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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Augenbrauen hoch. »Gott bewahre! Fritz würde mir den Kopf abreißen, eine Schneiderin! Einfach unmöglich!« Erleichtert dachte sie daran, dass sie die Affäre mit Goelder nach kurzer Zeit beendet hatte. Der Bursche trieb es ihr dann doch zu wild. Diese Geschichten, die sie da aus Zoppot gehört hatte … nein danke!
    Aglaias Ankunft riss sie aus ihren Gedanken. »Tante Ursula, hat man dich heute Morgen vergessen?«, rief sie. »Und du, Tante Philine, seit wann bist du denn hier?« Sie war ehrlich erfreut, die beiden Frauen zu sehen.
    »Friedrich und ich sind heute in der Früh mit deinem Vater aus Wallerstein gekommen. Er reist morgen wieder nach Berlin und wollte sich unbedingt noch von dir verabschieden.«
    Aglaia strahlte. »Papachen ist da, wie schön!«
    »Noch ist er auf der Jagd, aber zum Kleinmittag wird er zurück sein«, sagte Elvira. »Bei dem Wetter wird es dich sicher nicht lange drin halten, was hältst du davon, wenn wir drei dich begleiten?« Sie deutete auf ihre Freundinnen. »Die beiden haben einen ordentlichen Kater. Ein wenig frische Luft kann ihnen bestimmt nicht schaden.«
    »Gern.« Aglaia hatte ihr Rührei bereits aufgegessen und nahm schnell noch einen Schluck Tee. »Von mir aus können wir gleich losgehen.« Als sie nach einem ausgedehnten Spaziergang zurückkamen, waren Ursulas Kopfschmerzen wie weggeblasen.
    »Ah, das hat gutgetan«, sagte Philine, als sie sich aus ihren Pelzen schälten. »Ein Grog würde mir jetzt schmecken.«
    »Ich glaube, mir auch«, rief Ursula, und Philine konnte sich ein »Äh, was hattest du da vorhin gesagt?« nicht verkneifen.
    »Ich erinnere mich an nichts«, meinte Ursula ungerührt. Aus den Salons klang lautes Männerlachen.
    »Einige der Herren scheinen schon zurück zu sein«, bemerkte Elvira. »Da werdet ihr bestimmt euren Grog bekommen.«
    Als Aglaia den großen Salon betrat, sah sie ihren Vater am Kamin stehen, in ein angeregtes Gespräch mit Clemens von Mühlau vertieft.
    »Ich höre gerade, dass der junge Mann dir Englischunterricht erteilt, Liebes«, sagte er, nachdem er seine Tochter umarmt hatte. »Stell dir vor, ich kannte seinen Vater. Wir waren in der gleichen Kadettenanstalt.«
    Clemens’ Augen strahlten. »Ist das nicht ein unglaublicher Zufall«, fragte er, »dass ich heute am letzten Tag der Jagd deinen Vater kennenlerne?« Die Hand, mit der er sein Glas hielt, zitterte vor Aufregung.
    »In der Tat, Clemens, das finde ich auch.« Aglaia klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Aber darf ich Papa für einen Moment für mich haben? Wir haben uns so lange nicht gesehen.«
    »Selbstverständlich …« Mit einer tiefen Verbeugung zog Clemens sich zurück.
    »Was für eine schöne Überraschung, dich zu sehen.« Aglaia strahlte ihren Vater glücklich an.
    »Meine letzten Gäste sind heute aus Wallerstein abgereist, und ich wollte es nicht versäumen, mich von dir zu verabschieden, bevor ich morgen wieder nach Berlin abreise.«
    »Ja, Tante Philine erwähnte es vorhin bereits. Wirst du diesmal wieder so lange fortbleiben?«
    »Nein, ich gedenke, Weihnachten auf Wallerstein zu verbringen. Das ist ja nun wirklich nicht mehr lang.«
    Aglaia drückte die Hand ihres Vaters. Sie zögerte einen Moment, dann fragte sie: »Hast du etwas von Mama gehört?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Sie scheint noch in Badenweiler zu sein.«
    »Und gibt es denn gar keinen Weg zur Versöhnung?«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Nein, mein Kind. Und bitte frag mich das nie wieder.«
    Aus dem Speisezimmer hörte man das Klappern von Geschirr.
    »Ich habe einen Mordshunger«, sagte Friedrich von Dühnkern, der zu ihnen getreten war. »Mir hängt der Magen schon in den Kniekehlen.«
    Kurz darauf schlug Willi den Gong, und die Türen des Speisesaals öffneten sich. Die zum Teil bereits etwas angeheiterte, sich laut und fröhlich unterhaltende Gästeschar setzte sich eilig an den langen Tisch, der sich unter warmen und kalten Köstlichkeiten bog.
    Aglaia verabschiedete sich herzlich von ihrem Vater. »Der Lärm ist nichts für uns beide.« Sie deutete lächelnd auf ihren dicken Bauch. »Ich werde mir eine Kleinigkeit auf meinem Zimmer servieren lassen. Leb wohl, Papachen, und hoffentlich auf bald.«

Dezember 1849

    D ie letzten Gäste waren abgereist, und im Schloss kehrte wieder beschauliche Ruhe ein. Die Tage waren kurz und die Nächte lang. In allen bewohnten Räumen waren die Kamine rund um die Uhr befeuert, und bereits um drei Uhr nachmittags zündeten

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