lagen eine Nachricht und ein elektronisches Flugticket. Die Nachricht war nur wenige Zeilen lang, das Ticket war auf seinen Namen ausgestellt und betraf einen Flug mit British Airways vom Kennedy Airport am 22. September. Business Class nach London Heathrow, Rückreise am 27. Bevor er den Brief las, inspizierte er den Preis. 1380 Englische Pfund, er rechnete sie im Kopf um, das waren ungefähr 2000 Dollar.
Sehr geehrter Mr. Milos Skrupka,
Bitte machen Sie mir die große Freude, an meinem 70. Geburtstag am 25. September dieses Jahres mein Gast zu sein. Für Sie ist ein Zimmer für vier Nächte reserviert im Hotel The Rembrandt, 11 Thurloe Place, Knightsbridge, SW7 2RS London.
Weitere Informationen erwarten Sie bei Ihrer Ankunft.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Leonard V, ein Freund und Gönner
U.A.w.g. spätestens bis zum 15. August
an
[email protected] Er las den Text drei Mal, ging alle Informationen auf dem Flugticket noch einmal durch und stellte sich dann unter die Dusche.
Es ließ ihm keine Ruhe. Während der Woche in den Adirondacks war er mehrere Male kurz davor, Zlatan und Phil von dem Brief zu erzählen, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Nach seiner Rückkehr nach New York fragte er sowohl seine Schwestern als auch Mr. und Mrs. Kopper, inwieweit sie jemanden namens Leonard kannten, bekam aber überall nur negative Antworten. Er versuchte zu googeln, doch da er nur den Vornamen und das Initial des Nachnamens hatte, war das sinnlos.
Am 14. August schickte er eine E-Mail, in der er erklärte, dass er die Einladung dankend annehme, aber gern weitere Informationen hätte, bevor er sich ins Flugzeug setzte.
Er bekam keine Antwort, schickte eine Erinnerung am 21., doch auch die ohne Erfolg.
Freund und Gönner?
Er drehte und wendete diese Worte. Dachte, dass es sich vielleicht um einen Scherz handeln könnte. Dass es sich gar nicht um ein richtiges Flugticket handelte, sondern nur um etwas, das so aussah wie ein Ticket. Konnte es ein übler Scherz sein, von Zlatan und Phil in Szene gesetzt? Würden die beiden da draußen auf dem JFK stehen, wenn er versuchte einzuchecken, und sich totlachen? Das sah ihnen zwar nicht ähnlich, war aber dennoch nicht vollkommen ausgeschlossen.
Am 25. August rief er bei British Airways an und vergewisserte sich, dass er auf der Passagierliste stand. Eine freundliche Frau mit einem Akzent, der so britisch war, dass er fast nicht verstand, was sie sagte, teilte ihm mit, dass dem gewiss so sei, oh, yes indeed, Mr. Scroopcar! – und am folgenden Tag erklärte er Mr. Jan Kopper, dass er Anfang September eine Woche wegen einer speziellen Angelegenheit frei nehmen müsse. Mr. Jan Kopper erklärte ihm seinerseits, das sei das Lächerlichste, was er seit vielen Jahren gehört habe. Milos hatte ja nun for fuck’s sake gerade einen langen, unverdienten Urlaub gehabt, und er tue gut daran, sich diese Woche in irgendein zur Verfügung stehendes Loch zu stecken. Milos entgegnete, dass er sich in diesem Fall wohl von Kopper Car Splendid Service and Wash verabschieden müsse. Es gebe genügend Jobs für Leute mit seiner Qualifikation in dieser erfolgsverwöhnten Metropole.
Mr. Jan Kopper starrte ihn mit rot unterlaufenen Augen an und sagte, what the fuck, aber die Arbeit holst du nach, und glaub ja nicht, dass du nicht zu ersetzen bist.
Er konnte nicht sagen, wann der Gedanke an Leya aufgetaucht war. Ob vor oder nach den Adirondacks; vielleicht hatte sie sich wie ein kaum wahrzunehmender Same bereits in seinem Kopf eingenistet, als er mit dem Brief in der Hand dastand. Ein Same, der in seinem Unterbewusstsein bis zu der Nacht heranwuchs, in der er von ihr träumte, knapp zwei Wochen vor der Abreise. Es war nicht so abwegig, das anzunehmen. Auf jeden Fall hatte er weder mit Zlatan noch mit Phil über sie gesprochen, und auch sonst mit niemandem.
Als ob es jemand anderen gäbe, mit dem er hätte reden können, dachte er verbissen, während er an seinem dreibeinigen Küchentisch saß, Cornflakes mit Buttermilch in sich hineinschaufelte und auf die Uhr schaute, um sich zu vergewissern, dass er keine Zeit verschwendete. Wenn er demnächst von seiner verantwortungsvollen Arbeit bei Kopper Car Splendid Service and Wash frei nehmen wollte, würde ein verspätetes Erscheinen zweifellos seinem generösen Arbeitgeber und Gönner bis an die Grenze des Tolerierbaren missfallen.
Gönner? Nein, das Wort gehörte in einen anderen Zusammenhang.
Das tat Leya auch, und deshalb hatte er von ihr