Himmel über Tasmanien
Haaren angestellt hast.«
»Sie lügt.«
»Sie hat nie ein Wort gegen dich gesagt«, fauchte Clarice, »und das bricht mir wirklich das Herz. Sie hat Angst vor dir, aber das arme kleine Ding liebt dich immer noch, sucht noch immer nach deiner Bestätigung und will Mama zu dir sagen.«
Gwen kicherte spöttisch. »Dann ist sie noch dümmer, als ich dachte.« Ihr Blick wurde beinahe tödlich. »Aber sie gehört mir, und daran kannst du nichts ändern. Sie bleibt hier.«
Clarice war entsetzt. Sie hatte geglaubt, Gwen würde sich freuen, Lorelei endlich loszuwerden, dennoch schien sie entschlossen, sie zu behalten. Sie betrachtete Gwen nachdenklich. Die Liebe zu ihrer Tochter war es nicht, was sie sah, das war sicher. »Wenn du meinst, dass du das Treuhandvermögen in die Finger bekommst, wenn du Lorelei behältst, dann irrst du dich gewaltig«, sagte sie ungerührt. »Die Bank hat es in Verwahrung und ist angewiesen, es bis zu meinem Tod so zu halten.«
Gwen kochte vor Wut, ihr hasserfüllter Blick wandte sich nicht von Clarice ab, als sie sich wieder setzte.
»Unsere Familie hat genügend schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen, aber wenn es sein muss, werde ich vor Gericht gehen und für das Kind kämpfen. Und dann werde ich die Liste der Misshandlungen offenlegen, die du ihr zugefügt hast. Ich werde beweisen, dass du unfähig bist, für sie zu sorgen, und dass du die Moral eines Strichmädchens hast. In den vergangenen Jahren hat es so viele Männer gegeben, dass eine ansehnliche Liste zusammenkommen wird – und ich bin mir sicher, die Verheirateten unter ihnen schätzen es gar nicht, dass ihre Namen mit hineingezogen werden.«
»Du würdest es nicht wagen.«
»Lass es doch darauf ankommen.« Clarice ließ sich nicht unterkriegen, fest entschlossen, den Kampf unter allen Umständen zu gewinnen.
Gwen verschränkte die Arme, ihre Miene war nachdenklich. Gier flackerte in ihren Augen auf, und sie schenkte Clarice ein verschlagenes Lächeln. »Ich bin einverstanden – aber das kostet dich was.«
»Das dachte ich mir. Ich werde Vereinbarungen mit der Bank treffen. Du wirst einhundert Pfund pro Jahr erhalten, bis Lorelei einundzwanzig ist.«
»Das reicht nicht.«
»Einhundert Pfund pro Jahr, oder ich gehe vor Gericht.«
Die blauen Augen waren ruhig und forschend, und Clarice behielt die Nerven.
»Na schön«, sagte Gwen. »Wann bekomme ich die erste Rate?«
»Wenn du die Schriftsätze unterschrieben hast, die mir die Vormundschaft über Lorelei gewährleisten. Ich werde für nächsten Montag einen Termin beim Anwalt vereinbaren.«
Clarice’ Taschen und Kisten waren seit fast einer Woche gepackt, und sie verließ das Haus wenige Stunden nach diesem unerfreulichen Wortwechsel. Sie und Lorelei zogen in ein kleines Hotel, bis die Papiere unterzeichnet und versiegelt waren, dann fuhren sie weiter nach Melbourne.
Clarice gelang es schließlich, eine Überfahrt nach England zu buchen, und acht Monate später segelten sie in ihr neuesLeben. Gwen erhielt ihre erste Zahlung, doch Clarice hatte endlich eine Tochter, für die sie sorgen und die sie ihr Eigen nennen konnte.
12
D er Oktobertag war klar und sonnig geblieben, doch im Laufe des Nachmittags, während die Schatten über die Koppeln krochen, wurde es kühl. Bob hatte Ocean Child und Moonbeam in allen Gangarten über die Buschhürde setzen lassen, und Joe war mit beiden zufrieden. Mit ein wenig Glück und dem richtigen Wind könnten sie in Hobart sehr gut abschneiden.
Joe rieb Child nach seinem Training trocken, doch das Pferd war ungebärdig. Es war ein wenig zu sehr von sich eingenommen und musste daran erinnert werden, dass es noch kein Champion war. Joe zog am Backenstück der Trense. »Steh still, du Lümmel«, grummelte er. »Du gehst nirgendwo hin, bis ich dir den Schweiß abgewischt habe.«
Child warf den Kopf herum und schnaubte, während er auf den Pflastersteinen tänzelte und Joe mit seiner Hinterbacke einen Seitenhieb versetzte.
»Soll ich helfen?«
Joe warf einen Blick auf Lulu und wich hastig den klappernden Hufen aus. »Er legt es drauf an«, murmelte er, »also geben Sie auf Ihre Zehen acht.«
Sie legte ihre Hand über Joes, und die Wärme drang förmlich bis in seine Stiefel. »Dann halten Sie fest«, sagte er und griff nach dem Leitzügel. »Wenn er durchgeht, fangen wir ihn nicht ein.«
Lulu redete besänftigend auf Child ein und massierte seine Ohren. »Du bist einfach ein frecher kleiner Junge, nicht wahr?«, raunte
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