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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Vorteile verschaffen konnte.
    Joseph Meindorff, der Junior-Chef von Meindorff-Elektrik, der sich mit einer Brauerei in einer zusätzlichen Branche versuchte und damit ihr und ihrer Mutter Arbeitgeber war, leistete sich ein delikates Geheimnis: Julia Romeike. Durch dieses Wissen hielt sie eine nicht zu verachtende Macht über den Mann in ihren Händen, dessen war sich Lieselotte sicher.

Kapitel 34
    Nahe Empfängnisbucht,
Wüste Namib, Deutsch-Südwestafrika,
August 1908
    Der kalte Atlantikwind zerrte an den Zeltplanen und brachte das Interieur zum Klappern. Jenseits ihres von einer haushohen Sanddüne geschützten Lagerplatzes, dort wo die letzten tapferen, aber trostlosen !Nara-Büsche standen und die Sanddünen in den Himmel wuchsen, wirbelte er den roten Sand in fantasievollen Formen vor sich her, schien ihn für einen wilden Tanz zum Leben zu erwecken, bis er an einer höheren Düne aufgehalten wurde.
    Die schnell sinkende Abendsonne unterstützte die Dramaturgie dieses Naturschauspiels, indem sie den Himmel in ein prächtiges Orange tauchte und dem Sand von einem Augenblick auf den anderen einen zunehmend dunkler werdenden Farbton schenkte.
    Unbeeindruckt beobachtete Karl das Phänomen, war er doch viel zu überwältigt von seinem Glück, welches ihn in den letzten Tagen und Wochen wie aus einem überquellenden Füllhorn zu umfließen schien. Die Gelegenheit, Meindorff mundtot zu machen, konnte günstiger nicht sein.
    Karl war mit seinen ahnungslosen Begleitern zurück in das Lager geritten, nur um festzustellen, dass der Offizier nach Swakopmund, oberhalb von Walvis Bay, aufgebrochen war, weil er von dort die Eisenbahn nach Windhuk nehmen wollte.
    Ein paar Minuten lang gab er sich der Frage hin, ob Meindorff mit seinem anhaltenden Misserfolg den Unwillen Oberst von Estorffs und Gouverneur von Schuckmanns auf sich gezogen hatte und nun seines Auftrages enthoben war, was seiner militärischen Laufbahn einen gewaltigen Dämpfer verpassen würde. Doch dann schob er den Gedanken und das damit einhergehende Gefühl der Überlegenheit rigoros beiseite. Sein Triumph würde weitaus größer ausfallen, wenn er Meindorff vor sich im Sand liegen sah und dabei zuschaute, wie sein Blut versickerte. Und damit erledigte sich für den Leutnant dann auch die Frage nach weiteren Beförderungen.
    Der Unteroffizier warf einen Blick auf die Nachricht seines Vorgesetzten, in der Karl für die Zeit von dessen Abwesenheit das Kommando übertragen wurde. Sonst nichts. Keine zusätzlichen Aufgaben, keine Änderung der Befehle. Er war und blieb ein Lückenbüßer.
    Vermutlich hätte Meindorff seine Einheit lieber dem großen Nama überlassen, doch selbst dieser widerwärtige Kerl wusste, dass Karl einem Eingeborenen, zudem noch ohne Unteroffizierslehrgang, nicht zu gehorchen brauchte, solange sie den gleichen Mannschaftsdienstgrad innehatten.
    Karl schlüpfte in das Zelt, das er gemeinsam mit den deutschen Soldaten bewohnte, und begann, ein paar Kleidungsstücke in seinen Tornister zu stopfen. Sein Plan war genial, die äußeren Umstände bestens. Stieß Leutnant Meindorff weit weg von der Namib ein Unglück zu, würde niemand auf den Gedanken kommen, Karl könnte etwas damit zu tun haben. Sollte aber wider Erwarten doch jemand diesbezüglich Nachforschungen anstellen, konnte Stichmann Karls Anwesenheit in Walvis Bay zum Zeitpunkt der Tat bezeugen.
    Zu behaupten, Meindorff habe ihm in seiner schriftlichen Nachricht den Befehl erteilt, während seiner Abwesenheit Informationen im britischen Hoheitsgebiet einzuholen, stellte kein Problem dar.
    Der Unteroffizier zerknüllte den Zettel, trat aus dem Zelt und ließ das Papier unbeachtet von den anderen Männern in die Flammen fallen.
    »Akia?«
    Der Schwarze hob den Kopf, doch Karl wartete vergeblich darauf, dass er sich erhob. Der Bursche hielt es nicht einmal mehr für nötig aufzustehen, wenn er mit ihm sprach. Mit einem wütenden Blick in seine Richtung fragte er sich, ob er in den dunklen Augen des Eingeborenen nicht denselben Hochmut und Stolz entdecken konnte wie in denen Meindorffs.
    »Gab der Leutnant dir Anweisungen?«
    »Nur die, dass ich Ihnen bei Ihrer Rückkehr seine schriftlichen Befehle übergeben soll, Herr Unteroffizier.«
    Befriedigt nickte Karl. »Ich breche noch heute Nacht in Richtung Walvis Bay auf. Leutnant Meindorff hat mir ein paar Aufträge zu erledigen gegeben. Fünf, sechs Tage sind dafür veranschlagt. Wer mir Post oder eine Einkaufsliste mitgeben will, soll das

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