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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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ihre Bewegung an ihrer Schulter fühlte. »Du bist noch jung. Viel zu jung für ein solches Geheimnis und diese Fragen. Auf der anderen Seite bist du wiederum ungewöhnlich reif und nachdenklich für dein Alter. Du sagtest mir einmal, dass eine deiner Schwestern dir beigebracht hätte, bei anstehenden Entscheidungen Gott um Rat zu fragen. Wenn du daran glaubst, was hindert dich daran, es jetzt auch zu tun?«
    »Vielleicht die Angst davor, wie die Antwort aussehen wird …«
    ***
    Tief in Gedanken versunken ging Demy durch die nassen Straßen und wich den Pfützen aus, in deren Wasser sich das Licht des Mondes und die schnell ziehenden Wolken spiegelten.
    Was mochte auf Tillas und Josephs Hochzeitsreise vorgefallen sein? Seit ihrer Rückkehr spürte sie eine eisige Kälte zwischen den Eheleuten, zudem sah ihre Halbschwester noch immer bemitleidenswert schlecht aus.
    Demy öffnete einen Flügel des großen Pfortentors, schlüpfe hindurch und schloss es hinter sich. Ein kaum wahrnehmbarer Pfiff brachte sie zum Stehen. Prüfend neigte sie den Kopf zur Seite und lauschte. Ein weiterer Pfiff – eine Spur fordernder als zuvor – jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Wer versteckte sich im Vorhof und versuchte anhand der Pfiffe auf sich aufmerksam zu machen? Sollte ein heimliches Treffen stattfinden? Hier im Garten der Meindorffs?
    Wieder drang der hohe, unnatürliche Laut zwischen den Bäumen hindurch, gleich darauf folgte ein verhaltenes Zischen. War sie gemeint? Demy glaubte ihren Namen zu hören.
    Zögernd verließ sie den gepflasterten Weg und trat auf die Wiese, die nach dem Regenguss so aufgeweicht war, dass sie ihre Schuhe zu verschlingen drohte. Die Erde gab ihren Fuß mit einem schmatzenden Geräusch wieder frei, das ihr in Anbetracht des Schmutzes, der nun an ihm klebte, nahezu höhnisch klang.
    Mehr ärgerlich als ängstlich blieb sie neben einer Gruppe von sich im Wind wiegenden Birken stehen. Sie sah sich um und beobachtete, wie sich die einzeln stehende Weißtanne und die beiden Buchen in einer Bö schüttelten.
    »Hallo?« Ihr zaghafter Ruf kam Demy entsetzlich laut vor. Am liebsten wollte sie sich umdrehen und so schnell, wie ihre Füße sie trugen, zum Haus laufen. Doch da bemerkte sie eine Bewegung neben einem Buchenstamm mit gewaltigem Umfang. Ein schwarzer Schatten löste sich aus dem Dunkel. Für den Bruchteil eines Augenblicks tauchte der Mond die Gestalt in sein fahles Licht, bevor er sich wieder hinter einer dunklen Wolke verbarg.
    ***
    Der Dunkelheit und dem Wind zum Trotz, der durch die Gassen pfiff und allerlei Unrat aufwirbelte, setzte Lieselotte gemächlich einen Fuß vor den anderen. Umgeben von den Mauern des Scheunenviertels fühlte sie sich fast geborgen, ganz anders als in der schillernden Welt der Paläste der Reichen. Ihre Augen hatten sich längst an die Dunkelheit und die bizarren Schatten gewöhnt, sodass sie traumwandlerisch sicher den Weg zurück zu ihrer Hinterhofwohnung fand. Dort erwarteten sie die bedrückende Enge ihrer winzigen, erbarmungswürdigen Behausung, die müde, ausgelaugte Mutter und der vermutlich wieder betrunkene Vater.
    Im Flur hielt sie nicht vor der allmählich vermodernden Tür zu ihrer Wohnung, sondern vor der frisch gestrichenen von Julia an.
    Das ausgelassene Gelächter der Prostituierten und die fordernden Rufe ihres Besuchers drangen bis zu ihr hinaus, was Lieselotte die Augenbrauen heben ließ. Die arme Demy war fassungslos geflohen, als sie mitansehen musste, wie ihr Schwager …
    Lieselottes Kopf ruckte hoch und mit offenem Mund starrte sie in die Dunkelheit. Weshalb war ihr diese überraschende Information nicht gleich aufgefallen, als Demy sie in ihrem aufgewühlten Zustand versehentlich verraten hatte? Ihre Freundin hatte nicht von ihrer gnädigen Frau , sondern von ihrer Schwester gesprochen! Das Mädchen war nicht einfach nur die Gesellschafterin der Frau Meindorff, sondern deren Schwester! Demy – von Geburt eine Dame aus erstklassigem Hause?
    Die Tür zur elterlichen Wohnung sprang auf und ein fahler Lichtschein fiel auf die abgewetzten Bodenbretter des Flurs. Eilig setzte Lieselotte sich in Bewegung.
    »Kommst du endlich! Ich habe mir schon Sorgen gemacht, Tochter.«
    »Entschuldigung, Frau Mutter. Ich musste länger in der Fabrik bleiben«, log Lieselotte.
    »Dieser Halsabschneider. Du bist doch noch ein Kind. Niemals hätte ich dich dort hinbringen sollen.«
    »Wir brauchen das Geld.«
    Ihre Mutter stieß einen Zischlaut aus, ein

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