Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
Vom Netzwerk:
Scherze reagierte. Sie waren nur wenige Meilen voneinander entfernt geboren, hatten dieselbe Schule und dieselben Tanzveranstaltungen besucht und viele gemeinsame Erinnerungen. So angeregt hatte er seine Mutter seit Jahren nicht erlebt, und er fragte sich kurz, ob sie mit Frank wohl ein Verhältnis gehabt hatte, bevor sie Dad heiratete. Er fing Peters Blick auf und erkannte, dass der sich dasselbe fragte.
    Joe lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ließ das Geschnatter an sich vorüberziehen. Lulu hörte gebannt zu, wie ihr Vater Molly mit Lügenmärchen über seine Abenteuer auf der Viehzuchtfarm ergötzte. Dolly löcherte Peter mit Fragen über das Outback, und Joe fragte sich spöttisch, wie sie wohl so weitab jeglicher Zivilisation zurechtkäme. Dennoch vermutete er, dass sie diesbezüglich einfallsreich genug war, und es war deutlich, dass es zwischen ihr und Peter irgendwie funkte, was hilfreich sein könnte.
    Da er sich irgendwie reichlich vergessen vorkam, schob er den Stuhl vom Tisch und verließ die Küche. Er zog den dicken Regenmantel an, der ihn vor der Kälte schützte, und ging hinaus in den Hof, um seine nächtliche Runde zu drehen. Mit schiefem Lächeln schlurfte er an der Schlafbaracke vorbei und überprüfte die Riegel am Futterlager und an der Sattelkammer. Liebe lag in der Luft, aber nicht für ihn. Lulu hatte sein Herz aufgetaut, und jetzt wollte er mehr, als er jemals haben konnte. Übermorgen schon würde sie keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden.
    Im Hof war alles still, bis auf das Trappeln eines Opossums auf dem Stalldach und das verschlafene Zwitschern eines Vogels. Er ging über das Pflaster und schaute in jeder Box nach, bis er zu Ocean Child kam. »Jetzt sind nur noch wir beideda, Kumpel«, murmelte er, während er den schönen Kopf des Tiers streichelte. »Ich schätze, wir werden bald in Vergessenheit geraten.«
    »Ich werde keinen von euch vergessen.«
    Beim Klang ihrer Stimme fuhr er herum, sein Herz hämmerte. Das Mondlicht verfing sich in ihrem Haar, verwandelte es in gesponnenes Gold, und der Glanz liebkoste ihr reizvolles Gesicht. »Dir wird es in Queensland viel zu gut gehen, um an mich oder Child zu denken.«
    »Höre ich da Eifersucht heraus?« Ihr Lächeln war spöttisch. »Du bist albern, Joe. Ich bin nicht für immer und ewig fort, nicht, nachdem ich jetzt hier eine Familie habe.«
    Er musste den Wunsch unterdrücken, sie zu küssen. »Dann kommst du also zurück?«, fragte er vorsichtig.
    Sie sah ihn wehmütig an. »Eines Tages«, sagte sie, »aber bis dahin kann viel Zeit vergehen. Doch wenn, dann verspreche ich, dass ich dir einen Besuch abstatte und sehe, wie du vorankommst.« Sie zögerte, schob die Hände in die Hosentaschen und blickte auf Ocean Child. »Du musst mich über seine Fortschritte auf dem Laufenden halten, und ich werde dir schreiben, wie es bei mir läuft.«
    Er betrachtete sie im Mondlicht, hörte ihre Worte und begriff ihre tiefere Bedeutung. Sein Mut sank, und er kam sich beraubt vor. Sie bot ihm Freundschaft an, nicht Liebe oder die Verheißung auf ein gemeinsames Leben.
    »Ich werde dir über Child berichten«, sagte er beinahe förmlich, »und ich freue mich schon auf deine Nachrichten. Ich hoffe, Bertie ist nicht allzu sauer, dass du deinen Aufenthalt verlängert hast.«
    »Alles Gute«, sagte sie und strich mit ihrer weichen Hand flüchtig über seine Wange. »Mach dir keine Gedanken über Bertie, mit dem werde ich fertig.«
    Joe sah die Tränen auf ihrem Gesicht glitzern, und seinWiderstand war gebrochen. Er riss sie an sich, vergrub seine Finger in ihrem Haar, fing ihre schönen Lippen ein und atmete ihren Duft ein. »Ach, Lulu«, stöhnte er an ihrem bebenden Mund, »ich wünschte …«
    »Ich weiß«, flüsterte sie, fuhr mit den Fingerspitzen über sein Gesicht und seine Lippen, bevor sie sich bedauernd zurückzog. »Aber es soll nicht sein.« Sie wandte sich von ihm ab, streichelte Ocean Childs Ohren und lehnte ihre feuchte Wange an seine Blesse. »Ihr werdet mir beide sehr fehlen«, schluchzte sie, bevor sie hinaus in die Dunkelheit lief.
    Joe wollte ihr schon nacheilen, ihr sagen, dass sie sich irrte, dass es sein sollte und er ihr bis ans Ende der Welt folgen und sie ewig lieben würde. Aber Sachlichkeit und Vernunft gewannen kalt und schnell die Oberhand, hielten seine Füße fest und brachten ihn zum Schweigen. Allein das Schicksal würde bestimmen, was als Nächstes geschah.
    »Wir brauchen ungefähr zwei Stunden bis Warrego

Weitere Kostenlose Bücher