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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Bürger umriss, stieß sie ab. Die ganze Zeit über hielt er sich militärisch aufrecht, und mit seinen hinter dem Rücken verschränkten Händen und dem hoch erhobenen Kopf wirkte an ihm selbst die Verkleidung beinahe majestätisch. Allerdings hob er sich ohnehin durch eine einwandfreie Garderobe, die viel mehr zu einem Oberschullehrer als zu einem Arbeiter passte, von der Masse der anderen Gäste ab.
    »Und Sie sind zurück aus Athen, oder war es Peking, wohin Sie Adalbert, allerdings nicht diesen Lump hier, sondern den königlich-kaiserlichen Prinzen, bei seinen Repräsentationspflichten begleitet hatten, Herr Willmann?«
    Die Gereiztheit in Josephs Stimme spiegelte seine offensichtliche Abneigung gegen den vorherigen Sprecher wider. Trotz der ausgelassenen Stimmung im Hintergrund lag zwischen den beiden Herren ein deutlicher Misston in der Luft.
    »Nur für den Augenblick, Meindorff. Es stehen weiterführende Gespräche über geschäftliche Verbindungen meines Unternehmens mit den Griechen an. Ich wohne diesem Ball heute nur bei, um meiner Verlobten einen Wunsch zu erfüllen.«
    »Ihrer Verlobten? Gratuliere. Wer ist die Glückliche?«
    »Brigitte Ehnstein. Wir begehen nächste Woche unsere Verlobung mit einem großen Fest. Die Einladungen sind bereits zugestellt.«
    Demy amüsierte sich über Josephs säuerliches Gesicht. Dass er nichts von der Verbindung zwischen diesem Herrn und der jungen Dame in Rosa gewusst hatte, die Demy mit Philippe im Treppenhaus der Meindorffs angetroffen hatte, machte allen Anwesenden deutlich, dass er keine Einladung erhalten hatte.
    Willmann grüßte mit einem herablassenden Nicken und ließ die Gruppe stehen.
    »Willmann heiratet eine Ehnstein. So machen die das seit jeher. Dadurch bleibt das Geld sicher in der eigenen Familie. Weiß jemand, ob es sich bei der kleinen Brigitte um eine Cousine ersten oder zweiten Grades von Willmann handelt?«, fragte der fröhliche Adalbert in die Runde.
    »Frag das die Frauen. Sie wissen über derartigen Kram immer bestens Bescheid«, knurrte Joseph und ging mit großen Schritten davon.
    Da sie nicht des Lauschens bezichtigt werden wollte, drehte Demy sich flugs dem Fenster und dem friedlichen Anblick des Parks zu. Allerdings dauerte es nur ein paar Minuten, bis sich ihr eilige Schritte näherten, sie jemand an den Schultern ergriff und herumdrehte.
    »Hallo, kleine Demy! Du siehst auf diesem Ball so … so normal aus!«, lachte Hannes ausgelassen und strich sich mit einer hastigen Bewegung einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Ich habe mir alle Mühe gegeben, dem Motto gerecht zu werden und bin als ganz gewöhnliches Mädchen erschienen. In einem meiner Röcke und einer passenden Bluse. Aber wie ich sehe, hast du etwas mehr Aufwand betrieben. Das sieht mir nicht nach der Uniform eines Offiziers in Ausbildung, sondern nach der eines schlichten Soldaten aus.«
    »Ich mag deine unverblümte Art. Und deshalb bist du die Erste, der ich heute Abend meine Begleiterin vorstelle.« Voll jugendlichen Überschwangs trat Hannes aus der Nische und zog hinter dem Samtstoff eine Frau hervor. Deren Wangen waren vor Aufregung gerötet und sie warf Demy einen unverkennbar ängstlichen Blick zu.
    »Kleine, das ist Edith Müller aus Magdeburg und dies, liebe Edith, ist Demy van Campen, die Halbschwester der Frau meines Bruders und in jedem Fall ein feiner Kerl.«
    »Guten Abend, Fräulein Müller.« Demy grüßte die Fremde mit einem Kopfnicken und musterte sie dabei neugierig. Die Gesichtszüge von Hannes’ Begleiterin wirkten klar und aufrichtig, wobei sie landläufig wohl nicht als Schönheit bezeichnet werden würde. Dafür war sie zu mollig und kaum größer als Demy, obwohl Edith einige Jahre älter war. Edith wirkte sehr sympathisch, nur wunderte Demy sich, dass sie ihren Namen noch nie gehört hatte, der hier im Haus gewiss gelegentlich gefallen sein musste.
    »Guten Abend, Fräulein van Campen. Hannes meinte, ich solle mich heute Abend an Sie halten. Sie könnten mir erklären, was von mir erwartet wird.«
    »Gern«, sagte Demy und lächelte die nervöse Frau an, dann wandte sie sich mit in Falten gelegter Nase und fragend erhobenen Augenbrauen zu Hannes. Das Zucken um seine Mundwinkel verriet ihr seine Nervosität, obwohl er ansonsten ein fröhlicher Zeitgenosse war und diese gesellschaftlichen Zusammenkünfte von Kind an kannte. Er beugte sich zu Demy hinunter und flüsterte: »Dieser Ball bietet für mich die einfachste Möglichkeit, Edith

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