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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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deutliches Zeichen für das Mädchen, dass ihr Vater in der Küche diese Worte keinesfalls zu Gehör bekommen sollte.
    Sie trat ein, und ihre Mutter schloss hinter ihr die Tür. Direkt vor ihren Füßen lag die gammelige Matratze, auf der die Zwillinge schliefen. Allerdings konnte sie an einem kurzen Blinzeln von Willi erkennen, dass zumindest er noch wach war.
    »Guten Abend, Herr Vater«, grüßte sie den Mann, der mit dem Rücken zu ihr am Tisch saß.
    Er drehte sich langsam zu ihr um, als schmerze ihn jede Bewegung, und musterte sie mit geringschätzigem Blick. »Wo warst du so spät noch? Haben deine Eltern dir nicht beigebracht, zu welcher Tageszeit junge Mädchen im Schutz ihrer Familien sein sollen?«
    »Doch, das tatet Ihr, Herr Vater. Leider bekam es der Besitzer der Brauerei von seinem Vater nicht gelehrt.«
    Die Faust des Vaters donnerte auf den Tisch. »So sprichst du mir nicht über deinen Brötchengeber. Er verdient deinen Dank und Respekt. Er hat es nicht nötig, dich undankbare Kröte zu beschäftigen, stehen ihm doch Tausende von Arbeitswilligen zur Verfügung. Doch er gibt dir Arbeit, weshalb ihm deine Loyalität gebührt. Loyalität, Ehrerbietung und Respekt, wie du sie auch deinen Eltern gegenüber zeigen sollst!«
    Lieselotte, eingeschüchtert durch sein Gebrüll, gleichzeitig aber auch innerlich kochend vor Wut über die unterwürfige Haltung des Vaters, zog es vor zu schweigen. Sie ging in den Küchenbereich, wo Waschwasser für sie bereitstand. Wie an jedem Abend knöpfte sie ihre Bluse auf und zog sich dann das Unterhemd über den Kopf.
    »Was soll diese Zurschaustellung deines Körpers?«, fuhr ihr Vater sie an.
    Nun vollkommen verwirrt drehte Lieselotte ihrem Vater vorsichtshalber den Rücken zu. »Wenn ich mich wasche, ist der Herr Vater gewöhnlich nicht in der Wohnung. Entschuldigen Sie bitte.«
    »Was soll ich davon halten, wenn meine fast volljährige Tochter sich ungeniert vor einem Mann entblößt? Dass sie das gewohnt ist? Bietest du, wie die Romeike da drüben, deinen Körper den Männern feil? Kommst du deshalb so spät nach Hause?«
    »Nein, Herr Vater!«, stieß Lieselotte entsetzt aus. Ihre Stimme bebte. Was sollte sie tun? Offenbar machte sie an diesem Abend alles falsch. Mit einer Hand griff sie nach ihrer Bluse und streifte sie sich eilig über. Ihre Finger zitterten, was das Schließen der Knöpfe nicht einfacher machte.
    Plötzlich stand er hinter ihr; sie spürte seinen Atem, der am heutigen Abend nicht nach Alkohol stank, in ihrem Nacken. Blanke Angst überfiel sie. Seit sie in Berlin lebten, hatte ihr Vater seinen Kindern wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Tat er es doch, dann nur, um sie auszuschimpfen und zu strafen.
    »Bist du eine Sünderin, Tochter? Muss ich dich zu einem Geistlichen schleppen, damit du deine Sünden bekennst und bereust und er dir dein Seelenheil wiedergibt?«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan, Herr Vater«, flüsterte sie, ihm noch immer den Rücken zugewandt.
    »Du wagst es nicht einmal, mich bei dieser Beteuerung anzusehen!«, brüllte er.
    Etwas schnalzte durch die Luft und einen Wimpernschlag später fuhr Lieselotte ein brennender Schmerz über den Rücken. Ihr Schrei mischte sich mit dem ihrer Mutter. Aber diese hielt sich zurück, ließ ein weiteres Mal schweigend geschehen, dass der Vater eines der Kinder mit dem Gürtel züchtigte.
    »Ich werde dir für lange Zeit die Lust nehmen, auf dem Rücken zu liegen und die Beine breitzumachen.«
    »Ich bitte den Herrn Vater, mich nicht zu schlagen! Ich habe nichts dergleichen getan«, flehte Lieselotte unterwürfig, bevor ein zweiter Hieb mit dem Riemen sie traf und den Schmerz noch unerträglicher machte. Keuchend rang sie nach Atem und suchte mit ihren Händen verzweifelt einen Halt.
    »Dich vor mir und den Jungen auszuziehen! Was denkst du, was in den Köpfen der Burschen vor sich geht, wenn sie dich so sehen? In ein paar Jahren werden sie sich versündigen, angeregt durch dein Tun!«
    Ein dritter Schlag ließ ihre Haut aufplatzen, und sie spürte Blut über ihren Rücken laufen. »Belassen wir es dabei und hoffen, es war dir Lehre genug, Tochter.«
    Lieselotte schloss die Augen, schwankte und wusste doch, was von ihr verlangt wurde. Mühsam und unter Schmerzen drehte sie sich um und knickste vor dem Mann, der sie soeben erniedrigt und geschlagen hatte.
    »Ich danke dem Herr Vater für seine Ermahnung und die Gnade, die Strafe verkürzt zu haben.«
    Ihre Stimme zitterte, obwohl sie laut und

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