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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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geisterten. Hannes wusste nur eines sicher: Er wollte nicht ohne sie leben!
    Im ersten Moment wollte er auf die allzu selbstständigen, ja emanzipierten Frauen schimpfen, doch er ließ es bleiben. Es war ihrer Unabhängigkeit zu verdanken, dass er und Edith sich in den vergangenen Wochen so häufig hatten treffen können, und im Grunde hatte sie mit ihren Vorwürfen recht: Es lag an ihm, die Dinge zu klären, notfalls gegen den Widerstand seines Vaters.

Kapitel 33
    Berlin, Deutsches Reich,
Juli 1908
    Gemeinsam mit ihren Schülern war Demy vom Teich unter das Vordach des Mausoleums geflüchtet und hatte dort das Ende der gleißenden Blitze und gewaltigen Donnerschläge abgewartet sowie auf ein Nachlassen des vom Himmel prasselnden Regens gehofft. Wegen dem Unwetter wurde es früh dunkel, und sie begleitete deshalb ihre Schüler fürsorglich auf ihrem Heimweg. Sie und die beiden Scheffler-Zwillinge brachten Wilhelmine nach Hause, wobei Demy das erste Mal seit Wochen wieder Wilhelmines und Hennys Mutter traf. Die Frau, Henny äußerlich sehr ähnlich, begegnete ihr mit so viel Ehrerbietung, dass es Demy peinlich war.
    Sie war doch auch nur eine Angestellte, wenngleich eine privilegierte. Der Unterricht mit den Kindern bereitete ihr Freude und sorgte, neben den Besuchen bei Nathanael im Säuglingsheim, für etwas mehr Abwechslung in ihrem eintönigen Tagesablauf. Zudem saugte sie die Zuneigung der Kinder förmlich in sich auf, erfuhr sie im Hause Meindorff doch nur Kälte und Gleichgültigkeit. Und seit ihrem ziemlich temperamentvollen Gespräch mit Tilla über die hinter ihrem Rücken geschmiedeten Verlobungspläne sprach ihre Schwester nur noch das Nötigste mit ihr.
    Eilig hatte sie sich von Wilhelmine und ihrer Mutter verabschiedet und war nun in Richtung Scheunenviertel unterwegs. Gemeinsam mit den Zwillingen lief sie durch die Gassen und ließ sich, bei der Hinterhofwohnung der Schefflers angekommen, von Willi dazu überreden, sie hineinzubegleiten. In der Wohnung trafen sie zu Demys Erleichterung lediglich auf Lieselotte.
    So kam es, dass Demy wieder einmal an dem verschrammten Esstisch der Familie saß. Prüfend sah sie sich um. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Aufenthalt geändert – und doch so viel. Die kleine Helene fehlte, der fröhliche Sonnenschein der Schefflers.
    Das Gespräch zwischen den beiden Mädchen verlief erschreckend oberflächlich. Demy konnte und wollte Lieselotte nicht in die neuesten Veränderungen in ihrem Leben einweihen, vor allem aus der Furcht heraus, wie sie als Frauenrechtlerin auf die arrangierte Verlobung reagieren würde.
    Der Freundin schien es, was die Auswahl an Gesprächsthemen betraf, ähnlich zu ergehen, ahnte sie doch, dass Demy für ihre Ansichten und Parolen nicht uneingeschränkt empfänglich war und hütete sich deshalb, ihre selten gewordenen Zusammentreffen durch kämpferische Reden zu stören. Allerdings führte die Zurückhaltung der beiden Mädchen dazu, dass sie sich bald schon nichts mehr zu sagen hatten, und so nahm Demy die vorgerückte Stunde als Vorwand, um sich zu verabschieden.
    »Ich begleite dich noch ein Stück, wenn es dir recht ist«, bot Lieselotte an. Hintereinander verließen sie die muffige Zweizimmerwohnung, wobei Demy zögernd im dunklen Flur verharrte, denn die gegenüberliegende Wohnungstür stand weit offen. Im Lichtschein, der aus dem nobel hergerichteten Raum auf den schmutzigen Flurboden fiel, zeichnete sich der Schatten eines innig umschlungenen Paares ab.
    In Erinnerung an den hochrangigen Begleiter, mit dem Julia bei Tillas Hochzeit erschienen war, drückte sie sich vorsichtshalber gegen die Wand und hoffte, unentdeckt zu bleiben. Keinesfalls wollte sie Rathenau hier im Scheunenviertel begegnen, der irgendwann ihr Zusammentreffen bei einem Gespräch mit den Meindorffs erwähnen könnte. Andererseits – er würde sich vermutlich hüten, davon zu reden, dass er an einem solchen Ort verkehrte.
    In diesem Moment beendete der Mann den leidenschaftlichen Kuss, nur um sich nun über den Hals der Frau herzumachen, während er seine Hand fordernd auf ihre unter dem dünnen Seidenstoff deutlich sichtbare Brust presste. Abgestoßen von der Gier des Mannes wollte sie sich schnell an dem Paar vorbeidrücken. In diesem Augenblick hob der Mann den Kopf. Demy erkannte ihn sofort.
    ***
    Ihr Atem ging heftig und rasend schnell. Das erhitzte Gesicht dem kräftigen Nachtwind zugewandt lag ihr gehetzter Blick auf den vom Mond beschienenen Wellen der

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