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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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ehrfürchtig auf die Szene unter ihnen schaute.
    Das Land erstreckte sich von einem Horizont zum anderen in einem bernsteinfarbenen Streifen, der zerklüftete kupferrote Berge umfasste, staubige braune Täler und Buschweiden, auf denen einzelne Männer auf Pferden zu ihnen hochschauten und die Hüte schwenkten, bevor sie sich wieder ihrer einsamen Wache über das Vieh widmeten. Unter Eukalyptusbäumen schimmerten Wasserlöcher, und ein Fluss schlängelte sich durch tiefe Schluchten und über viele Morgen Land mit gelbem Gras. Viehherden zogen durch den Busch, Kängurus hüpften mit erstaunlicher Schnelligkeit, wenn der Schatten des kleinen Flugzeugs sie über die weite Landschaft jagte, und Emus wackelten mit ihren Schwanzfedern, wenn sie vom Lärm forttrotteten.
    Dieses Outback war alles andere als öde, es pulsierte vor Leben, und Lulu war tief ergriffen, als ihr klar wurde, dass es sich wahrscheinlich nicht verändert hatte, seitdem die ersten Menschen ihren Fuß daraufgesetzt hatten. Tränen brannten ihr in den Augen, als sie es in sich aufnahm, denn dies war ein uraltes Land, ein Land von gefährlicher Schönheit – ihr Land.
    »Haltet euch fest«, rief Peter kurz darauf, »wir landen.«
    Lulus Hände verkrallten sich im Sitz, und sie schloss die Augen, als sie auf die Erde zurasten und mit einem dumpfen Schlag aufsetzten. Ängstlich machte sie ein Auge auf, konnte aber nichts sehen, da sie mitten in einem Wirbel aus rotem Staub über den Boden rasten.
    »Geschafft«, sagte Peter, als der Staub sich gelegt und er den Motor abgestellt hatte. »Willkommen in Warrego Station.«
    Lulu und Dolly waren steif, nachdem sie so lange auf dem kalten, engen Sitz zugebracht hatten, und Peter musste sie herausheben. Die Hitze traf sie wie der heiße Dampf aus einemgeöffneten Backofen, und vor dem blendenden Licht mussten sie die Augen schützen.
    Die Landebahn war nichts weiter als ein kahler Streifen Erde inmitten einer weiten Fläche aus hartem gelbem Gras. Hinter dem Zaun stand das Gehöft. Aus Holz gebaut und mit Dachziegeln gedeckt war es so errichtet worden, dass es die Sonne mied. Im Osten und Westen von großen Bäumen umgeben wirkte die von Fliegennetzen geschützte Veranda kühl und einladend. Auf der Lichtung neben dem Haus befanden sich Scheunen und Außengebäude sowie eine Reihe von Koppeln und Pferchen. Daneben waren mehrere Geländewagen und Farmfuhrwerke abgestellt, Männer und Pferde liefen herum und wirbelten Staub auf. Eine metallene Windmühle pumpte quietschend Wasser aus dem trägen Fluss, und in den Bäumen kreischte eine Schar Kakadus. Dennoch, trotz all dieser Geräusche herrschte eine Ehrfurcht gebietende Stille, die Lulu mit Frieden erfüllte.
    »Ich hoffe, es gefällt dir«, sagte Peter, der sich neben sie stellte. »Es ist ziemlich schlicht, aber es ist ein Zuhause.«
    Lulu nahm gierig alles in sich auf, und in Gedanken entwarf sie bereits die ersten Skizzen zu Zeichnungen, die sie hier anfertigen würde. Der Himmel schien so weit, jegliche Farbe war in der Hitze verblichen, und er überspannte das Outback wie eine große, bleiche Kuppel. »Zu Hause«, flüsterte sie. »Ja, das hört sich gut an.«
    »Es ist ganz außergewöhnlich «, bemerkte Dolly, »und furchtbar australisch.« Sie wandte sich an Peter, und ihr Gesicht strahlte vor innerer Erregung. »Werde ich Gelegenheit haben, Ochsen zu treiben oder mit echten Cowboys auf Viehtrieb zu gehen?«
    Er schob seinen Hut in den Nacken und kratzte sich grinsend am Kopf. »Wir sind hier nicht in Amerika, aber ich schätze, wir machen noch ein Jillaroo aus dir, bevor du fortgehst.«
    »Endlich, ich dachte schon, du würdest nie wieder zurückkommen.« Die Fliegentür ging auf, und ein Traumbild aus rosa- und orangefarbener Seide erschien auf der Veranda. »Was hat dich aufgehalten, Peter, und wie geht’s Frank?«
    »Er ist unterwegs.« Peter nahm seinen Fliegerhelm ab. »Was machst du hier, Tante Sybilla?«
    »Brisbane ist voller Touristen«, erwiderte sie finster, »man kann nicht in Ruhe arbeiten.« Mit Farbe bekleckste Finger strichen ihre Haare aus den Augen, ließen ihre Ohrringe baumeln und ihre zahlreichen Armbänder klimpern. Hinter jedem Ohr steckte ein Pinsel, und ihre Wange war mit Zinnoberrot beschmiert, ihre Füße steckten in goldenen, mit Edelsteinen geschmückten Sandalen. Schließlich nahm sie Lulu und Dolly wahr, doch ihr Ausdruck war nicht einladend.
    Lulu wusste, dass sie die Frau anstarrte, konnte aber nicht anders. Bis auf

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