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Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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zu sein, und er hatte immer noch diverse ungerauchte Zigaretten in der Tasche.
    Es wurde das Prince Edward . Das lag am nächsten, und es gab draußen auf dem Bürgersteig einen freien Tisch. Lars Gustav kaufte sich ein Bier, setzte sich und zündete sich eine Zigarette an. Nach nur wenigen Minuten kam ein Mann in seinem Alter heran und fragte, ob der andere Stuhl am Tisch noch frei sei.
    Lars Gustav Selén nickte. Der Fremde stellte sein Glas ab und setzte sich. Er trank einen großen Schluck, lehnte sich dann zurück und seufzte zufrieden.
    »Ein schöner Abend.«
    »Ja«, sagte Lars Gustav. »Das Gefühl habe ich auch.«
    »Es sind solche Augenblicke, die man mit sich in den Himmel nehmen sollte.«
    »Sind Sie dorthin auf dem Weg?«, fragte Lars Gustav.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, antwortete der Fremde. »Im Augenblick bin ich nirgendwohin auf dem Weg. Das ist es eigentlich, was ich damit sagen wollte.«
    »Ich verstehe«, sagte Lars Gustav Selén.
    Eine Weile saßen sie schweigend da, während der Fremde Pfeife und Tabak aus seiner Jackentasche holte. Er kratzte die Pfeife aus, stopfte sie und zündete sie an. Lars Gustav dachte, dass der Mann etwas Bekanntes an sich hatte, etwas, das er wiedererkennen sollte, aber er wusste nicht, was es hätte sein können. Er kannte keinen Menschen hier in der Stadt – und um ehrlich zu sein auch sonst niemanden. Aber es war etwas mit dieser hohen Stirn, mit den tiefliegenden Augen und dem Gesichtsausdruck abwartenden Spotts, das ihm vertraut und heimisch erschien. Vielleicht handelte es sich auch gar nicht um Spott, sondern eher um eine Art Leichtigkeit, eine desillusionierte, offene Attitüde dem Leben und der Umgebung gegenüber. Bald brannte die Pfeife, der Mann blies eine Rauchwolke in die Luft und trank erneut.
    »Ich nehme an, dass Sie nicht hier auf Dauer in diesem Viertel wohnen?«
    »Das stimmt«, antwortete Lars Gustav, »nicht auf Dauer, wie Sie sagen, nur für ein paar Wochen. Ich bin beschäftigt mit diversen … Recherchearbeiten.«
    »Tatsächlich?«, fragte der Fremde interessiert nach. »Und um was für Recherchen handelt es sich, wenn ich fragen darf?«
    Hier zögerte Lars Gustav Selén einen Moment, aber da er bereits A gesagt hatte, beschloss er, auch B zu sagen. Es handelte sich ja trotz allem nur um die Unterhaltung zwischen zwei Kneipenbesuchern, die zufällig am selben Tisch gelandet waren. Nichts, was gesagt wurde, würde auf der anderen Seite der Nacht noch von Bestand sein, davon war er überzeugt, und dieser Fremde hatte etwas an sich, das dazu aufforderte, ihm zu vertrauen. Ja, so war es zweifellos, und in Anbetracht der Tatsache, dass ein Gedankenaustausch in dieser Form sein ganzes Leben lang Mangelware gewesen war, fiel es ihm nicht schwer, darauf einzugehen.
    »Es geht um einen Roman«, erklärte er. »Ich arbeite seit vielen Jahren daran, aber jetzt wage ich zu behaupten, dass ich ihn in den nächsten Tagen zu Ende bringen werde.«
    Der Fremde betrachtete ihn mit neu erwachtem Interesse.
    »Sie sind Schriftsteller?«
    »In gewisser Weise, ja«, antwortete Lars Gustav Selén.
    »Aber das ist doch nichts, dessen man sich schämen müsste.«
    »Vielleicht nicht«, nickte Lars Gustav, »aber es ist ein empfindlicher Prozess. Womit beschäftigen Sie sich?«
    Der Fremde lachte kurz und rätselhaft.
    »Was tippen Sie denn?«
    Lars Gustav nahm die Frage ernst und versuchte den Mann zu durchschauen, wie er so zufrieden zurückgelehnt dasaß, die Pfeife im Mund und mit einem Gesicht, das ihm immer bekannter vorkam – aber er hatte keine Idee, welcher Beruf logischer für den Mann erschien als andere. Höchstwahrscheinlich arbeitete er nicht körperlich; vielleicht irgendeine Art von Beamter, vielleicht auch Geschäftsmann. Möglicherweise war er bereits pensioniert, er schien ungefähr in Lars Gustavs Alter zu sein, kurz über Sechzig, und da er so entspannt dasaß, konnte man zu dem Schluss kommen, dass er von keiner Arbeit beschwert wurde.
    »Schwer zu sagen«, erklärte Lars Gustav Selén schließlich. »Zumindest sehen Sie so aus, als ob Ihnen Ihr Beruf Spaß macht. Was immer das auch sein mag.«
    Der Mann nahm die Pfeife aus dem Mund und lachte kurz auf.
    »Ich weiß nicht, ob ich behaupten kann, dass es mir Spaß macht. Aber man muss eine Art finden, wie man die Gegebenheiten akzeptieren kann. Es hat ja keinen Sinn, sein ganzes Leben lang verärgert und wütend herumzulaufen.«
    »Also, wo arbeiten Sie?«
    »Ich bin Polizist«,

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