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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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hätte schwören können, dass er einen Anflug von Erregung in der Stimme des Mannes vernommen hatte. »Meines Wissens nicht«, sagte er kurz angebunden. »Ich hätte es Ihnen schon früher mitgeteilt, aber es ist schwer, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.«
    »Ich bin viel unterwegs. Gibt es noch etwas, was Sie mir sagen müssen?«
    Joe hörte, wie seine Mutter noch immer in der Küche herumpolterte, und beschloss, dass er, solange er den schwer fassbaren Carmichael am Telefon hatte, herausfinden wollte, was er über Miss Pearson wusste. »Mr. Carmichael, kennen Sie eine Frau namens Gwendoline Cole?«
    Wieder trat ein langes Schweigen ein. »Ich rufe Sie wieder an, Mr. Reilly. Bitte versichern Sie Miss Pearson, dass ich ausschließlich ihr Interesse im Sinn habe.«
    »Aber es wäre besser, wenn ich Sie anrufen könnte«, sagte Joe. »Würden Sie mir eine Nummer geben, unter der ich …?« Er starrte auf den Hörer, aus dem nur ein ärgerlicher Brummton kam.
    »Dein Anrufer hat aufgelegt, Joe«, sagte Doreen, die für die örtliche Telefonvermittlung zuständig war und im Verdachtstand, jedes Gespräch mitzuhören. »Willst du es noch einmal bei ihm versuchen?«
    »Ja, Doreen, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Kein Problem.«
    Joe hörte viel Klicken, Brummen und Rauschen, bevor Doreen sich wieder meldete. »Er hat aus dem Foyer eines Hotels in Brisbane angerufen, Joe. Der Hotelier hat keinen Beleg dafür, dass ein Carmichael dort wohnt, daher gehe ich davon aus, dass er einfach nur auf der Durchreise war.«
    Das hatte Joe sich schon gedacht, denn Carmichael war offenbar entschlossen, ein Rätsel zu bleiben. »Danke, Doreen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Joe, und grüß deine Mum von mir, ja? Ich werde sie beim Picknickrennen am Samstag einholen.«
    Joe legte auf, verharrte einen Augenblick und starrte ins Leere. Seine Gedanken überschlugen sich, während er versuchte, allem, was er an diesem Tag erfahren hatte, einen Sinn abzugewinnen. Ihm war gerade so, als habe man ihm eine Büchse der Pandora geschenkt, und obwohl er einen kurzen Blick auf den Inhalt hatte werfen dürfen, war er der Lösung des Rätsels nicht näher gekommen. Aber es war klar, dass Carmichael alles in die Wege geleitet hatte und dass Gwendoline Cole und ihre Tochter dabei im Mittelpunkt standen.
    Er griff nach seinem Hut und verließ das Haus. Die Fliegengittertür knallte hinter ihm zu, als er die Treppe hinunterlief. Zu viele Fragen und keine ausreichenden Antworten, und während er über die Weide schritt und versuchte, mit allem zu ringen, kam er zu dem unglücklichen Schluss, dass Miss Pearson die Schlüsselfigur sein musste.
    Er blieb stehen und schaute in den Abendhimmel. Über ihm schimmerte die Milchstraße, ein Spritzer aus einer Million Sterne auf pechschwarzem Hintergrund. Er schauderte.Wenn Miss Pearson die Schlüsselfigur war, dann würde ihre Ankunft die Büchse der Pandora öffnen, und er vermutete, dass sie alle von den Dämonen heimgesucht würden, die sie damit freisetzte.

6
    E ngland erlebte einen Altweibersommer, und als Clarice Blumen für das Haus pflückte, spürte sie, wie Schweißperlen auf ihre Stirn traten. Leicht schwindelig von der Hitze nahm sie den kleinen Holzkorb, der nur in Sussex hergestellt und für Blumen und kleine Gartengeräte verwendet wurde, und trug ihn in den Schatten des Magnolienbaums. Er war längst verblüht, doch die Blätter und die weit ausladenden Äste boten Schutz vor der Sonne. Dankbar sank sie auf die Gartenbank.
    Sie tupfte ihr Gesicht mit einem Taschentuch ab und betrachtete zufrieden den Garten. Die Gärtner hatten in diesem Sommer gute Arbeit geleistet. Die Hecken waren geschnitten, die Rasenflächen gemäht, die Beete vom Unkraut befreit und der Teich gereinigt. Auf dem Tennisplatz gab es noch etwas zu tun, doch da er seit Loreleis Abreise nicht mehr benutzt worden war, spielte es eigentlich keine Rolle.
    Mit der richtigen Mischung aus Sonne und Regen waren die Blumenbeete in einer wahren Farbenorgie schier explodiert, und die süß duftenden Stauden standen in voller Blüte. Der Geruch schien den ganzen Garten auszufüllen, doch konnte er den beklemmenden Duft der späten Rosen nicht überdecken. Sie betrachtete die vollkommenen blutroten Blüten, die nie das Innere des Hauses schmücken würden, und atmete vorsichtig ihren Duft ein in der vergeblichen Hoffnung, dass Zeit und Entfernung die gewaltigen Erinnerungen herausdestilliert hatten, die er hervorrief. Einst waren diese Rosen ihre

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