Himmel über Tasmanien
sie. »Ruhig, ganz ruhig.«
Joe sah verblüfft zu, wie der Hengst aufhörte zu tänzelnund sein Kinn auf Lulus Schulter legte, die Augenlider flatterten vor Verzückung. »Da soll mich doch …«, knurrte er verdutzt, »jetzt bin ich platt.«
Spitzbübisch lächelnd meinte sie: »Wie die meisten Männer ist er scharf auf die Berührung einer Frau.«
Darauf gab es keine Antwort, aber ihm wurde heiß, während ihre Blicke sich trafen. »Ich reibe ihn lieber ab und stelle ihn in seine Box«, sagte er leise.
»Ich helfe Ihnen.« Sie nahm das Tuch, begann das kastanienbraune Fell kräftig abzureiben und sprach dabei mit Child, um ihn bei Laune und ruhig zu halten.
Joe nahm die Bürste und den Striegel, und sie arbeiteten zusammen in einem Schweigen, das wie elektrisiert war von ihrer Nähe und dem Blickwechsel. Viel zu schnell waren sie fertig, und Lulu führte Child in seine Box. Dann ließ sie ihn allein, damit er an seinem Heunetz zupfen konnte.
»Sie haben auf jeden Fall den Dreh mit ihm raus«, murmelte Joe, unfähig, den Blick von ihr zu lösen. Sie stand nur wenige Zentimeter von ihm entfernt.
»Sie aber auch.« Ihre Augen waren tiefblau, ihr Gesicht glühte, die Lippen waren leicht geöffnet und baten geradezu darum, geküsst zu werden. Wie verzaubert machte er einen Schritt auf sie zu.
Der Augenblick war vorbei, als vom Gehöft ein Ruf ertönte. »Sie sind da, Joe! Komm und sieh dir das an!«
»Verdammt«, seufzte Joe.
Lulu kicherte und wurde rot. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir nachsehen, was da los ist.«
Er nickte widerwillig, aber sein Herz hämmerte voller Hoffnung und Glück. Sie hatte gewollt, dass er sie küsste.
Er griff nach seinem Hut, und sie begaben sich auf die Vorderseite des Gehöftes. Er vernahm Gelächter und entzückte Rufe und fragte sich, was zum Teufel dort vor sichging. Als sie um die Ecke bogen, blieb er wie angewurzelt stehen.
»Tag, Joe. Sehen Sie mal, was ich Ihnen mitgebracht habe.« Eliza kam lächelnd in flatternder zitronengelber Seide auf ihn zu und hakte sich bei ihm unter. »Die beiden Anhänger gehören Ihnen, und einer der Geländewagen – aber es gibt noch mehr, Joe, viel mehr.«
Er spürte, wie sie an seinem Arm zog, aber er schien am Boden festgewachsen zu sein. Er starrte auf den Reiterzug und konnte es kaum glauben. Die Pferdeanhänger waren die modernsten und kostspieligsten, die er in den Katalogen gesehen hatte, und der Geländewagen war viel stabiler als die alten Modelle, die er besaß. »Sie können mir so etwas nicht schenken«, protestierte er.
»Ich wusste, Sie würden sich zieren«, sagte sie schmollend und klimperte mit den Wimpern. »Aber wissen Sie, es ist wichtig, dass Sie diese Anhänger haben – und den Geländewagen, denn Sie werden sie ab jetzt brauchen.« Sie rief den Fahrern zu: »Zeigt ihm, was wir mitgebracht haben.«
Ein Raunen der Bewunderung war zu hören, als vier Zuchtpferde elegant die beiden Rampen hinuntertrippelten. Die Jackaroos schwärmten aus, Dianne kicherte, und Molly presste die Hand auf den Mund, die Augen weit aufgerissen und mit starrem Blick, als könnte sie nicht glauben, was sie dort sah.
»Ich muss schon sagen«, bemerkte Dolly gedehnt, »nicht einmal mein Vater besitzt solche Vollblüter, und er reitet bei der Beaufort-Jagd mit.«
»Was meinen Sie, Joe?« Elizas Augen leuchteten, während sie an seinem Arm hing. »Das sind nicht meine, und sie sind eigentlich kein Geschenk, aber als ich meiner Freundin von Ihnen erzählte, bestand sie darauf, dass ich sie zu Ihnen zur Ausbildung bringe.«
Er löste sich aus ihrem Griff und fuhr mit der Hand überdie muskulösen Brustpartien und Hinterhände, schaute in die intelligenten Augen und prüfte ihre Mäuler, Beine und Hufe. »Schönheit«, flüsterte er.
Eliza klatschte vor Begeisterung in die Hände. »Wie ich es liebe, Menschen zu überraschen!«
Joes Lächeln schwankte. »Das ist alles schön und gut, aber jetzt muss ich mehr Stallburschen suchen, die sich um sie kümmern.«
»Auch daran habe ich gedacht«, erwiderte sie. »Davy und Clem haben diese vier Pferde gepflegt, seitdem sie aus Gallipoli zurück sind, und sie würden gern bei Ihnen bleiben.« Sie lehnte sich näher an ihn, und ihr moschusartiges Parfüm zog ihm in die Nase. »Sie wurden beide als Invaliden nach Hause entlassen«, flüsterte sie, »aber jetzt sind sie gesund und werden Sie nicht im Stich lassen.«
Joe nahm jeden Mann einzeln in Augenschein, war zufrieden mit dem, was er sah,
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