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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Hochzeitspläne!
    »Ihr Verfolger hat mich hinter der Statue vielleicht noch nicht entdeckt oder konnte mich im Schatten der Bäume nicht erkennen. Bleiben Sie einfach sitzen.«
    »Was haben Sie vor?«
    Ohne noch mehr Zeit durch eine Erklärung zu vergeuden, trat Demy neben die verdutzte Edith und bestieg die Sitzfläche genau an der Stelle, auf der sie zuvor gesessen hatte. Dort hob sie ihren Rock unanständig weit hoch und erkletterte mit Leichtigkeit die hohe steinerne Rückenlehne. Ohne weiter nachzudenken sprang sie hinunter und landete geschickt hinter der rückwärtigen Mauer und der Hecke, durch die sie sich hindurchzwängte. Den Rock mit beiden Händen gerafft rannte sie im Schutz der Büsche bis zu einem Fußweg, der sie tiefer in den Tiergarten hineinführte.
    Erst als sie an dem kleinen See anlangte, kam ihr der Gedanke, dass ihre undamenhafte Flucht womöglich völlig sinnlos gewesen war. Sollte dieser Mann Edith wirklich verfolgen, hatte er sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erst bei der Marmorgruppe 15 entdeckt, sondern war ihnen schon von ihrem Treffpunkt bei der Siegessäule aus gefolgt.
    Mit zu Fäusten geballten Händen blieb sie stehen. Glucksende Wellen liefen zu ihren Füßen im grasbewachsenen Ufer aus. Bläulich schillernde Libellen surrten knapp über der Wasseroberfläche des Neuen Sees hinweg, während zwei Ruderboote, besetzt mit zwei Damen in weißen Kleidern mit aufgespannten Sonnenschirmen und je einem rudernden Herrn im schwarzen Anzug vorbeiglitten. Ein Entenpaar flatterte aufgeregt davon und kam erst in der Mitte des Seeabschnitts wieder zur Ruhe.
    Demy schloss die Augen und lauschte auf die ihr so vertrauten Geräusche des Wassers, atmete den leicht modrigen Geruch ein und vermisste dabei den Geschmack des Salzes.
    Erst nach geraumer Zeit zwang sich das Mädchen, ihre Augen wieder zu öffnen. Es brachte ihr nur eine tiefe Sehnsucht nach ihrem Zuhause am Meer ein, wenn sie sich diesen Erinnerungen hingab. Sie lebte nun mal in Berlin und musste versuchen, hier ihr Glück zu finden. Und neben all den Schwierigkeiten, die sich momentan vor ihr auftürmten, wollte sie die kleinen Geschenke des Lebens nicht aus dem Blick verlieren. Dazu gehörten die ihr trotz ihrer Fehltritte noch immer möglichen Freiheiten, ihre Besuche bei dem kleinen Nathanael, ihr exquisiter Unterricht und ihre drei eigenen Schüler. Auch durfte sie ihre Freundschaft mit Margarete und Lina und die mit Henny und Maria, Personal aus dem Haus, das ihr zugetan war, obwohl sie sich eigentlich meiden sollten, nicht vergessen.
    Demy gefiel auch die unmittelbare Nähe zum Schloss Charlottenburg mit seinem Park, ebenso wie der Tiergarten mit dem Zoologischen Garten. Berlin war voller Museen, Galerien, Schauspielhäuser und deren Künstler und dabei immerzu im Umbruch. Langeweile gab es zwischen den Mauern dieser Stadt wahrlich nicht, und doch erlebte sie Tage, an denen sie sich in ihr wie eine Gefangene fühlte.
    Auch diesen Gedanken schob Demy beiseite, gemeinsam mit dem flauen Gefühl in ihrer Magengegend, das mit dem Heimweh einherging. Sie nahm den Blick von den in den abendlichen Sonnenstrahlen golden funkelnden Wellen und schritt energisch aus, um endlich den Heimweg anzutreten.
    Hannes würde eine Lösung für ihre Probleme finden. Sie selbst konnte bis zu ihrer Volljährigkeit bei Tilla bleiben, anschließend stand ihr die Welt offen, vor allem bei der exzellenten Schulbildung, die sie momentan neben ihrer gesellschaftlichen Ausbildung erhielt.
    Lächelnd wandte sie sich vom See ab. Wenn die Meindorffs wüssten, dass sie eigentlich noch ganz regulär zur Schule gehen könnte, würden sie sich die Kosten für die teuren Privatlehrer und vermutlich auch die für Fräulein Cronberg sparen. Und genau dieser Punkt, ihr Alter, blieb ihr zuletzt immer noch als Trumpf, um einer erzwungenen Heirat zu entfliehen.
    ***
    Traurig und verwirrt blickte Demy am nächsten Morgen auf den in der Halle anwachsenden Berg an Koffern, Reisetaschen und Hutschachteln. Ihre Schwester überwachte die Dienstboten dabei, wie sie die Menge an Gepäck zuerst die Stufen herunterschleppten und anschließend hinaus zur Kutsche trugen, wo der Kutscher Bruno alles auflud und festzurrte.
    Die Augustsonne schien fröhlich durch die beiden weit offen stehenden Türflügel in das Foyer und warf einen meterlangen Lichtstreifen auf den Parkettboden und die Gepäckstücke, als sei ihr Bestreben, alle Aufmerksamkeit auf diese zu ziehen.
    »Tilla, ich

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