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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Während ich hin und her überlegte, wann ich Eilert mit meinem
Auftritt am besten aus der Fassung bringen konnte, zupfte mich jemand am Ärmel
meiner Bluse.
    »Frau Schweitzer,
Sie hier zu sehen, das überrascht mich jetzt«, trällerte Betty Bause. »Eilert
hat ja neulich so über Ihr Essen gelästert«, flüsterte sie verschwörerisch.
»Mein Mann und ich haben natürlich aufs Heftigste widersprochen. Ich wusste gar
nicht, dass Sie geschäftliche Beziehungen mit Eilert pflegen. Oder gar
private?«
    Sie plierte mich
mit einer solchen Neugier an, dass mir schnell eine passende Antwort einfallen
musste.
    »Eher
geschäftliche«, grummelte ich und hetzte meinen Blick über alle Leute in der
Nähe. Er blieb an einem Mann hängen, der überrascht zu mir herüberwinkte. Der
Brokkoli-Gärtner vom Mülheimer Schützenfest. Mit einem dezenten Fingerzeig in
seine Richtung entschuldigte ich mich bei Frau Bause und ging zum ihm hinüber.
    »Wenigstens ein
vertrautes Gesicht«, begrüßte er mich erleichtert, »obwohl es mich überrascht,
dass du hier bist.«
    »Gleichfalls«,
konterte ich und sah nach Eilert, dessen Rücken ich in der Schlange vor dem
Buffet ausmachte. »Bist du wegen des Brokkolis da? Letzte Woche hatten sie ihn
hier im Angebot. Du weißt schon, diese englische Sorte, die angeblich gegen
Krebs hilft und deshalb als patentwürdig eingestuft wurde. Bist du deswegen
hier? Undercover sozusagen?«
    »Der kauft für
seine Läden echt diesen aufgemotzten, scheißpatentierten Brokkoli?« Der Mann, dessen
Namen mir auch heute partout nicht einfallen wollte, schüttelte ungläubig den
Kopf.
    »Der verkauft
alles, was gefällt und in ist«, versicherte ich ihm.
»Slow Food ist für den nicht mehr als ein Fremdwort. Aber wenn du nicht wegen
des Brokkolis hier bist, weswegen dann?«
    »Geschäftlich«,
gestand er mit einer sichtbaren Spur von schlechtem Gewissen. »Meine Gärtnerei
liefert den Blumenschmuck für alle ›All-inclusive‹-Filialen. Eilert ist ein
guter Kunde. Da kann ich es mir nicht erlauben, so eine Einladung zu
ignorieren. Obwohl ich weiß Gott Besseres zu tun hätte.«
    »Auf die eine oder
andere Art sind wir alle käuflich«, murmelte ich und ließ meinen Blick über die
Gäste gleiten. Anzüge und Krawatten dominierten, und irgendwie glich die
Gästeschar der auf dem Bause-Fest.
    Ich wollte gar
nicht wissen, was hier zwischen Sekt und Selters an windigen Geschäften
ausgekungelt wurde. Nirgendwo gedieh der kölsche Klüngel prächtiger als auf
solch halb öffentlichem, halb privatem Boden.
    Der Brokkoli-Mann
an meiner Seite klagte mir sein Leid mit der holländischen Konkurrenz. Die
machte ihm das Überleben schwer, weil sie das Land mit Billigtulpen
überschwemmte, aber ich hörte nicht richtig zu. Denn ich sah erschrocken, wie
Eilert mit einem vollen Teller direkt auf mich zukam. In seinen Augen glitzerte
ein bösartiges Funkeln. Ein Bär von einem Mann, dessen Gesicht ich irgendwo in
der Kölner Politszene verortete, kreuzte seinen Weg und hielt ihn auf. Dies gab
mir Zeit, mich hastig von dem Gärtner zu verabschieden und in Richtung
Toiletten zu verschwinden.
    Die Königin von
Saba empfing mich heute ohne Gesang und mit einem sehr ungnädigen Blick in
ihrem Reich.
    »Ich gehöre nicht
zu dieser Gesellschaft«, versicherte ich ihr. »Ich bin hier, weil ich
herausfinden will, warum Minka sterben musste. Ich glaube, dass Eilert etwas
damit zu tun hat. Aber der hat mich bemerkt, und jetzt weiß ich nicht, was ich
machen soll.«
    Sie runzelte
kryptisch die Stirn, erhob ihren schweren Körper von dem Stuhl am Eingang des
Waschraums, rupfte ein Tuch aus den vielen Falten ihres bunten afrikanischen
Kleides, stampfte zu den Damenklos, wischte in der ersten Kabine den Klodeckel
sauber und bedeutete mir mit einer Geste einzutreten.
    »Ist kein guter
Mann«, murmelte sie, als ich mich an ihr vorbeiquetschte.
    Als ich in den
Waschraum zurückkehrte, deutete sie auf den Eingang des Männer- WC s und sagte: »Mit Angst du gewinnst keine Wette.«
    Ich wusste nicht,
was sie meinte, aber sie drängte mich mit einer majestätischen Kopfbewegung in
Richtung Herrentoilette. Erst da wurde mir klar, dass dies hier ein gemeinsamer
Waschraum war. Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit und sah Eilert und den
Politikbären an den Pissoirs stehen.
    »Mir gefällt das
überhaupt nicht«, hörte ich den Bären sagen. »Du willst den Fraktionsvorsitz im
Rat übernehmen, bist aber in einen Mordfall verwickelt. Die Handtasche

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