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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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sie?
    Ihr Ehegatte hatte jedoch den rechten Ellenbogen auf die Armlehne seines Stuhles gestützt, dazu den Kopf auf die geballte Faust gelegt und schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
    »Deine Demy und Hans verstehen sich recht gut, wie es den Anschein hat. Ich halte es für angebracht, sofort mit den beiden zu sprechen, dann kann ihre Verlobung noch heute auf eurem Begrüßungsfest bekanntgegeben werden.«
    Tilla drohte sich der Magen umzudrehen. Das Mädchen, für das Meindorff Heiratspläne schmiedete, war gerade einmal 14 Jahre alt; ein Kind noch, unreif und wild. Sie konnte unmöglich zulassen, dass man sie innerhalb der nächsten Wochen verheiratete! Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, als sie panisch versuchte, eine sinnvolle Ausrede zu finden.
    Niemand wusste um Demys wahres Alter. Würde die Tatsache, dass Tilla gelogen hatte, um Demy mit nach Berlin bringen zu können, ihr nun zum Fallstrick werden? Irgendwie musste es ihr gelingen, das zu verhindern, notfalls mit dem Offenlegen ihres kleinen Betruges. Aber bedeutete das, dass man Demy womöglich zurück nach Holland schickte? Auch das konnte sie nicht zulassen! Musste sie nun innerhalb von Sekunden abwägen, welches das kleinere Übel war?
    Demy mochte Hannes, da gab Tilla ihrem Schwiegervater recht, und vielleicht erwuchs aus dieser Zuneigung eines Tages tatsächlich Liebe. Immerhin war Zuneigung weitaus mehr, als sie selbst im Moment für ihren Ehemann empfand. Die Kleine könnte es mit der Wahl ihres zukünftigen Ehepartners weitaus schlechter treffen – das musste dem Wildfang nur entsprechend verpackt mitgeteilt werden.
    Zögernd richtete Tilla sich auf und hob die Hand, als wolle sie ihrem Schwiegervater widersprechen, woraufhin der sofort die Stirn in Falten legte und sie missbilligend anblitzte. Sie kannte diesen Blick auch von seinem ältesten Sohn nur zu gut, ließ sich dieses Mal jedoch nicht einschüchtern.
    »Ich stimme Ihrer Überlegung grundsätzlich zu, Herr Vater.« Mit angehaltenem Atem beobachtete Tilla, wie sich die Falten auf seiner Stirn wieder glätteten. »Allerdings möchte ich bei Demy ungern eine Entscheidung überstürzen. Diese Art von Druck könnte sie in die Rebellion treiben. Sie haben inzwischen sicher selbst erkannt, wie ungeschliffen dieser kleine Diamant noch ist und ihr dankenswerterweise eine gute Gouvernante an die Seite gestellt. Eine Verlobung sollte nicht überstürzt werden. Es wäre sicher besser, wenn die beiden das Gefühl haben, diese selbst herbeigeführt zu haben.«
    Erleichtert, dass die Männer sie ohne Unterbrechung anhörten, sprach sie schnell weiter: »Hans befindet sich noch in der Ausbildung und sollte durch eine Heirat nicht abgelenkt werden. Zudem ist er mit seinen knapp zwanzig Jahren noch sehr jung, um der Verantwortung für eine Ehefrau und sich eventuell bald einstellende Kinder gerecht zu werden. Demy, ebenfalls noch in Ausbildung, sollte diese in Ruhe zu Ende bringen, vielleicht erweitert durch ihre dann veränderte Stellung und die damit verbundenen neuen Anforderungen im Hause Meindorff. Darüber müsste auch Frau Cronberg informiert werden. Zudem sollten wir ihre zarte Jugend nicht gänzlich außer Acht lassen.«
    Einen quälenden Moment lang musterte der alte Meindorff sie, bis sie zu ihrem Erstaunen schließlich den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht sah.
    »Joseph, du hast eine weise Diplomatin zur Frau«, wandte er sich an seinen Sohn. Diesem entlockte die Bemerkung des Vaters lediglich einen undefinierbaren Brummton. »Ich billige deinen Vorschlag, Tilla, verlange aber, dass die Verlobung in den nächsten zwei bis drei Monaten verlautbart wird, um jegliches Gerede in der Stadt zu unterbinden. Zudem wird dies Hans zwingen, seine Beziehung zu dem anderen Frauenzimmer abzubrechen.«
    Diese Bedingung ließ Tilla schwer schlucken. Mutete sie ihrer Schwester mit ihrer Entscheidung nicht dieselben grässlichen Bedingungen zu, wie sie selbst sie in ihrer Ehe ertragen musste? Aber Hannes war anders veranlagt als Joseph, das spürte sie deutlich. Er könnte ihre Schwester glücklich machen, wenn er es wollte.
    »Ich werde umgehend mit deinem Vater Kontakt aufnehmen. Zwar giltst du hier in Berlin als Demys Vormund, wobei diese Vormundschaft mit der Eheschließung automatisch auch auf Joseph überging, aber wir möchten den Familienvorstand van Campen natürlich nicht gänzlich überfahren.«
    Ein heißer Schauer jagte Tilla über den Rücken. Der Gedanke,

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