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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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sofort bereuen würde.
    Er seufzte, schob sich durch die frisch geölte Fliegentür und tapste durch die Diele. Er hörte Dolly und Lulu oben herumkramen, zweifellos packten sie für den frühen Aufbruch morgen, doch als er sich der Küche näherte, vernahm er, wie Eliza etwas sagte, das ihn innehalten ließ.
    »Sie hat große Ähnlichkeit mit ihm, Molly. Ich schwöre dir, ich war einfach platt, als ich sie zum ersten Mal sah.«
    »Also hatte ich recht«, flüsterte Molly. »Aber was mache ich jetzt?«
    »Das ist schwierig. Du kannst schlecht an den Fernsprecher gehen und es in die Welt hinausposaunen.«
    »Was?« Joe trat in die Küche.
    Molly griff nach einem Stück Papier auf dem Tisch und steckte es in ihre Schürzentasche. »Nichts.« Sie wurde rot und wich seinem Blick aus.
    »Dafür, dass es nichts ist, wirkt ihr beide sehr schuldbewusst«, sagte er ruhig, »und was versuchst du da vor mir zuverbergen? Doch nicht etwa die Liste der Viehzüchter, nach der ich gesucht habe?«
    Eliza wechselte einen Blick mit Molly. »Du schenkst ihm lieber reinen Wein ein, Molly. Joe gibt sonst keine Ruhe.«
    Molly biss sich auf die Lippe, ihr Ausdruck war beunruhigt. Dann seufzte sie. »Mach die Tür zu, Joe. Ich will nicht, dass Lulu davon etwas mitbekommt.« Sie wartete, bis er sich gesetzt hatte, bevor sie das Papier aus ihrer Tasche zog und auf dem Tisch glattstrich. »Wenn ich es dir sage, musst du versprechen, es für dich zu behalten.«
    Joe runzelte die Stirn, nicht willens, sich zu etwas zu verpflichten, bevor er mehr wusste. »Wenn das mit Lulu zu tun hat, dann hat sie doch bestimmt ein Recht darauf, es zu erfahren?«
    Molly schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht«, sagte sie, und ihre Finger fuhren noch immer über das zerknitterte Papier. »Verstehst du, ich hab mich gefragt, ob Mr. Carmichael und Lulus Vater ein und dieselbe Person sind – nur das ergab einen Sinn.« Sie schaute zu Eliza, die ermutigend nickte. »Ich hatte bereits so einen Verdacht, aber als ich die Liste fand und mit Eliza sprach, wurde er bestätigt.«
    Joe beugte sich vor und nahm die Liste an sich. »Welcher ist es?«
    Mollys Finger deutete auf den vierten Namen. »Das ist er. Daran besteht absolut kein Zweifel.«
    Der Name war geläufig und bedeutete nicht viel. »Wo ist dann dein Problem? Warum sagen wir es Lulu nicht und helfen ihr, Kontakt zu ihm aufzunehmen?«
    »Weil ich mir nicht sicher bin, ob er derjenige war, der ihr das Pferd geschenkt hat«, murmelte sie. »Vielleicht weiß er gar nichts von ihr, oder es ist ihm egal – und das arme Mädchen hat genug durchgemacht, um erneut verletzt zu werden.«
    Joe schaute sie fragend an. »Aber du hast gesagt, er und Carmichael seien ein und derselbe?«
    »Das dachte ich, bis heute.« Molly faltete die Liste sorgfältig zusammen und steckte sie wieder ein. »Aber dann hat Carmichael angerufen, als du im Hof warst, und ich wusste, er konnte unmöglich Lulus Vater sein.«
    »Wie um alles in der Welt kannst du dir so sicher sein?«
    »Weil der Mann, mit dem ich sprach, eine junge Stimme hatte, und er rief von einer Raststätte in Deloraine an.«
    »Stimmen über Fernsprecher können täuschen, bei den ganzen atmosphärischen Störungen und Doreens Gekeuche im Hintergrund. Du lässt dich auf Mutmaßungen ein, Mum.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der Mann, der Lulu gezeugt hat, erlitt vor etwa achtzehn Monaten einen Schlaganfall. Eliza hat mir erzählt, sein Sprachvermögen sei beeinträchtigt, und als sie ihn zuletzt sah, war er nicht fähig, irgendwo hinzureisen, schon gar nicht den weiten Weg aus dem Outback in Queensland nach Deloraine.«
    In dem sich anschließenden Schweigen grübelte Joe darüber nach. »Was wollte Carmichael, als er anrief?«
    »Er wollte wissen, ob Ocean Child noch immer am Samstag antritt.«
    Joe holte tief Luft und versuchte, die beunruhigenden Gedanken zu vertreiben, die seine Mutter ausgelöst hatte. »Dann muss er ein Agent sein, der von Lulus Vater beauftragt wurde, den Fortschritt des Hengstes im Auge zu behalten. Wenn es so ist, dann wird er wahrscheinlich in Hobart sein, um den Hengst laufen zu sehen.« Mit finsterem Blick versuchte er, einen Sinn hinter allem zu entdecken. »Doch das würde bedeuten, ihr Vater hat den Hengst als Geschenk für sie gekauft, und er beschäftigt Carmichael, um auch ein Auge auf sie zu haben.«
    »Wenn er wusste, dass Lulu existierte, und Kontakt zu ihr aufnehmen wollte, warum hat er ihr dann nicht einfach geschrieben?«

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