Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
Vom Netzwerk:
ohne Sie aufbrechen zu dürfen. Auf mich wartet im Büro eine Menge Arbeit. Ich lasse den Vertrag unterschriftsfertig zurück. Sie können die Papiere dann mitbringen. Der Pad 29 bis nach Walvis Bay ist gut zu finden, solange kein Sturm über die Wüste geht.«
    »Kehren Sie zurück, wann es Ihnen praktikabel erscheint.«
    »Diacamp ist zwar ein eisenharter Geschäftsmann mit einem Riecher für das Geld, allerdings nicht gerade das, was man einen guten Gastgeber nennt. Aus diesem Grund plante ich von vornherein ein, einige Stunden mit Ihnen hier zu verbringen. Wenn ich morgen bei Sonnenaufgang aufbreche, verliere ich nichts.«
    Philippe beendete seine Mahlzeit, stürzte das Getränk hinunter und erhob sich. Bei dem Zelt des Mädchens angekommen räusperte er sich laut und klopfte mit der flachen Hand gegen die geschlossene Plane. Als er keinen Laut uns dem Inneren der Behausung hörte, band er die Plane auf, huschte hinein und verknotete sie von innen wieder.
    Auch dieses Zelt war spartanisch eingerichtet. Außer dem Feldbett, einer Kleiderkiste und ein paar undefinierbaren Bündeln auf dem Boden war es praktisch leer. Das Mädchen verbrachte wohl wenig Zeit an diesem Ort, wie ihm das Fehlen persönlicher Gegenstände verriet.
    Er entkleidete sich im Dunkeln bis auf die Unterwäsche und setzte sich auf das hölzerne Feldbett. Die Decke darauf roch sauber. Wie er es gewohnt war, legte er seine Kleidung griffbereit zurecht, kontrollierte trotz der Dunkelheit seine Pistole und legte sich schließlich auf die Pritsche.
    Noch einmal ging er in Gedanken sein Gespräch mit Diacamp durch und ärgerte sich über die geringe Ausbeute an neuen Informationen. Er würde auf den angeforderten Nachschub von Soldaten warten müssen. Erst dann konnte er die Gegend mit einer sowohl für die regulären Truppenteile als auch für die Diamantschürfer möglichst unsichtbaren Schutztruppe durchstreifen. Unvorteilhaft war dabei nur, dass er diese Aufgabe ausgerechnet mit Neulingen durchzuführen hatte, die sich im Ernstfall gegen die eigenen Männer stellen mussten.
    Die meisten der Soldaten, mit denen er in Deutsch-Südwestafrika seinen Dienst begonnen hatte, hatten ihre dreijährige Pflichtzeit längst beendet und waren in die Heimat zurückkehrt. Die nachrückenden Wehrpflichtigen kannte er kaum und wusste nicht, wem von ihnen er vertrauen konnte. Ihm blieb nur zu hoffen, dass Oberstleutnant von Estorff ihm einen fähigen, loyalen Unteroffizier überstellte.
    Zwar müde, aber noch immer mit seinen Überlegungen beschäftigt, schloss Philippe die Augen, lauschte auf das entfernte Prasseln und Knacken der allmählich niederbrennenden Feuer, auf die Stimmen der Arbeiter und die gelegentlichen Bewegungen der Zeltplane. Seine Gedanken verweilten bei Udako, ehe er schließlich doch einschlief.
    Nur Minuten später erwachte er wieder. Ein Geräusch hatte ihn geweckt. Das leise Rascheln von Kleidung verriet die Anwesenheit einer Person in seinem Zelt. Hatte Diacamp ihn durchschaut und wollte ihn aus dem Weg räumen?
    Philippe spannte alle seine Muskeln an, bereit, sich seiner Haut zu wehren.

Kapitel 25
    Berlin, Deutsches Reich,
Juni 1908
    Nervös nestelte Tilla an der Schärpe um ihre schlanke Taille herum, während sie mit eiligen Schritten das Foyer durchschritt. Dort waren alle Vorbereitungen für ein Begrüßungsfest für sie und ihren Gatten abgeschlossen. Josephs Freunde hatten es organisiert, und der alte Meindorff, Geselligkeiten durchaus zugetan, hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, dass es in seinem eigenen Haus abgehalten wurde.
    Die in den wuchtigen Blumenvasen arrangierten Rosen, Lilien und Jasminzweige zierten die Wände zwischen den Zimmertüren und verströmten einen berauschenden Duft. Die beiden Kristallkronleuchter an der Decke waren mit brennenden Kerzen bestückt, entlang der Wand zur Vorhalle wartete ein Büfett, das die Tischplatten beinahe durchbog, auf den Ansturm der Gäste.
    Eigentlich hatte Tilla sich umziehen wollen, doch Henny hatte an der Tür geklopft und ihr mitgeteilt, sie habe sich unverzüglich in dem Kontor ihres Schwiegervaters einzufinden.
    Sie war sich völlig im Unklaren, weshalb sie gerufen worden war. Unsicher ließ sie ihre Hände sinken und warf einen ängstlichen Blick auf die geschlossene Tür. Fragen bezüglich ihrer Hochzeitsreise hatte sie von Meindorff Senior sicher nicht zu befürchten. Dieses Thema würde ihm zu intim sein, vermutlich sogar zu uninteressant. Was also war so wichtig,

Weitere Kostenlose Bücher