Himmel un Ääd (German Edition)
des
Mordopfers ist auf deinem Boot gefunden worden.«
»Ja und? Keiner
weiß besser als du, wie großzügig ich mein Motorboot verleihe«, pflaumte Eilert
zurück. »Du hast es mehr als einmal zu einem Schäferstündchen genutzt. Und
jetzt hör auf, Gespenster an die Wand zu malen. Die Polizei verdächtigt diesen
Matuschek, nicht mich.«
»Wie kannst du nur
so blind sein?«, regte sich der Bär auf. »Wenn du den Fraktionsvorsitz wirklich
willst, musst du eine weiße Weste haben. Die Presseleute werden sich wie die
Geier auf dich stürzen, solange du in einem ungeklärten Mordfall drinhängst.
Und jetzt mal ehrlich: Hattest du was mit der Kleinen? Oder hat die Polizei
Anlass, sich deine Geschäfte näher anzusehen?«
Anstelle einer
Antwort betätigte Eilert die Wasserspülung. Scheiße, dachte ich und huschte so
leise wie möglich zurück ins Damen- WC .
»Ich werde deine
Kandidatur blockieren, wenn du mir nicht die Wahrheit sagst«, hörte ich den
Bären beim Händewaschen drohen. »Du weißt genau, wie schlecht die Partei
zurzeit dasteht. Negative Publicity ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen
können.«
Eilert antwortete
wieder nicht. Die Wasserhähne wurden ausgestellt, zwei Münzen klimperten. Ich
zählte noch bis zwanzig, dann kehrte ich zurück in den Waschraum, in dem die
Königin von Saba wieder allein saß.
»Er ist wie ein
Fisch. Er flutscht dir durch die Finger, wenn du ihn nicht aufspießt«,
verkündete sie. »Na, los jetzt!«
Sie sah mich aus
diesen dunklen, unergründlichen Augen auffordernd an, und ich spürte, dass ich
an diesem Abend keine bessere Gelegenheit bekommen würde, Eilert festzunageln.
Schnell verließ ich den Waschraum und hastete hinter den Männern her. Sie
gingen langsam, der Bär redete immer noch auf Eilert ein, aber bis zum Eingang
des Restaurants war es nicht mehr weit.
»Die Sache mit dem
Boot interessiert mich auch«, rief ich den beiden hinterher. »Soll Ecki
Matuschek in der Geschichte das Bauernopfer spielen?«
Die Männer drehten
sich um. Der Bär wirkte gleichzeitig überrascht und interessiert. In Eilerts
Augen blitzte Wut auf, machte aber schnell einer hart trainierten Beherrschung
Platz.
»Was wollen Sie
hier?«, fragte er mit eisiger Höflichkeit.
»Antworten«, sagte
ich.
»Du entschuldigst
mich für einen Moment.« Eilert nickte dem Bären zu, der diesem Ansinnen
sichtlich ungern Folge leistete. »Wollen wir in mein Büro gehen?«, fragte er
mich. »Es ist gleich hier.«
Er öffnete eine
Tür links neben dem Eingang zum Restaurant und bat mich hinein. Ich überlegte,
ob hinter dieser Tür eine Falle lauern könnte. Ob es nicht sicherer wäre, mit
ihm im Restaurant vor aller Augen zu reden. Aller Augen hieß aber auch aller
Ohren, überlegte ich weiter, und vor aller Ohren würde ein Typ wie Eilert nicht
reden. Ich linste in den Raum hinein, in dem ein repräsentativer Schreibtisch
stand und niemand zu sehen war.
»Na, wird's bald«,
blaffte Eilert. »Mein Angebot gilt nicht unbegrenzt. Ich habe Gäste, meine Zeit
ist kostbar.« Er wies mir den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch zu und hievte
seinen drallen Körper auf den windschnittigen Bürostuhl dahinter. »Ich wusste
gleich, dass dieser Unisex-Waschraum eine Scheißidee war. Ist ja wie eine
Aufforderung zum Lauschen für neugierige Weiber«, schimpfte er leise, aber
durchaus so laut, dass ich es hören musste. »Also, was wollen Sie?«, fragte er
dann in gnädigem Tonfall, als würde er mir mit dieser Audienz einen großen
Gefallen erweisen.
»Bevor ich
anfange, will ich eines klarstellen.« Ich sprach ganz leise, und meine Stimme
klang tatsächlich ein bisschen gefährlich, obwohl mir innerlich das Herz bis
zum Halse pochte. »Ich kenne den Mann, mit dem Sie gerade gesprochen haben.«
Eilert schnaubte
ärgerlich. Ich beugte mich zu ihm vor und sah ihm direkt in die Augen. Mit
Angst gewinnt man keine Wette, hatte die Königin von Saba gesagt, und mit dem
nächsten Satz pokerte ich wirklich hoch. »Wenn Sie meine Fragen nicht ehrlich
beantworten, dann werde ich ihm stecken, dass Sie nicht nur Minka Nowak
ermordet haben, sondern auch den Mord an Sabine Mombauer in Auftrag gegeben
haben.«
»Machen Sie sich
nicht lächerlich! Ich habe niemanden ermordet. Minka Nowak war eine Angestellte
und Sabine Mombauer eine Mieterin. Beides rein geschäftliche Beziehungen und
sonst nichts!«, regte er sich auf.
Ich runzelte die
Stirn und sah ihn zweifelnd an.
»Ich hatte nichts
mit Minka und mit der
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