Himmel un Ääd (German Edition)
g'wesn«,
berichtete Ecki heute bereitwillig. »Moment einmal, Kathi. Na, was soll das
werden?«
»Ecki?«, rief ich,
weil ich nicht verstand, ob der Satz mir oder jemand anderem galt, aber ich
erhielt keine Antwort.
Hektisch drückte ich
die Off-Taste und wählte die Nummer. Erst ein Besetztzeichen, dann die
Nachricht, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar war. Na prima! Er
spielte mal wieder das alte Versteckspiel! Ich schickte drei vergebliche
Anrufversuche hinterher, dann rief ich Brandt an. Auch bei ihm meldete sich
heute nur die Mailbox. Ich bat um Rückruf.
Der eine oder
andere Gast drängte an mir vorbei in Richtung Toilette, und ich überlegte, was
ich jetzt machen sollte. Es ärgerte mich, dass ich nicht wusste, wo Pfeifer wohnte.
Ich stieg die Treppen hinunter ins Foyer und bat die Zeremonienmeisterin um ein
Telefonbuch. Darin stand nur ein Thomas Pfeifer, und der war Augenoptiker in
Deutz. Ich stieg wieder nach oben, suchte im Restaurant nach Eilert und wollte
von ihm die Adresse wissen.
»Was soll das denn
jetzt?«, giftete er leise. »Es war abgemacht, dass ich Sie anrufe, wenn Pfeifer
sich bei mir meldet. Das wird er, schließlich will er weiter mit mir Geschäfte
machen. Also, wo ist Ihr Problem? Ich werde einen Teufel tun und Ihnen seine
Adresse geben, damit Sie da alleine so eine Hysterische-Weiber-Nummer
abziehen.«
»Aber Sie haben
die Weisheit mit Löffeln gefressen und wissen genau, was richtig ist«, blaffte
ich zurück.
»Nennen Sie mir
einen vernünftigen Grund, weshalb Sie jetzt auf der Stelle in die Pfeifer'sche
Wohnung müssen!«
Natürlich wollte
ich ihm nicht sagen, dass ich Ecki dort vermutete. Je mehr ich über dessen
kurzen Anruf nachdachte, desto deutlicher wurde mir, dass dieser Anruf anders
war als die früheren. Eckis Stimme hatte nüchtern und erleichtert geklungen, er
hatte sofort gesagt, wo er war. Und ich hatte nicht geschimpft und geschäumt,
ihm keinen Anlass zum Auflegen gegeben. Und dann dieser überraschte Satz am
Ende des Gesprächs. Wem hatte er gegolten? Hatte Ecki diesmal gar nicht
freiwillig aufgelegt?
Eine merkwürdige
Unruhe ergriff mich, wieder wählte ich Brandts Nummer. Wieder meldete sich nur
die Mailbox. Noch einmal suchte ich nach ihm und Pfeifer unter Eilerts Gästen
und entdeckte weder den einen noch den anderen. Sollte ich im Präsidium eine
Nachricht für ihn hinterlassen?
Ratlos und wie ein
Fremdkörper stand ich zwischen den tratschenden und lachenden Gästen. Eine
Combo nahm auf der Bühne Platz und stimmte Willi Ostermanns »Ich möch zo Foß
noh Kölle jonn« an, die sentimentale Kölner Nationalhymne. Schon näherten sich
die ersten Grüppchen der Bühne, schon summte das Publikum mit, bald würde man
sich zum Schunkeln unter die Arme greifen.
Ich kam mir so
fehl am Platz vor. Ich wollte hier raus und drängelte mich an der Bühne vorbei
zum Ausgang. Dabei stieß ich mit einem Biertrinker zusammen, der mir sein
Kölsch über die Hose schüttete. Der Mann entschuldigte sich und machte sich
auf, um Servietten zum Trocknen zu holen, aber ich wollte nur an ihm vorbei und
war froh, als ich endlich im Flur und wenig später im Waschraum vor der Königin
von Saba stand.
Sie sah sich meine
Hose an und fragte: »So schlimm?«
»Nein, nein«,
sagte ich. »Das war ein Unfall. Ein bisschen klüger bin ich schon nach dem
Gespräch mit Eilert.«
Sie rupfte ein
paar Blatt Papier von einer Haushaltsrolle ab und reichte sie mir. »Du hast ihn
aufgespießt?«
»Das eher nicht«,
gestand ich und tupfte meine Hose trocken. »Er sagt, dass Pfeifer die miesen
Geschäfte gemacht hat und er nichts davon weiß.«
Die Königin von
Saba wiegte den Kopf hin und her und lächelte rätselhaft.
»So wie er das
sagt, klingt es ziemlich glaubhaft«, ergänzte ich.
Eine Frau in einem
roten Kostüm kam herein, die Königin erhob sich und wies ihr eine der Toiletten
zu. Dann wischte sie mit ihrem Lappen einmal über die Waschbecken und setzte
sich wieder breitbeinig auf ihren Stuhl.
»Pfeifer. Er hat
Minka …?« Sie fuhr mit dem Finger über ihren Hals.
»Vielleicht«,
sagte ich vorsichtig. »Eilert hat ihn angerufen, er will ihn zur Rede stellen.
Aber ich weiß nicht, ob ich ihm trauen kann. Er will mir Pfeifers Adresse nicht
verraten.«
Wieder wiegte sie
den Kopf hin und her. Die Frau in dem roten Kostüm kam zurück, wusch sich die
Hände, schminkte sich die Lippen und ging, ohne ein Trinkgeld zu hinterlassen.
Die Miene der Königin war undurchschaubar.
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