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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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hin, während sie mit Dolly den Hafen umrundete und die Läden bewunderte, die an der Hauptstraße lagen. Sie nahmen ein frühes Mittagessen in einem Restaurant zu sich, dessen Spezialität Krebse undGrünlippmuscheln waren, aber sie stellte fest, dass sie keinen Appetit auf die köstliche Mahlzeit hatte, und ließ das meiste auf ihrem Teller liegen.
    »Er wird seine Meinung nicht ändern, nicht wahr?«, fragte sie, als Dolly die Rechnung überprüfte.
    »Das weiß keiner von uns«, sagte Dolly mit Nachdruck. »Lass ihm Zeit. Er ist ein alter Mann, der von seinen Sünden eingeholt wurde. Ich gehe davon aus, dass ihn das Ganze ebenso verstört wie dich.«
    Lulu machte ein langes Gesicht. »Kann sein. Aber ich hätte gedacht …«
    »Du hast in den letzten beiden Tagen zu viel gedacht. Komm, wir gehen wieder ins Hotel und ruhen uns aus. Du siehst müde aus.«
    Lulu sah den Geländewagen, der über das Pflaster raste und mit quietschenden Reifen vor dem Hotel anhielt, und ihr blieb das Herz stehen. Es war Peter.
    »Ich muss mit dir reden.« Er nahm sie beim Arm und führte sie die Treppe zur Empfangshalle hinauf.
    Peter strahlte angestaute Wut aus, und Lulu sprach ihn erst an, als sie in eine ruhige Ecke kamen. »Was ist passiert? Sein Gesundheitszustand hat sich doch nicht etwa verschlechtert?«
    »So einfach ist es nicht«, murmelte er und ergriff ihre Hand. »Tut mir leid, Lulu, ich habe alles verdorben. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
    »Er will mich nicht sehen, nicht wahr?«
    Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und wich ihrem Blick aus. »Ich hatte es so gehofft, aber er rief mich an und stellte klar, dass er nicht den Mut hat, dir gegenüberzutreten.«
    Lulu lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, den Blick fest auf Peter gerichtet. Der Ärmste war offenkundig verzweifelt,und sie konnte es ihm nicht verübeln, doch ihre Enttäuschung schnitt ihr ins Herz.
    Schweigend saßen sie da. Die Minuten vergingen, und Lulus Entschlossenheit wuchs. »Ich habe zu lange darauf gewartet«, sagte sie schließlich, »und ich werde Hobart nicht verlassen, ohne ihn gesehen zu haben.« Sie betrachtete Peter durchdringend. »Nach allem, was du gesagt hast, nehme ich an, dass er nicht der Mann ist, der vor einer Konfrontation zurückschreckt.«
    »Er pflegt den direkten Weg. Schon immer.«
    »Bis jetzt«, sagte Lulu leise. »Wahrscheinlich schämt er sich, dass er mich fallen gelassen hat, und vielleicht hat er Angst davor, dass ich ihn verurteile und für schwach halte.« Sie holte tief Luft. »Aber ich bin fest entschlossen, ihn zu sehen. Er muss erkennen, dass er nichts von mir zu befürchten hat.«
    »Er wird wütend sein«, warnte Peter sie. »Dad ist gewohnt, seinen Willen durchzusetzen.«
    »Er ist mein Vater. Er wird darüber hinwegkommen.«
    »Und wenn nicht?«
    Lulu unterdrückte die aufkeimende Angst und nahm ihren Mantel und die Handtasche. »Diese Brücke überqueren wir, wenn wir sie erreichen«, entgegnete sie gefasster, als sie eigentlich war. Sie sah auf Peter herab, der noch zusammengesunken auf seinem Stuhl saß. »Nimmst du mich mit, oder soll ich mir ein Taxi rufen?«
    Peter erhob sich vom Stuhl; er wirkte sehr unglücklich. »Ich bringe dich lieber hin«, murmelte er, »aber du musst dich darauf gefasst machen, dass es ein hässliches Wiedersehen werden könnte.«
    »Wenn er so unfreundlich ist, werde ich gehen, und damit ist die Sache dann zu Ende.« Trotzig schob sie das Kinn vor.
    »Soll ich mitkommen?« Dolly klaubte bereits ihre Sachen von der Couch.
    Lulu schüttelte den Kopf. »Das muss ich alleine machen, Dolly.«
    Dolly umarmte sie und küsste sie auf die Wange. »Viel Glück, Schätzchen, und wenn der Alte dir Schwierigkeiten macht, bekommt er es mit mir zu tun.«
    Lulu nahm Dollys Unterstützung lächelnd entgegen und folgte Peter zum Geländewagen. Sie war dankbar für sein Schweigen, während er aus Sullivan’s Cove hinaus und über die gewundene, steile Straße zum Berg fuhr, denn sie hatte über vieles nachzudenken. Trotz und Mut schwanden mit jeder Meile dahin.
    Die schmale Straße war von Bäumen und Sträuchern gesäumt, hinter denen die kleinen Holzhäuser am Fuße des Berges fast verschwanden. Und während sie immer höher kamen, schaute sie zurück und sah Hobart unter sich, das Funkeln des Meeres und des Flusses. Doch der Gipfel des Berges war in graue wirbelnde Wolken gehüllt. Vielleicht war das ein Omen, dachte sie und schauderte.
    Peter fuhr durch die Eisentore und hielt

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