sollten einen Bus voller irakischer Polizisten und einen Bus mit Presseleuten im Konvoi nach Baquba eskortieren. Dort sollte es eine Zeremonie geben und dann würden wir alle wieder in die Grüne Zone zurückkehren – bis auf die Iraker, die wieder ins Ausbildungslager zurückfahren würden.
Wir stellten fest, dass in den Strykern nur je zwei Soldaten saßen, ein Fahrer und der Fahrzeugkommandeur. Es war eben alles nur Show. Wir hatten unsere drei Humvees und die Iraker saßen in einem Bus.
»Wahrscheinlich mit Klimaanlage«, vermutete Marla.
»Wenn Sie wollen, können Sie mit ihnen fahren«, meinte Captain Coles.
Der eine Stryker führte den Konvoi an. Harris steuerte seinen Humvee auf den zweiten Platz, dann kamen die dritte Gruppe, die beiden Busse, wir und zum Schluss der zweite Stryker. Unsere Abfahrt verzögerte sich etwas, weil wir noch auf ein paar Journalisten für den PR-Bus warten mussten.
Wir brauchten vierzig Minuten, um zu dem Ort zu gelangen, an dem die Zeremonie stattfinden sollte. Alle schwitzten und murrten. Ich hatte irgendeine Infektion zwischenden Beinen, es fühlte sich an wie ein Pilz. Durch das Holpern im Humvee juckte die Stelle noch mehr. Der Ort, an dem wir hielten, gehörte wohl zu Baquba, aber er lag ganz nah am Stadtrand. Gut.
Die Gesellschaft, die hier die Trinkwasserleitungen verlegte, hatte private Sicherheitsleute angestellt: einen Haufen Exmitglieder von Spezialeinheiten, ehemalige Polizisten und ein paar Kerle, denen es nichts ausmachte, Menschen zu töten. Sie traten alle auf, als ob sie von einem gemeinsamen Casting kämen: Sonnenbrillen, Stirnbänder, Bärte, Ohrringe und grimmige Blicke.
»Ein echter Vorteil für sie ist, dass sie sich nicht nach ROE-Karten richten müssen«, bemerkte Captain Coles.
Die Iraker wussten, dass für die Privaten keine ROE-Karten galten und dass es ihnen egal war, auf wen sie schossen. Wer keine Uniform der Koalitionsstreitkräfte trug, war zum Abschuss freigegeben.
Als die Medienleute aus ihrem Bus stiegen, sah ich, dass Major Sessions bei ihnen war. Sie stellten einen Tisch mit einem weißen Tischtuch auf und brachten etwas zu essen. Dann ließen sie die neu ausgebildeten Iraker vor dem Bus antreten, ein wenig herummarschieren und fotografierten sie. Unsere Jungs fanden es cool, sich über die neuen irakischen Polizisten lustig zu machen, aber ich mochte sie. Mehr noch, mir erschien es sehr sinnvoll, dass sie die Projekte hier übernahmen.
Wir blieben etwa eine Stunde, während die Iraker ein bisschen für die Kameras exerzierten. Ich konnte sehen, dass die offiziellen Presseleute nicht wahnsinnig interessiert waren, aber sie machten brav ihre Fotos und Filme.
»Reservematerial«, erklärte einer der Kameraleute. »Wir drehen solches Zeug auf Vorrat, falls wir es mal als
Weitere Kostenlose Bücher