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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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lebe, im Gegensatz zu dir, seit Monaten in Berlin. Ich kenne mich hier aus, weiß um die Eigenheiten der Leute, weiß um …«
    »Berlin ist nicht die Welt.«
    »Diese Stadt ist momentan meine Welt, und auch die deine. Und das für den Rest deines Lebens. Du wirst hier leben. In diesem Haus. Mit diesem Mann. Du kannst jetzt gleich versuchen, dich mit dieser Tatsache zu arrangieren oder ein Leben lang mit diesen Ringen unter den Augen und den abgehärmten Gesichtszügen herumlaufen, die sich sicher bald in deine Haut einbrennen.«
    Henny und ein anderes Dienstmädchen betraten das Foyer, rissen angesichts der lauten Stimmen die Augen auf und verschwanden flink wieder in dem Raum, aus dem sie gekommen waren.
    »Demy, es muss nicht das ganze Personal die Probleme der Herrschaft mit anhören.«
    »Du wolltest es doch nicht anders.«
    »Wann wirst du endlich erwachsen?«, seufzte Tilla und griff sich mit einer theatralischen Geste an die Stirn, was Demy noch mehr aufbrachte.
    »Das fragst ausgerechnet du mich? Mach dir lieber Gedanken darüber, wie du mit deinen Problemen umgehen und sie lösen willst.«
    »Was weißt du denn von meinen Problemen, kleines Mädchen?«
    Wütend über ihren künstlich beherrschten Tonfall trat Demy dicht vor ihre Schwester. Verwundert stellte sie fest, dass sie inzwischen fast so groß war wie Tilla. Sie musste in den vergangenen Wochen kräftig gewachsen sein.
    »Ich habe Joseph mit dieser Frau gesehen!«
    Alle Farbe wich aus Tillas Gesicht. Sie schwankte und klammerte sich Halt suchend an Demys Schultern fest. »In der Öffentlichkeit? Er geht mit ihr in die Öffentlichkeit?« Tillas Worte waren nicht mehr als ein heiseres Flüstern. »Wie kann er mir das antun?«
    Demy biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe. Nun erst wurde ihr bewusst, welche Gefahr ihr Wissen barg. Womöglich musste sie nun zugeben, dass sie immer noch mit Lieselotte verkehrte?
    »Lass uns nach oben gehen, dort lässt es sich ungestörter reden«, schlug sie hastig vor.
    Zu ihrer Erleichterung pflichtete Tilla ihr bei, und gemeinsam durchquerten sie die Halle und liefen die Treppe hinauf.
    Im oberen Stockwerk angekommen öffnete Demy die Tür zu Tillas Räumen, ließ ihre Schwester vor sich eintreten und achtete darauf, dass die Tür hinter ihr auch wirklich ins Schloss schnappte. Sie kannte inzwischen die Neugier der dienstbaren Geister. Nach ihrer lautstarken Auseinandersetzung im unteren Stock waren sicher mehr als nur Henny und ihre Kollegin auf die Fortsetzung des Streites gespannt.
    Kraftlos ließ Tilla sich auf ihre Chaiselongue sinken und streckte ihre Beine aus, während Demy an eins der Fenster trat und die Vorhänge energisch zurückzog. Unwillkürlich zog die Baumgruppe nahe der Mauer ihren Blick auf sich, bei der Hannes sie letzte Nacht überrascht hatte. In Anbetracht der Ereignisse, in die sie hineingezogen wurde wie in einen Strudel, wünschte sie sich, niemals erwachsen werden zu müssen.
    »Wo hast du ihn und diese Frau gesehen?«
    »Du weißt also tatsächlich von ihr?«
    »Von ihr und von anderen …«, stieß Tilla aus, brach dann erschrocken ab. Demy sah die Tränen in Tillas Augen, obwohl diese schnell den Kopf senkte.
    Sie hastete zu ihrer Schwester, um vor dem mit einem cremefarbenen Samtstoff überzogenen Möbel auf die Knie zu gehen und griff nach der wie leblos herunterhängenden Hand der Schwester. »Es war nicht auf einer der Gesellschaften. So dumm ist dein Mann nicht. Auch er bemüht sich um die Wahrung seines Rufs.«
    »Er sagte, er werde sie weitertreffen, aber er hat mir versprochen, dass ich sie niemals zu Gesicht bekommen würde und er sich nie mit ihr in der Öffentlichkeit zeigen würde. Ich dachte schon, er habe sein Versprechen so schnell gebrochen. Wenigstens das letzte bisschen Würde sollte er mir doch lassen.« Tilla stieß die Worte hart und bitter hervor.
    Demy zog nachdenklich die Nase kraus. Hieß das, dass Tilla sich mit diesem Doppelleben ihres Mannes zu arrangieren versuchte? Gab es keinen anderen, besseren Weg? Denn eines war ganz offensichtlich: Tilla litt unter der Situation, obwohl sie ihr wohl zwangsläufig zugestimmt hatte. Aber aus welchem Grund wollte Joseph so kurz nach der Vermählung die Beziehung zu einer anderen Frau aufrechterhalten? Widersprach das nur der fantasievollen, romantischen Vorstellung einer Vierzehnjährigen von der Ehe? Sah die Realität anders aus?
    »Was ist auf eurer Reise geschehen?«, brachte sie mühsam hervor.
    »Ich musste

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