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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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sich in seine Arbeit einmischte, und ich
hielt Brandt keineswegs für unfähig. Er war ein ernsthafter, aber leider ein
bisschen langsamer Ermittler. Und mit der Langsamkeit hatte ich ein Problem. Da
half es nichts, mir zu sagen, dass die Suche nach der Wahrheit oft eine
Sisyphusarbeit war. Geduld war einfach nicht meine Stärke.
    »Heute auf keinen
Fall«, kam ich auf die »Weiße Lilie« zurück. »Eva hat allen Gästen abgesagt.
Vielleicht morgen.«
    »Jeder Tag, an dem
eine so begnadete Köchin wie Sie nicht am Herd steht, ist für die Feinschmecker
dieser Stadt ein verlorener Tag«, versuchte Brandt weiter mich zurück zur
Arbeit zu schieben.
    »Sie brauchen mir
keinen Honig um den Bart zu schmieren«, bremste ich ihn aus. »Ich will doch nur
wissen, was wirklich passiert ist. Und das so schnell wie möglich. Und es gibt
einfach vieles, was ich nicht weiß! Was ist zum Beispiel mit Minkas Handy?«,
fiel mir ein. »Der letzte Anruf vor ihrem Tod? So was ist doch immer wichtig
bei einer Mordermittlung, nicht wahr?«
    Für eine Weile
blieb es still in der Leitung. Dann sagte Brandt: »Handys können tatsächlich
sehr hilfreich bei einer Ermittlung sein. Das von Frau Nowak haben wir nicht
gefunden. Weder in ihrer Handtasche noch auf dem Boot noch bei ihr zu Hause.
Wir vermuten, dass der Mörder es entsorgt hat.«
    »Dann muss er aber
sehr kaltblütig vorgegangen sein, wenn er das Handy verschwinden ließ«,
überlegte ich laut und dachte: Wenn Ecki eines nicht ist, dann kaltblütig.
    »Kaltblütig? Davon
dürfen Sie nicht ausgehen«, widersprach Brandt sofort. »Auch Affekttäter können
große Meister im Vertuschen sein.«
    »Aber ist es nicht
völlig unlogisch, das Handy zu entsorgen, die Handtasche jedoch auf dem Boot
liegen zu lassen?«, bohrte ich nach.
    »Ein Mensch, der
gerade zum Mörder geworden ist, funktioniert nur bedingt nach Kriterien wie
›logisch‹ oder ›unlogisch‹«, erklärte mir Brandt. »Er befindet sich in einer
extremen Ausnahmesituation. Das heißt, er kann zum einen sehr clever handeln
und zum anderen schwere Fehler machen. Und Letzteres ist der Grund, weshalb die
meisten Kapitalverbrechen in den ersten achtundvierzig Stunden aufgeklärt
werden.«
    »Das hat ja jetzt
bei unseren beiden Morden nicht geklappt«, konnte ich mir nicht verkneifen zu
sagen.
    »Schwierige Ausgangsbedingungen«,
gab Brandt sofort zurück. »Frau Nowak hat einen Tag im Wasser gelegen, bevor
sie gefunden wurde. Damit sind natürlich schon viele Spuren verwischt. Und Frau
Mombauer? Einen besseren Zeitpunkt für einen inszenierten Selbstmord hätte der
Täter nicht wählen können. Schützenfest: Menschenknäuel am Straßenrand, die
Konzentration auf die vorbeidefilierenden Gruppen. Ich weiß nicht, wie viele
Zuschauer und Zugteilnehmer die Kollegen befragt haben. Keiner hat jemanden aus
Ihrer Haustür kommen sehen. Weil alle mit dem Umzug beschäftigt waren oder
später mit neugierigen Blicken auf die Leiche. Trotzdem hofft man bei dieser
mühseligen Kärrnerarbeit immer auf die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. Nur in
diesem Fall bis jetzt vergebens.«
    Auch ich hatte an
diesem Nachmittag nicht darauf geachtet, ob jemand das Haus der »Weißen Lilie«
verlassen hatte. Aber natürlich musste es so gewesen sein, die Schlange war
nicht allein ins Haus gekommen.
    »Haben Sie
eigentlich Spuren vom Täter in der Mombauer'schen Wohnung gefunden?«, wollte
ich wissen.
    »Die
Spurensicherung findet immer was. Was von dem gefundenen Material zu wem gehört
und was letztendlich eindeutig dem Täter zuzuordnen ist, bleibt ein
aufwendiges, zeitintensives Puzzlespiel. Aber so ist nun mal unser Job. Auch
wenn es Ihnen vielleicht nicht so vorkommt, wir verstehen was davon.«
    »Ja, sicher«,
stimmte ich zu.
    »Versprechen Sie
mir, morgen die ›Weiße Lilie‹ wieder aufzumachen?«, kam Brandt hartnäckig auf
meine Arbeit zurück.
    »Ich überlege es
mir«, antwortete ich und legte auf. Dann machte ich mich auf den Weg ins
»All-inclusive«.
     
    Köche kennen sich.
Irgendwie sind wir bis heute so etwas wie ein fahrendes Volk und wie eine große
Familie miteinander verbunden. Während der Gesellenzeit wechseln wir Jahr für Jahr
die Stelle, um in verschiedenste Töpfe zu gucken. Nie lang an einem Ort, gern
die Länder, sogar die Kontinente wechselnd. Ein Leben aus Koffern, in
gemieteten Zimmern und in immer neuen Küchen. Und in jeder neuen Küche lernt
man weitere Kollegen kennen. So spinnt sich im Laufe der Jahre

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