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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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dortige Wand stießen, erklang erneut derselbe dumpfe Schlag wie zuvor. Sie sah in roséfarbenen Handschuhen steckende Hände über einen breiten Rücken in Ausgehuniform bis hinab zur Hose gleiten, wo sie an pikanter Stelle liegen blieben.
    Demy kniff müde und unschlüssig zugleich die Augen zu. Diese heimliche Liebelei zu beobachten war ihr unangenehm, andererseits wollte sie in ihr Zimmer! Ob sie sich unbemerkt an dem Soldaten und dem Mädchen in Rosé vorbeidrücken konnte?
    Vermutlich hätte sie es versucht, wäre sie sich nicht sicher gewesen, dass es sich bei dem Uniformierten ausgerechnet um den arroganten Philippe handelte.
    Ärgerlich drehte sie sich um – und zuckte erschrocken zurück. Einige Stufen unter ihr zeichnete sich die schwarze Silhouette eines Mannes ab, der auf sie zukam. Zu ihrer Erleichterung erkannte sie in ihm Hannes. Er grinste sie an, warf einen amüsierten Blick zu dem Pärchen und winkte Demy zu sich heran.
    Zu ihrer Überraschung ergriff er ihre Hand und führte sie die Treppe hinunter und zurück ins Foyer. Erst dort ließ er sie los und schaute sie prüfend an. »Das ist typisch Philippe. Ich hoffe, Sie haben sich nicht zu sehr echauffiert?«
    Demy wagte ein zaghaftes Lächeln und schüttelte den Kopf, wobei ihr ihre dunklen Locken um das erhitzte Gesicht tanzten. »Die Dame riskiert eine Menge Ärger«, murmelte sie eingedenk der warnenden Worte der besorgten Mutter einige Stunden zuvor. Der jüngere Meindorff zuckte lediglich mit den Schultern und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    Das Klappern ihrer Absätze hallte durch die jetzt verwaiste Halle, während aus dem Rauchersalon und dem Blauen Salon Stimmen und vereinzeltes Gelächter zu ihnen herausdrangen.
    Demy folgte Hannes durch den nur noch schwach erleuchteten Raum bis in eine zwischen Speisesaal und Musikzimmer gelegene Arbeitskammer.
    Ein wenig zögerlich trat sie in den verlassenen im Dunkeln liegenden Raum. »Wo gehen wir denn hin?«
    »Ich denke, dieses Ungetüm von Haus ist Ihnen noch nicht vertraut genug, als dass Sie, ohne an unserem Casanova vorbeizumüssen, zu Ihrem Zimmer finden würden …«
    Demy lachte leise auf und betrat hinter ihm einen ihr noch gänzlich unbekannten Trakt des Hauses. Dieser war solide, aber einfacher ausgestattet, mit Steinplatten auf dem Boden, wo ansonsten edles, gemustertes Parkett lag. Mehrere Türen gingen links und rechts vom Flur ab, hinter denen Demy die Küche und die Hauswirtschaftsräume vermutete.
    Ihr Begleiter wandte sich nach rechts und öffnete eine unscheinbar in der weißen Holzverkleidung eingelassene Tür. Mit geübtem Griff fand er den Lichtschalter und kurz darauf beleuchtete eine trübe Birne eine schmale, steil nach oben führende Wendeltreppe.
    »Dies ist der Dienstbotenaufgang in den ersten und zweiten Stock«, erklärte Hannes, verbeugte sich galant und reichte Demy seine Rechte, als müsse er ihr über die niedere Schwelle helfen.
    Er schloss hinter ihr die Tür, ging dann aber voraus, bis sie einen Treppenabsatz erreichten. Von dort führte eine Tür in ein Kabuff, in dem sich Putzgeräte und Schränke, gefüllt mit Bett- und Tischwäsche und allerhand anderem Nützlichen befanden, das die Dienstboten nicht tagtäglich quer durch das Haus schleppen wollten.
    Nachdem Hannes eine zweite Tür geöffnet hatte, fand Demy sich zu ihrem Erstaunen im Flur des ersten Stocks direkt gegenüber von ihrem eigenen Zimmer wieder. Erleichtert drehte sie sich zu Hannes um.
    »Wenn Sie es nicht als unangemessen empfinden, Fräulein Demy, würde ich vorschlagen, dass wir uns in aller Freundschaft duzen. Immerhin sind wir ab morgen, nach Tillas und Josephs Vermählung, miteinander verwandt.«
    Die Aussicht, in der Fremde einen Freund gefunden zu haben, ließ das Mädchen strahlen. »Das ist ein ausgezeichneter Gedanke. Gern, Hannes«, sagte sie und unterdrückte mühsam ein Gähnen.
    »Es war mir eine Ehre, dich zu retten«, erwiderte er, lüftete einen nicht vorhandenen Hut und verschwand durch dieselbe Tür, durch die sie hereingekommen waren.
    Demy kicherte, schlug aber schnell die Hand vor den Mund, denn sie wollte keinesfalls gehört werden. Leise schlich sie zu der angelehnten Tür, die ins Treppenhaus führte, und lauschte.
    »Lass das!«, fauchte eine Frau, und diesmal verstand Demy, was Philippe erwiderte, denn seine Stimme klang schneidend und unangenehm kalt: »Du hast es doch so gewollt!«
    ***
    Josephs und Tillas Hochzeitsfeierlichkeiten waren im vollen Gange, als Walther

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