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Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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Zeit nutzten, einen schönen Herbsttag zu genießen. Mulvany-Richards sehnte sich zurück nach London. Sein Job in Edinburgh war eine Art Strafversetzung, ein unfreiwilliges Asyl, auch wenn es seine Gründe hatte. Eine Serie unglücklicher Zufälle und Missverständnisse hatte dazu geführt, doch er war sich sicher, dass bald alles wieder in normalen Bahnen laufen würde. Leya würde das verstehen, jedenfalls würde sie es verstehen, wenn dieser Eindringling aus dem Weg geräumt worden war. Er umklammerte den Schlagstock und den Dolchschaft und überlegte, welche der Waffen wohl am geeignetsten wäre. Vielleicht alle beide, das hing natürlich von der Situation ab, er würde gezwungen sein zu improvisieren, eine passende Gelegenheit zu nutzen, doch das war nichts, was ihn beunruhigte. Es gab nichts, was ihn hätte hindern können, gewisse Handlungen musste man einfach ausführen, es gab eine Art tief verankerter Pflicht dafür, und Richard Mulvany-Richards war niemand, der sich vor einem heiligen Auftrag drückte.
    Als Mr. Skrupka zur großen Ritterstatue mitten im Park gekommen war, blieb er stehen, um sich ein Schnürband zu binden. Mulvany-Richards stoppte in entsprechendem Abstand, tat so, als interessierte er sich für ein paar Hunde, die einem Ball hinterherjagten, dass die Grasbüschel flogen, während er aus dem Augenwinkel seine Beute im Blick behielt. Er überlegte, ob es sich lohnte, sich Skrupka hier im Park zu nähern, ob sich der passende Augenblick bereits hier bieten könnte. Doch nein, wohl eher nicht, es waren zu viele Menschen unterwegs, außerdem war es schwierig, sich hinterher in Sicherheit zu bringen. Insgesamt gesehen freie Fläche überall, es gab natürlich einige Büsche, aber keine Möglichkeit, schnell irgendwo hineinzuhuschen und zu verschwinden. Nein, besser, er wartete, bis Skrupka den Park verlassen hatte, im Getümmel auf einem Bürgersteig sollte es sehr viel einfacher sein, die Tat auszuführen, an einer belebten Straßenecke, wo niemand seine Aufmerksamkeit darauf richten würde, was eigentlich passierte. Und dann schnell in irgendeine Gasse huschen – sich der Waffe, der Mütze und Brille entledigen und sich anschließend vom Wirrwarr der Straßen schlucken lassen.
    So wird es gemacht, beschloss Richard Mulvany-Richards. Solange du im Park bleibst, bist du in Sicherheit, Mr. Fucking Intruder, doch deine Tage sind gezählt.
    Tage? Schon möglich, aber selbst die Stunden waren bereits gezählt. Um nicht zu sagen die Minuten.
    Die Beute hatte jetzt die Schnürsenkel fertig gebunden. Richtete sich auf und schaute auf die Uhr. Schien einen Moment zu zögern, bevor er die Hände in die Jackentaschen schob und schräg hoch zur Orme’s Gate und der nordwestlichen Ecke des Parks ging.
    Richard Mulvany-Richards folgte ihm auf leichtem Fuße und spürte, wie er dabei lächelte.

48

Maud
    D er in St. Matthew’s eingeschlagene Blitz hallte in Maud Miller noch bis zum Vormittag des nächsten Tages nach. Fast als wäre sie selbst es gewesen, in die er eingeschlagen war, und nicht Mighty James. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Skelett vibrieren, als käme ein dumpfer Ton tief von ihrem Rückgrat und aus ihrem Becken heraus, und das erzeugte ein Gefühl tiefsten Unbehagens. Eine Art Tinnitus im ganzen Körper. Nur mit Mühe und Not gelang es ihr, auf ihrem Stuhl still sitzen zu bleiben, während Leonard und sie unten im Souterrain des Hotels im überladenen Frühstücksraum saßen, und als sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, entschuldigte sie sich damit, dass sie zur Toilette müsse, und ließ ihren Mann am Tisch zurück.
    Es war sein siebzigster Geburtstag, das lang herbeigesehnte Datum; sie hatte ihn mit einer Blume und einem Kuss auf die Wange empfangen, als er aufgewacht war, doch das schien ihn nicht sonderlich berührt zu haben. Alles andere musste bis zum Abend warten.
    Sie machte sich auf den Weg zu einem langen Spaziergang, dieses Mal Richtung Westen. Den Westbourne Grove entlang, durch Notting Hill, nach Holland Park und White City. Zumindest glaubte sie, dass die Stadtteile so hießen, es waren für sie unbekannte Viertel, und sie hatte keinen Stadtplan dabei; aber für alle Fälle gab es ja immer irgendwelche Taxis in der Nähe. Nein, die Unruhe, die in ihr pulsierte, verstärkt durch die immer noch spürbare Vibration des Blitzeinschlags, war von anderer Art. Eine Art Vorahnung vielleicht, das Gefühl einer bevorstehenden Gefahr und das Empfinden, dass dieser Tag nicht gut

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