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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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und Kandelabern entlang der Wände den Raum und brachten durch ihren sanften, matten Schein seine erhabene Eleganz noch besser zur Geltung.
    Mit wachsender Nervosität betastete Demy ihre ungewohnte Aufsteckfrisur, ließ die Hände in den schwarzen Spitzenhandschuhen allerdings schnell sinken, als sie Tillas missbilligend hochgezogene Augenbrauen bemerkte.
    Nach einem Blick über das duftende Blumenmeer, die flackernden Kerzen, die vielen bereitgestellten Getränke und das gewaltige Angebot an Häppchen fühlte sie sich noch unwohler in ihrer Haut. Da half es nur wenig, dass sie Gott um wenigstens einen Hauch von Gelassenheit bat.
    »Solltest du deine kleine Nase über längere Zeit so schrecklich in Falten legen, werden die sich dort eingraben und für immer bleiben«, wurde sie plötzlich von einer Männerstimme gefoppt.
    Demy warf Philippe einen, wie sie hoffte, vernichtenden Blick zu, was ihn zu einem fröhlichen Auflachen veranlasste. »Du kannst dich in teuren Kleidern und unter imposanten Frisuren verstecken, doch du bist und bleibst ein viel zu junges schwarzes Schäfchen!«
    Sie ignorierte Philippe und wollte an ihm vorbei zu ihrer Schwester gehen, die eine müde aussehende ältere Dame begrüßte, doch er hielt sie am Arm zurück.
    »Wer auch immer auf die unsinnige Idee gekommen sein mag, dich hierherzubringen, halbe Portion, passt offenbar nicht sonderlich gut auf dich auf. Nimm dich vor den Stolperfallen und Fettnäpfchen in Acht – davon gibt es hier sehr viele!«
    »Das wissen Sie so genau, weil Sie selbst schon in jedes einzelne davon hineingetreten sind?« Demy zeichnete mit ihrem Zeigefinger einen Kringel in die Luft.
    Nachdenklich zupfte Philippe mit den Fingern der rechten Hand am Ärmel seiner Ausgehuniform. Als er den Kopf wieder hob, war sein Grinsen noch breiter als zuvor. »Vielleicht täusche ich mich in dir und du bist am Ende ein kleiner Teufel in harmloser, hübscher Verpackung?«
    »Dann sollten Sie sich vor mir besser in Acht nehmen!«
    Er lachte, machte aber keinerlei Anstalten, ihr aus dem Weg zu gehen. »Wo lehrte man dich diesen beißenden Spott?«
    »Meine Lehrmeister waren ein paar freche Jungs aus der Nachbarschaft. Und jetzt lassen Sie mich bitte durch, meine Schwester braucht mich.«
    Demy wartete, bis der junge Offizier sich knapp verbeugt hatte und zur Seite getreten war, ehe sie zu Tilla eilte. Diese hängte sich bei ihr ein und zog sie nicht sehr unauffällig zwischen zwei gewaltige Blumenvasen, deren bunte Blütenpracht einen fast penetrant süßen Duft verströmten.
    »Was hast du mit diesem Herumtreiber Philippe zu schaffen? Ich bitte dich, Demy, halte dich von ihm fern. Er hat momentan leider Urlaub, weshalb er bei der Hochzeit anwesend ist. Ansonsten wäre er von Joseph nicht über unsere Vermählung benachrichtigt worden.«
    »Also ist er wirklich das schwarze Schaf der Familie?«, lachte Demy unbekümmert auf.
    »Das wäre ja noch harmlos ausgedrückt.« Tilla sah sich vorsichtig um. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sich niemand in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt, zog sie ihre jüngere Halbschwester noch etwas tiefer in die Nische.
    »Er ist ein Bastard ! Er kam unter mysteriösen Umständen, über die niemand gern redet, in diese Familie. Seine Mutter kam aus der französischen Meindorff-Linie. Meindorff hat ihn als eine Art Mündel aufgezogen, doch er dankte es ihm nicht. Wüste Gerüchte kursieren um seinen Lebenswandel, und alle Meindorffs sind erleichtert, dass er seinen Militärdienst in Deutsch-Südwest ableistet.«
    »Er lebt in einer der deutschen Kolonien?« Interessiert wanderte Demys Blick zurück zu Philippe, der sich gemeinsam mit Hannes angeregt mit zwei jungen Damen unterhielt. Jetzt verstand sie auch die auffällige Fremdartigkeit seiner Uniform.
    »Demy, das ist kein Umgang für dich!«
    Das Mädchen lachte schallend. »Ich bin erst dreizehn, schon vergessen, gnädiges Fräulein?«, sagte sie und ließ ihre aufgebrachte Schwester einfach stehen.
    ***
    Im Laufe des Abends trafen nahezu ununterbrochen Gäste ein. Gepäckstücke in einer Menge, die in Demy den Verdacht weckten, die Verwandtschaft wolle monatelang bleiben, wurden von den Bediensteten in die Gästezimmer im zweiten Stock geschleppt.
    Demy gestattete sich immer wieder einen Blick zu Philippe und Hannes hinüber und bemerkte rasch, dass die jüngeren der anwesenden Frauen ein unübersehbares Interesse an dem Männer-Duo entwickelten, während die älteren Damen, vor allem aber

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