Himmel ueber fremdem Land
Rote in die Hand. »Es gibt auch schwarze Diamanten, wussten Sie das?«
Kopfschüttelnd gab Philippe den Stein sofort zurück, um über jeglichen Verdacht, einen davon mitgenommen zu haben, erhaben zu sein.
»Jetzt dürfen Sie unsere zwei schönsten Funde bewundern. Der eine Diamant ist zweifarbig, ein Umstand, der seinen Wert mindern wird, was bei einem Zehnkaräter jedoch nicht erheblich ins Gewicht fällt. Und die andere Schönheit wiegt ebenfalls um die zehn Karat und ist reinweiß.«
Während er sprach, zog sein Gesprächspartner die beiden Diamanten aus einem Lederbeutel, den er aus seinem unordentlichen Kleiderkoffer hervorgekramt hatte.
Philippe bestaunte die Steine gebührend und war sich dabei sicher, die zwei von Franz Bleitgens Schürfplatz entwendeten Diamanten vor sich zu haben.
Trotz des gedämpften Lichts im Zelt schimmerten die Diamanten in einer herrlichen, sanften Pracht. Philippe musterte das Spiel von Licht und Farbe in ihnen und biss dabei die Zähne zusammen, denn diese Steine hatten Wilhelm das Leben gekostet.
»Herr Nachbaur, sehe ich da Begehrlichkeit in Ihren Augen?«
Philippe zwang sich zu einem Lächeln, was jedoch eher zu einem gequälten Grinsen misslang. »Ihre Arbeiter, sind die zuverlässig?«, stellte er hastig eine Gegenfrage.
»So zuverlässig, wie diese primitiven Kreaturen nun mal sein können. Sie werden von einem Aufseher überwacht. Er bekommt dafür eine Menge Geld. Wenn ich in die Heimat reise, wird mein Stellvertreter auf alles ein wachsames Auge haben.«
»Die Arbeiter leben in den Zelten?«
»Die meisten von ihnen. Einige halten sich lieber vom Lager fern und kommen morgens zur Arbeit her.«
»Wie werden sie versorgt?«
»Sie sind doch nicht einer von diesen Typen, die den Arbeitern ständig mehr Rechte und mehr Luxus zugestehen wollen? Sehen Sie sich um. Wenn selbst ich meine Tage und Nächte auf solch spartanische Weise zubringen kann, können die Männer das auch. Allein das Herbeischaffen des Trinkwassers kostet mich ein halbes Vermögen. Das Essen ist ausreichend, schließlich sollen die Burschen arbeiten und dafür braucht man einen vollen Magen. Aber ich werde sie keinesfalls in Watte packen!«
»Diese Einstellung soll mir recht sein. Schließlich will ich aus meiner Investition möglichst viel Gewinn herausschlagen.«
»Ich sehe, wir verstehen uns.«
»Wie sieht es mit der Sicherheit hier im Lager und auf den Transportwegen aus?«
»Die Gegend wird von der deutschen Schutztruppe durchstreift. Die Eingeborenen werden in Schach gehalten, die Mitkonkurrenten liebt man nicht, aber man respektiert ihre Claims und ihre Funde. Für die Transporte nach Walvis Bay hat mein Assistent eine Gruppe von robusten Männern zusammengestellt. Sie tragen Waffen und sichern die Fracht ab. Sobald die Diamanten auf dem Schiff sind, besteht ein ausreichend hoher Versicherungsschutz für sie.«
»Warum transportieren Sie über die britische Walvis Bay?«
»Sie ist von hier schneller und leichter zu erreichen als der nächste deutsche Hafen.«
»Was passiert mit den Steinen, wenn sie in Hamburg ankommen? Sie gehen doch nach Deutschland?«
Sein Gegenüber ging auf die kleine Fangfrage nicht ein. »Sie werden zum Schliff oder zur weiteren Verarbeitung in ein Juweliergeschäft gebracht, dessen Inhaber ich persönlich kenne. Er organisiert auch den Verkauf der Steine.«
»Das sind viele, nicht immer gesicherte Transportwege und eine Menge Hände, durch die die Diamanten gehen und die alle bezahlt werden wollen …«, sinnierte Philippe halblaut.
»Alle wollen an den Diamanten verdienen. Aber warum auch nicht? Es gibt ja genug. Und schauen Sie sich diese beiden Prachtstücke an. Noch zwei, drei Diamanten dieser Größe und ich bin der bei den Frauen beliebteste Mann zwischen St. Petersburg und Berlin.«
Diacamps Prahlerei stieß Philippe ab, zumal die Steine von einem anderen Feld stammten. Dennoch zwang er sich, seine interessierte Miene beizubehalten, drehte sich aber vorsichtshalber dem Zeltausgang zu und beobachtete, wie ein paar der Arbeiter mit den letzten Sonnenstrahlen über die sichelförmigen Dünen verschwanden, ehe es sehr schnell dunkel wurde.
Zufrieden lächelte er in sich hinein. Er hatte die Abreise lange genug hinausgezögert, um nun die Nacht im Lager der Diacamp-Company verbringen zu müssen.
»Was denken Sie bezüglich einer Kooperation?«, hakte Diacamp unhöflich direkt nach.
»Das Geschäftliche regele ich mit Herrn Stichmann?«, antwortete
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