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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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empört Luft zu. »Die Schlüpfrigkeiten anderer Leute interessieren mich nicht. Egal ob tot oder lebendig.« Beleidigt schwieg die Frau Professor und nahm noch eine von den dampfenden und köstlich riechenden Waffeln.
    Philine verwickelte nun Ursula in ein Gespräch über die neueste Opernaufführung in Königsberg, während Elvira sich Louise zuwandte. »Was sagst du denn dazu, dass deine Schwester Wallerstein verkaufen will?«
    »Was soll ich dazu sagen? Mich wundert’s nicht. Wilhelmine hat jahrelang das Geld zum Fenster rausgeschmissen. Ich sehe sie hin und wieder in Königsberg. Dann jammert sie mir immer die Ohren voll. Dass sie kein Geld mehr hat und Aglaia nichts mehr von ihr wissen will.«
    »Das stimmt. Wilhelmine war ein paarmal hier, aber Aglaia hat sich geweigert, sie zu sehen, und jedes Mal Unwohlsein vorgetäuscht. Also haben Jesko und ich uns notgedrungen eine Weile mit ihr abgequält – man will ja schließlich nicht unhöflich sein.«
    »Was sagt denn Aglaia dazu, dass Wallerstein verkauft werden soll?«
    »Sie behauptet, es sei ihr egal. Aber sag mal, Louise, hast du etwas gehört, gibt es überhaupt Interessenten?«
    »Nun, die Zeiten sind weiß Gott nicht rosig, also wahrlich kein guter Moment für den Verkauf eines solchen Objekts. Soviel ich weiß, hat sie noch keinen Käufer gefunden.«
    Aglaia, deren Verlangen nach frischer Luft in all den Jahren nicht nachgelassen hatte, machte währenddessen mit ihrer alten Freundin Hannchen Severin einen Spaziergang im Park. Untergehakt gingen sie Richtung Rosengarten, weg von den lärmenden Kindern. Sobald sie außer Hörweite waren, fragte Hannchen: »Seit wann ist Clemens denn wieder da? Hast du gewusst, dass er kommt?«
    »Nein, vor ein paar Tagen stand er vor unserer Tür.«
    »Ja und … was sagt er?«
    Aglaia sah ihre Freundin erstaunt an. »Was soll er denn sagen?«
    »Ich meine, hat er sich schon erklärt?«
    »Sag mal, Hannchen, bist du noch bei Trost?« Aglaia war stehengeblieben. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Also er liebt dich, das sieht doch ein Blinder mit Krückstock! Schon vor mehr als achtzehn Jahren habe ich dir das gesagt. Vielleicht erinnerst du dich daran. Meine Güte, wie er dich anhimmelt! Jeder hier kriegt das mit. Nur du anscheinend nicht.«
    »Natürlich, Hannchen, merke ich das. So ganz weg aus dieser Welt bin ich ja nun wieder auch nicht.«
    »Aber was ist mit dir, magst du ihn denn nicht?«
    »Doch … sehr. Aber ich brauche noch etwas Zeit. Es kommt alles so plötzlich für mich. Und Clemens spürt das. Er ist wirklich sehr feinfühlig und rücksichtsvoll.«
    »Ach Gottchen!« Hannchen rollte die Augen. »Er sitzt seit Jahren in der Warteschleife, und du bist seit über zwei Jahren Witwe. Ich finde, ihr könntet jetzt mal langsam zu Potte kommen. Schließlich seid ihr keine Kinder mehr.«
    Aglaia musste lachen und nahm wieder den Arm ihrer Freundin. »Nu mach du dir man keine Gedanken. Es kommt alles, wie es kommen muss. Und jetzt lass uns noch ein paar Schritte gehen.«
    Einige Herren hatten es sich in der Bibliothek gemütlich gemacht. Hannes reichte die Kisten mit Zigarren herum und servierte Cognac und Schnäpse. »Das tut gut nach dem ganzen süßen Zeug«, sagte Fritz von Eyersfeld, der mehr von den Waffeln gegessen hatte, als ihm guttat. »Sag mal Jesko, stimmt es, dass du Schernuppen abstoßen willst?«
    »Ja, leider. In den letzten zwei Jahren haben wir dort kein Dittchen verdient. Nicht nur die schlechten Ernten haben uns zu schaffen gemacht, auch die niedrigen Preise für Vieh und Getreide treiben uns in den Ruin.«
    »Na na, so schlimm wird es doch wohl noch nicht sein.«
    »Doch, es ist mehr als schlimm. Ich habe mit meiner Bank gesprochen. Die Hypothekenanträge häufen sich. Mit dem Verkauf von Schernuppen könnte ich Linderwies halten, vorläufig wenigstens.«
    Ellart war hereingekommen, und die Aufmerksamkeit wandte sich ihm zu.
    »Ah, der junge Fähnrich!«, rief Friedrich von Dühnkern. »Wie ist es denn so in Berlin? Früher war ich sehr oft dort, aber jetzt, in meinem Alter … Ja, ja, man wird bequem. Gehst du denn viel aus?«
    »Ab und zu. Berlin ist sehr teuer und der Sold nicht gerade doll.« Ellart sah zu Ferdinand hinüber. Ob er wohl die Anspielung verstanden hatte? »Aber Gott sei Dank werden wir öfter abkommandiert, wenn Tänzer gebraucht werden. Unser Kommandeur ist der Meinung, junge Offiziere sind hauptsächlich dazu da, Dienst zu tun und zu tanzen.«
    »Köstlich«, kicherte

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