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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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hörte sie ihn murmeln: »Dieser dreckige Jude! Taucht hier auf, und auch noch mit …« Der Rest seines Satzes ging in einem fröhlich aufgespielten Walzer unter.
    Demy presste sich gegen die Wand und umklammerte mit ihrer linken Hand nervös den braunen Samtstoff des Vorhangs. Die Musik wechselte in einen ungarischen Tanz über. Einige ältere Herrschaften verließen daraufhin die Tanzfläche, während jüngere Damen und uniformierte oder einen vornehmen Frack tragende junge Herren ihre Plätze einnahmen.
    Bewundernd beobachtete Demy die anmutigen Bewegungen der Tänzerinnen. Funkelnde Broschen und Ketten reflektierten das Licht, und die Röcke umspielten ihre Beine, ließen jedoch niemals mehr erkennen als die edlen Tanzschuhe und vielleicht einmal eines der modischen goldenen Fußkettchen. Eine junge Frau, die Demy als Margarete Pfister vorgestellt worden war, wirbelte im Arm ihres wesentlich älteren Tanzpartners vorbei. Ihre rotblonden Locken wippten förmlich im Takt der Musik und sie schenkte Demy ein engelsgleiches Lächeln.
    Diese beobachtete das Paar, bemerkte, dass der Mann zu ihr hinüberblickte und seiner Tochter zustimmend zunickte.
    Eilig drehte Demy sich um. Sie wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, als warte sie sehnlich auf einen Tanzpartner. Genaugenommen konnte sie nicht einmal tanzen und würde sich schrecklich blamieren – ein weiteres Mal in dieser Nacht!
    »Suchst du einen Tanzpartner, schwarzes Schäfchen?« Erneut sah sie sich Philippe gegenüber. Hatte dieser selbstzufriedene Kerl nichts anderes zu tun, als ihr aufzulauern?
    »Nein, ich habe mich geirrt. Du bist auf der Flucht, da du nicht tanzen kannst. Immerhin bist du erst eine halbe Portion!«
    »Wenn die bezaubernde Dame nicht mit Ihnen tanzen möchte, Herr Leutnant, versuche ich einmal mein Glück!« Rathenau gesellte sich zu ihnen und verbeugte sich galant vor der erschrockenen Demy. Konnte es denn noch schlimmer kommen? Zwar rebellierte alles in ihr bei der Vorstellung, mit dem ungehobelten Philippe tanzen zu müssen, aber lieber trampelte sie ihm auf den Füßen herum als einem so hochstehenden Gast wie Rathenau.
    »Demy? Hast du die herrlichen Kuchen probiert, die Maria und ihre Mädchen soeben auftischten?« Hannes trat zwischen Philippe und sie und bot ihr einladend seinen Arm.
    Erleichtert legte Demy ihre Hand auf den Ärmel seiner Kadettenuniform und ließ sich zum Kuchenbüffet geleiten. Dabei wagte sie nicht, sich noch einmal umzudrehen, da sie nicht sicher war, ob sie sich nicht soeben sträflich unhöflich verhalten hatte. Sie hörte Philippes belustigtes Lachen und Rathenaus Bemerkung: »Da hat uns ein Jungspund von Lichterfelde also das interessanteste Mädchen des Abends vor der Nase weggeschnappt, Meindorff. Was unternehmen wir nun?«
    »Wenn es Sie nicht stört: Ich hätte da ein paar geschäftliche Fragen …«
    »Können wir uns dabei über den sicherlich exzellenten Wein aus dem Keller dieses Hauses hermachen?«
    Die Männer lachten und Demy atmete erleichtert auf. Vermutlich war es von Vorteil, sich in Hannes’ Nähe aufzuhalten, zumal er wohl beschlossen hatte, sie unter seine Fittiche zu nehmen.
    ***
    Lange nach Mitternacht, einige der Gäste hatten sich längst verabschiedet, entließ in Philippes unmittelbarer Nähe der Tanzpartner Brigitte von Ehnsteins diese aus seinen Armen. Diesmal nicht in Rosé, sondern in eine schimmernde rote Robe gehüllt, deren Ausschnitt mehr offenbarte, als er erahnen ließ, übersah sie ihn geflissentlich.
    Das Orchester setzte zu einem neuen Musikstück an, und Brigitte blickte sich suchend um, wobei sie im Takt mit einem Fuß auf den Boden tippte. Philippe konnte es sich nicht verkneifen, ganz dicht hinter sie zu treten, die Hände an ihre schmal geschnürte Taille zu legen und ihr provozierend zuzuraunen: »Treffen wir uns später wieder?«
    Während er sprach, sah er in die weit aufgerissenen Augen ihrer Mutter, die soeben auf ihre Tochter zueilte. Vermutlich wollte sie Brigitte ein weiteres Mal in dieser Nacht die mit Goldfäden durchwirkte Stola umlegen, damit zumindest ein wenig Schicklichkeit wiederhergestellt war.
    »Verschwinde, Philippe. Ich habe mir dir nichts zu schaffen!« Brigitte gab sich wirklich Mühe, hinlänglich empört und erschrocken zu klingen.
    »Ich vergaß, du bist die Keuschheit in Person!« Er lachte, während er sich abwandte, und fand sich unvermutet Demy gegenüber, die ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen vorwurfsvoll musterte.
    »Sie

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