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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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vermögender Investor ohne Kenntnisse über das Diamantengeschäft. Während Stichmann redete, suchte Philippe mit den Augen die Umgebung nach hier arbeitenden Weißen ab.
    Nach den ersten Ermittlungserfolgen hatte er es sich entschieden einfacher vorgestellt, an den Mann heranzutreten, der diesen Claim eröffnet hatte und jetzt unter dem Verdacht stand, für den Erfolg seines Unternehmens ein paar Soldaten der deutschen Schutztruppe Bestechungsgelder zuzustecken.
    »Das Vorkommen hier in Südwestafrika ist jedoch ein gänzlich anderes«, fuhr Stichmann fort. »Die Steine liegen lose im Gesteinsschutt oder im Sand, also in der obersten Schicht der Namibwüste. Als habe Gott sie einfach vom Himmel heruntergeworfen.« Der Prokurist lachte über seinen Scherz, und Philippe verzog den Mund zu einem angedeuteten Lächeln, wobei er den Sand zwischen seinen Zähnen unangenehm knirschen spürte.
    »Zuerst glaubte man, es gebe nur in der unmittelbaren Nähe der Lüderitzbucht Diamantenvorkommen. Doch je weiter die Expeditionen der Schürfer an der Küste nach Süden oder hier in den Norden vordrangen, desto mehr Steine entdeckten sie. Wir befinden uns hier, zwischen der Empfängnisbucht und den Naukluftbergen, an der bisher nördlichsten Fundstelle.«
    »Wir sind nur etwa acht Kilometer von der Küste entfernt. Auch alle anderen Diamantenfelder liegen in der unmittelbaren Nähe des Atlantischen Ozeans. Denken Sie, es sind auch Funde tiefer im Landesinneren möglich?«
    »Das herauszufinden, Herr Nachbaur, ist unsere nächste Aufgabe. Und genau deshalb sucht mein Arbeitgeber dringend Investoren. Funde in immerhin fünfzehn Kilometern Entfernung zur Küste lassen auf weiter in der Wüste liegende Diamantvorkommen schließen. Sie warten nur darauf, von mutigen Männern entdeckt und zutage gefördert zu werden.«
    »Wie sieht es mit der Größe der gefundenen Steine im Diacamp -Schürffeld aus?« Während Philippe seine Frage stellte, obwohl er die Antwort bereits kannte, sah er einen großen schlanken Mann aus einem etwas abseits stehenden Zelt treten. Der Hüne reckte sich, streifte sich seine Hosenträger über das weiße Hemd und stülpte sich einen ähnlichen Tropenhelm auf das dunkle Haar, wie ihn auch der Prokurist trug.
    »Der größte Diamant, der an dieser Küste gefunden wurde, hatte siebzehn Karat. Aber um der Ehrlichkeit willen: Das war nicht bei uns.« Wieder lachte der Mann sein hohes, gackerndes Lachen. »Steine von einem Rohgewicht von ein bis drei Karat finden wir täglich, dazwischen finden sich gelegentlich welche bis zu acht Karat. Aber erst vor wenigen Tagen sind wir auf zwei wunderschöne Zehnkaräter gestoßen. Diese Prunkstücke dürfen sie nachher mit Sicherheit bewundern.«
    »Sie behalten Diamanten von diesem Wert über mehrere Tage hier im Lager?«
    »Heute werden sie abtransportiert. Wissen Sie, wir sind sehr vorsichtig, wenn es um unsere Funde geht. Niemand posaunt die Anzahl und das Gewicht unserer Steine in die Welt hinaus. Zudem stehen wir unter dem Schutz der deutschen Soldaten. Zu befürchten haben hier weder die Arbeiter noch die Diamanten etwas.«
    Philippe schwieg, doch sein Blick verdüsterte sich. Laut seiner Recherchen hatte Diacamp noch keinen Stein über vier Karat verschifft, was den Prokuristen entweder zu einem geschäftstüchtigen Lügner oder zu einem Dummkopf machte.
    Dem Gouverneur war zu Ohren gekommen, dass es besser und schlechter bewachte Landstriche gab. Das war bei der Länge des Küstenstreifens nicht weiter verwunderlich, weshalb es überhaupt erst zu dem Überfall kommen konnte, bei dem Wilhelm sein Leben gelassen hatte und zwei große Diamanten geraubt worden waren.
    Philippe und Stichmann marschierten an den Arbeitern mit ihren Schüttelsieben vorbei zu den mit Wasser gefüllten Blechwannen, in die die herausgesiebten Steinsplitter in weitere Siebe gekippt wurden.
    »Sehen Sie, Herr Nachbaur, hier werden die Siebe in Schwingungen versetzt und die schwersten Bestandteile, darunter die Diamanten, rutschen durch die rüttelnden Bewegungen in der Mitte zusammen. Glücklicherweise ist für dieses Verfahren das Salzwasser aus dem Meer nutzbar. Das Lager mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen ist schwierig und kostenaufwendig genug.«
    Sein Begleiter zog ein Taschentuch aus der Westentasche, lüftete seinen Helm und wischte sich über die kurz geschorenen Haare.
    Philippe beobachtete, wie einer der Diamantwäscher das Sieb hinüber an einen schräg im Sand stehenden

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